Interdisziplinäres Team erhält Zukunftspreis der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN)
Gibt es geschlechterspezifische Unterschiede bei der Nierentransplantation? Dieser Frage geht ein Team der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), bestehend aus Mitgliedern der Kinder-Nephrologie, Nephrologie und der Medizinischen Soziologie, nach. In ihren Analysen konnte das Team zeigen, dass Frauen in Deutschland eine geringere Chance haben, auf die Warteliste aufgenommen zu werden als Männer.
Gemeinsam mit internationalen Partnern beschrieben sie, dass die Unterschiede in der Sterblichkeit im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung (sogenannte Übersterblichkeit) bei Frauen und Mädchen nach Nierentransplantation ausgeprägter sind als bei männlichen Patienten. Als mögliche Erklärung konnte das Team eine erhöhte Vulnerabilität des kardiovaskulären Systems in verschiedenen Settings herausarbeiten.
Das Team zeigte auch, dass Patientinnen ein schlechteres Transplantatüberleben aufweisen – vor allem, wenn sie eine männliche Spenderniere erhalten. Für diese Arbeiten hat das Team Anfang Oktober 2023 den Zukunftspreis Nephrologie 2023 der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) erhalten. „Wir freuen uns sehr über die Anerkennung unserer Leistung. Gleichzeitig haben die wissenschaftlichen Herausforderungen für unser Team gerade erst begonnen“, berichtet Professorin Anette Melk, Oberärztin an der MHH-Klinik für Pädiatrische Nieren-, Leber und Stoffwechselerkrankungen, die den Preis gemeinsam mit Professor Bernhard M.W. Schmidt, MHH-Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankung im Namen des Teams entgegengenommen hat. „Durch unsere internationale Zusammenarbeit haben wir herausgefunden, dass die Benachteiligung von Frauen in der Transplantation ein weltweites Problem darstellt und globale Ansätze für eine geschlechtersensible Transplantationsmedizin erfordert.“
Mit dem Zukunftspreis werden innovative Forschungsarbeiten im Bereich der Nephrologie ausgezeichnet. Im vorliegenden Fall wurde von der Preiskommission anerkannt, dass die Untersuchung der Bedeutung des Geschlechts in der Transplantationsmedizin ein interdisziplinäres Zukunftsfeld mit hoher Dynamik darstellt, in dem erst seit wenigen Jahren aktiv geforscht wird. Dabei war das Team der MHH an einigen der wichtigen Arbeiten der letzten Jahre maßgeblich beteiligt und hat damit die Grundlage für eine weitergehende interdisziplinäre Beschäftigung mit dem Thema geschaffen Der Preis wird jährlich vergeben und ist mit einem Preis von 3.000 Euro dotiert.
Weitere Informationen:
Zur Pressemitteilung der DGfN
MHH-Pressemitteilung Nierenversagen im Kindesalter das Geschlecht beeinflusst Überlebenschancen.
Website des Symposiums: Diversity in Transplantation. Die Vorträge des Symposiums wurden aufgezeichnet. Nach Registrierung können die Aufzeichnungen angeschaut werden.