Arzt-Patienten-Kommunikation in der Krebsmedizin

Wie kann gute Kommunikation gelingen?

Stand: 29.05.2024

Podiumsdiskussion: Arzt-Patienten-Kommunikation in der Krebsmedizin am 14. Mai 2024 in der Medizinischen Hochschule Hannover. Copyright: Maike Isfort/ MHH.

Eine gute Arzt-Patienten-Kommunikation ist entscheidend für die Gesundheitsversorgung von Betroffenen. Sie kann Ängste mildern, den Heilungsprozess und die Lebensqualität fördern. Aber wie gelingt gute Kommunikation? Diese Frage wurde am Dienstag, den 14. Mai 2024 in der Podiumsdiskussion „Arzt-Patienten-Kommunikation in der Krebsmedizin“ diskutiert. Betroffene berichteten was aus ihrer Perspektive gut oder auch nicht gut lief und was sie sich konkret gewünscht hätten. Die Veranstaltung wurde von der OnkoAkademie des Comprehensive Cancer Center (CCC) der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ausgerichtet. Das Kommunikationsseminar richtete sich an Medizinstudierende, um sie auf ihr praktisches Jahr (PJ) sowie auf ihre weitere medizinische Laufbahn vorzubereiten. Die Initiative kam aus dem Patientenbeirat des CCC. Weitere Beiträge gab es aus der Ethik und aus der Psychoonkologie. Insgesamt haben mehr als 40 Teilnehmende an der Podiumsdiskussion teilgenommen.

Initiatorin Silke Schwethelm, Mitglied im Patientenbeirat und Leiterin der Selbsthilfegruppe Onko-Stammtisch: „Wir sehen, dass sich das Zueinanderfinden zwischen medizinischen Fachpersonal und Patientinnen und Patienten in der Praxis oft schwieriger gestaltet, als in der Theorie gelehrt. Daher wollten wir gemeinsam mit den Ärztinnen und Ärzten von morgen – den Medizinstudierenden – über Herausforderungen in der Arzt-Patienten-Kommunikation sprechen und aus Patientenperspektive unsere Erfahrungen teilen.“

Marek von Reusner, Medizinstudent an der MHH und Mitorganisator der Veranstaltung: „Für uns als Studierende bietet dieses Format eine tolle Möglichkeit, mit Patientinnen und Patienten in den Austausch zu kommen und offen Fragen zu stellen.“

Auch lange Gespräche können schlecht und gute kurz sein

Moderiert wurde die Veranstaltung von Psychoonkologin und Professorin Dr. Tanja Zimmermann der MHH. Sie weiß: „Insbesondere in der Zeit kurz nach der Diagnose befinden sich die Erkrankten häufig noch im Diagnoseschock. Statt alle Informationen in einem Gespräch unterzubringen, sollten Informationen besser häppchenweise angeboten werden“. Schwethelm bestärkt: „Auch lange Gespräche können schlecht und gute kurz sein“. Zudem sollte den Erkrankten Zeit gegeben werden, sich Notizen zu machen oder man kann sie ermutigen, eine Bezugsperson mitzubringen.

Es braucht Empathie

Als besonders wichtig nannten die teilnehmenden Patientinnen und Patienten Empathie sowie Zuwendung durch nonverbale Gesten, z.B. ein Lächeln oder ein Taschentuch anbieten. „Wir möchten uns nicht wie eine Sache fühlen, die abgearbeitet wird“, heißt es seitens der Patientinnen und Patienten.

Die beste Antwort aus der Medizin ist nicht immer die beste für die Patienten

Dr. med. Gerald Neitzke, Vorsitzender des Klinischen Ethik-Komitees der MHH betonte: „Patientinnen und Patienten haben Freiheiten. Es ist wichtig zu verstehen, dass Ärztinnen und Ärzte den Erkrankten vor der Behandlung erst einmal nur ein Angebot nach fachlicher Expertise machen. Dann erkundigt man sich, wie sich das Angebot für die betroffene Person anfühlt. Das Kriterium muss nicht immer Behandlungserfolg sein, sondern kann auch Lebensqualität lauten.“

Sagen, wenn man (nicht) zufrieden ist

Die teilnehmenden Gäste der Podiumsdiskussion waren sich einig: Man darf äußern, wenn man mit einem Gespräch nicht zufrieden war. Aber auch, wenn die Behandlung oder das Gespräch gut verlief und man sich wohl gefühlt hat. Denn nur so kann die Arzt-Patienten-Kommunikation verbessert werden.

Gut zu wissen

Für die Kommunikation mit Krebspatientinnen und -patienten wurde vom Team der Psychoonkologie daher ein Factsheet entworfen. Behandler finden dort hilfreiche Hinweise, Empfehlungen sowie Do’s and Dont’s. ► Factsheet zum Download

 

Der CCC-Patientenbeirat plant mit den Studierenden am Thema Arzt-Patienten-Kommunikation weiterzuarbeiten. Bei Interesse an einer Mitarbeit im Kommunikationsteam kontaktieren Sie uns gerne per E-Mail unter ccc@mh-hannover.de. Von Krebs Betroffene sowie Studierende zwischen dem 5. und 12. Semester sind herzlich willkommen.

Text: Maike Isfort