OnkoRiskNET erhält Niedersächsischen Gesundheitspreis
Wohnortnah versorgt bei erblichem Krebs
Stand: 05.12.2023
Wenn der Verdacht auf ein erbliches Krebsrisiko besteht, ist eine frühzeitige Abklärung für Betroffene wichtig. In Deutschland fehlt jedoch vor allem im ländlichen Raum ein flächendeckender Zugang zur humangenetischen Versorgung. Diesem Problem hat sich das Innovationsfonds-Projekt „OnkoRiskNET“ unter der Leitung eines Teams des Instituts für Humangenetik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) angenommen und ein Kooperationsnetzwerk zur wohnortnahen Versorgung von Betroffenen mit einem genetischen Tumorrisiko in Niedersachsen und Sachsen aufgebaut. Nun wurde das Projekt für seine Arbeit mit dem Niedersächsischen Gesundheitspreis in der Kategorie „E-Health – neue Chancen im Gesundheitswesen“ geehrt.
Versorgungslücken schließen
„In Deutschland erkranken etwa eine halbe Million Menschen im Jahr an Krebs. Mindestens jeder Zehnte trägt eine Veränderung in seinem Erbgut, die ein erhöhtes Krebsrisiko mit sich bringt und zur Tumorentstehung führen kann“ sagt Professorin Dr. Anke Bergmann, Fachärztin für Humangenetik und Projektleitung OnkoRiskNET. „Mit dem Projekt möchten wir den Zugang zu genetischer Beratung, Diagnostik und risikoadaptierter Prävention bei genetischen Tumorrisikosyndromen in strukturschwachen Regionen sichern.“
„Wir sehen, dass Krebspatientinnen und -patienten in dieser Belastungssituation den weiten Weg in ein Institut für Humangenetik häufig nicht finden. Deshalb war uns klar, dass hier eine ganz bedeutende Versorgungslücke existiert“, berichtet Professorin Dr. Brigitte Schlegelberger, die bis Mai 2023 Direktorin des Instituts für Humangenetik an der MHH war.
Die eigene Familiengeschichte für Krebs zu kennen, ist für die Betroffenen wichtig. Ein Gentest kann dazu beitragen, die Behandlung und damit die Heilungschancen zu verbessern. Auch die Krebsvorsorge kann angepasst werden, um Krebs früh zu erkennen oder sogar zu vermeiden.
Telemedizin und strukturierte Behandlungspfade
OnkoRiskNET hat strukturierte Behandlungspfade erarbeitet, bietet im Netzwerk mit niedergelassenen Onkologinnen und Onkologen Unterstützung bei der Indikationsstellung und Befundinterpretation und ermöglicht Betroffenen Zugang zu telemedizinischer genetischer Beratung. „Wir wollen die Betroffenen und ihre Familien dort erreichen, wo sie sind und verhindern, dass sie durch das System rutschen und erst auffallen, wenn sie an Krebs erkrankt sind. Dass dies jetzt funktioniert, ist unser größter Erfolg“, sagt Dr. Johanna Tecklenburg, Mit-Initiatorin und ehemalige Mitarbeiterin am Institut für Humangenetik der MHH. „Nun diesen Preis für das Projekt zu bekommen, ist großartig.“
Neben der MHH sind das Institut für Klinische Genetik an der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus Dresden, das Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, das inav - Privates Institut für angewandte Versorgungsforschung GmbH, die AOK Niedersachsen sowie die Patientenorganisation BRCA-Netzwerk e.V. am Projekt beteiligt.
Der Niedersächsische Gesundheitspreis wird jährlich vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, dem Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung, der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, der AOK Niedersachsen sowie der Apothekerkammer Niedersachsen verliehen.
Weitere Informationen:
Kurzfilm zu OnkoRiskNet anlässlich der Preisverleihung