31. Mai: Weltnichtrauchertag
Stand: 29.05.2020
Um auf den weltweiten Tabakkonsum und die dadurch verursachten Todes- und Krankheitsfälle aufmerksam zu machen, wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) der Weltnichtrauchertag eingeführt.
In Deutschland lautet das in diesem Jahr von der Deutschen Krebshilfe und dem Aktionsbündnis Nichtrauchen e. V. ausgegebene Motto: „KILL YOURSELF STARTER KIT. LASS DICH NICHT MANIPULIEREN.“ Mit diesem Leitspruch soll auf die manipulativen Marketingstrategien der Tabakindustrie hingewiesen werden, um insbesondere Jugendliche vor Tabak- und Nikotinkonsum zu bewahren.
Das Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V. kritisiert dabei unter anderem das indirekte Bewerben von Tabakprodukten in Filmen oder Musikvideos, die leichte Zugänglichkeit von Tabakprodukten oder E-Zigaretten, die als eine "bessere“ Alternative zu gewöhnlichen Zigaretten beworben werden. Die Gefahr: Tabakwerbung vermittelt die Annahme, dass Rauchen und Dampfen „cool und unbedenklich“ sei. Risiken von Shisha- und Zigarettentabak werden gekonnt überspielt. Dabei ist weitestgehend bekannt, dass der Konsum von Tabak unter anderem als Hauptrisikofaktor für Lungenkrebs und Risikofaktor für weitere Krebsarten¹ und Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen gilt.
Wir nehmen den diesjährigen Weltnichtrauchertag zum Anlass, um die Folgen des Rauchens und Dampfens einmal näher zu hinterfragen und zu beschreiben.
Wir haben bei Frau Dr. med. Bodmann der Klinik für Pneumologie der MHH nachgefragt:
Was passiert eigentlich mit unserer Lunge wenn wir rauchen?
„Beim Inhalieren des Zigarettenrauchs gelangen mehr als 70 verschiedene krebserregende Substanzen in die Lungen. Diese Substanzen lagern sich dort ab. Die Giftstoffe im Rauch zerstören die Lungenbläschen und schädigen das Immunsystem. In der Lunge entstehen zudem Genmutationen, welche das Entstehen von Krebszellen begünstigen. Durch regelmäßiges Rauchen wird das Bronchialsystem gereizt und vermehrt Bronchialschleim produziert. Gleichzeitig wird der Selbstreinigungsmechanismus der Lunge massiv beeinträchtigt: Flimmerhärchen der Bronchialschleimhaut werden zerstört. Ihre eigentliche Aufgabe, der Abtransport von Schadstoffen, wird dadurch deutlich erschwert. Auch die Zusammensetzung des Schleims verändert sich. Diese Prozesse führen zu einem Schleimstau in der Lunge. Dies führt bei Betroffenen oftmals zu mühevollem Abhusten“ erklärt Frau Dr. med. Bodmann.
Die E-Zigarette – eine „gesündere“ Alternative zur herkömmlichen Zigarette?
Bodmann: „Bislang gibt es zum „Dampfen“ nur wenige Studien und noch kaum Langzeitbeobachtungen. Man kann sagen, dass die E-Zigarette zwar weniger Schadstoffe als eine herkömmliche Zigarette enthält, das Dampfen aber genauso Lungenerkrankungen auslösen kann, wie beispielsweise Entzündungsreaktionen oder Kontaktallergien. Wir raten daher ausdrücklich ab, von einer normalen Zigarette auf die E-Zigarette umzusteigen.“
Was ist das Schädliche beim Dampfen einer E-Zigarette?
Bodmann: „In einer E-Zigarette werden aromatisierte Flüssigkeiten verdampft. Die Geräte bestehen aus einer Stromquelle (Akku), einem elektrischen Heizelement (Vernebler) und einer Kartusche für die zu verdampfende Flüssigkeit (Liquid). Es entsteht also kein Rauch, sondern Aerosol, das eingeatmet wird und die Lunge irreversibel schädigen kann. Beim Erhitzen der Liquids entstehen unter anderem die Substanzen Acetaldehyd und Formaldehyd. Durch die Möglichkeit bei bestimmten E-Zigaretten-Modellen die Spannung und somit die Temperatur individuell hochregeln zu können, gelangen beim Dampfen von zum Beispiel 3 ml Liquid, die 5- bis 14-fachen der Menge an Formaldehyd in die Lungen. Das entspricht einer Menge, die beim Rauchen von 20 Tabakzigaretten – also einer ganzen Schachtel – aufgenommen werden würde.“
„Partyraucher“ – „gelegentliches Rauchen macht ja nichts“?
Bodmann: „Laut großer epidemiologischer Studien gibt es keinen unteren Grenzwert, bei dem das Rauchen gefahrlos ist. Zudem besteht bei Gelegenheitsrauchern ein hohes Risiko, dass es durch die Suchtgefahr nicht beim Gelegenheitsrauchen bleibt. Daher ist auch vom Partyrauchen abzuraten!“
Weitere Informationen:
Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V. (ABNR) - Weltnichtrauchertag
¹ Krebs in Deutschland für 2015/2016. 12. Ausgabe. Robert Koch-Institut (Hrsg) und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (Hrsg). Berlin, 2019.