Kai-Christian Klespe, Oberarzt im Hauttumorzentrum der MHH.

Schwarzer Hautkrebs: Wie wird er festgestellt und behandelt?

Stand: 27.05.2022

In Deutschland erkranken immer mehr Menschen an Hautkrebs. Obwohl das Erkrankungsrisiko mit zunehmenden Alter steigt, sind vermehrt jüngere Menschen betroffen. Wichtigster Risikofaktor: die UV-Strahlung.

Bei Hautkrebs wird zwischen dem sogenannten "schwarzen" und dem "hellen“ Hautkrebs unterschieden. Beim schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom) handelt es sich um eine bösartige Form, die sich bereits früh im Körper ausbreiten kann. Sie gilt daher als besonders gefährlich. Wie sich bösartige Veränderungen der Haut erkennen lassen und wie schwarzer Hautkrebs behandelt werden kann, erklärt Kai-Christian Klespe, Oberarzt im Hauttumorzentrum des Comprehensive Cancer Center (CCC) der Medizinischen Hochschule Hannover im Interview.
 

Warum gilt der schwarze Hautkrebs als besonders gefährlich im Vergleich zum hellen Hautkrebs?

Der schwarze Hautkrebs verhält sich prinzipiell aggressiver als der helle Hautkrebs. Es gibt deutlich mehr Todesfälle durch schwarzen als durch hellen Hautkrebs, da er über Lymph- und Blutbahnen schneller und häufiger streut, also Metastasen ausbilden kann. Deshalb ist es so wichtig, ihn so früh wie möglich zu entdecken. Das Risiko am schwarzen Hautkrebs zu erkranken liegt gegenwärtig bei etwa zwei Prozent, also etwa jeder 50. Mensch in Deutschland.
 

Wie beziehungsweise woran lassen sich bösartige Veränderungen der Haut erkennen?

Für den schwarzen Hautkrebs gibt es eine einfache Regel nach der man bei einem auffälligen Muttermal selbst vorgehen kann: die ABCDE-Regel. A steht für Asymmetrie: Ist das Muttermal rund oder oval, ist dies als gut zu werten. B steht für Begrenzung: unregelmäßige, unscharfe Grenzen des Muttermals sind als verdächtig einzustufen. C ist die Colorierung: Mehrere Braun-/Schwarztöne oder Aufhellung der Farbe sind auffällig. D bedeutet Durchmesser: Bis zu einem Durchmesser von fünf Millimeter gilt das Muttermal eher als unauffällig. Zuletzt E, das für Erhabenheit steht, also ob das Muttermal flach oder zum Beispiel kugelig wächst.

Für den hellen Hautkrebs gibt es eine solche Regel leider nicht, weil er ganz unterschiedlich aussehen kann. Umso wichtiger ist es, dass wir alle unsere Haut regelmäßig selbst auf auffällige Hautveränderungen untersuchen und bei Unsicherheiten oder Veränderungen eine Hautärztin oder einen Hautarzt aufsuchen.
 

Wie geht es weiter, wenn die Hautärztin oder der Hautarzt eine Vorstufe von Hautkrebs entdeckt?

Die Hautärztin oder der Hautarzt erkennt in der Regel mit dem bloßen Auge, ob es sich um eine Vorstufe oder einen Hautkrebs handelt. Man kann eine Vorstufe mit speziellen Cremes/Gels oder einer Lichttherapie sehr gut behandeln, aber auch mittels kleiner Operation in örtlicher Betäubung.
 

Welche Behandlungs- oder Therapiemöglichkeiten gibt es bei Hautkrebs? Wovon hängt es ab, welche Behandlung oder Therapie zum Einsatz kommt?

In aller Regel wird Hautkrebs operativ entfernt und im Anschluss unter dem Mikroskop beurteilt, ob er komplett entfernt wurde. In seltenen Fällen muss dann ein zweites Mal operiert werden, wenn nicht alle Anteile entfernt worden sind oder man einen gewissen Sicherheitsabstand einhalten sollte. Wenn die Operation frühzeitig erfolgt, das heißt, der Krebs noch nicht über Blut- oder Lymphbahnen gestreut hat, gelten die Betroffenen nach erfolgreicher Operation als geheilt. Bei weit fortgeschrittenem Hautkrebs, also wenn sich schon Metastasen gebildet haben, kann entweder auch operiert oder bestrahlt werden oder eine medikamentöse Therapie erfolgen. Kommt letztere in Frage, stehen uns Methoden der Immuntherapie zur Verfügung, die auch bei anderen Krebsarten zum Einsatz kommen. Bei diesen sogenannten Immuntherapien wird das körpereigene Immunsystem genutzt, um den Krebs zu bekämpfen. Heutzutage stehen auch Medikamente zur Verfügung, die die Zellteilung der Krebszellen beeinflussen und ihn so unter Kontrolle halten können. Nichtsdestotrotz ist der metastasierte Hautkrebs aber auch heute noch eine aggressive Erkrankung.
 

Wie gut stehen die Heilungschancen bei Hautkrebs?

Die Heilungschancen hängen davon ab, ob es sich um einen schwarzen oder hellen Hautkrebs handelt und wie früh er entdeckt wird. Der helle Hautkrebs ist in fast allen Fällen durch eine operative Entfernung geheilt. Beim schwarzen Hautkrebs ist es davon abhängig wie groß er gewachsen ist und ob er bereits gestreut hat. Einfach gesagt: Je früher er entdeckt wird, umso besser die Heilungschancen. Deshalb möchte ich alle animieren, das Hautkrebsscreening wahrzunehmen, das von den gesetzlichen Krankenkassen für jede und jeden über 35 Jahren alle zwei Jahre übernommen wird.