Welthirntumortag: Gliome und wie sie behandelt werden

Stand: 06.06.2022

Der 8. Juni ist Welthirntumortag. Weil Hirntumore im Vergleich zu anderen Krebserkrankung eher selten sind, werden sie in der Bevölkerung kaum wahrgenommen. Aus diesem Grund klärt unser Neuroonkologisches Zentrum im Comprehensive Cancer Center (CCC) der MHH jedes Jahr zu Hirntumoren und Behandlungsmöglichkeiten auf. In diesem Jahr richten wir das Augenmerk auf das Gliom. Im Interview Herr Dr. Esmailzadeh, Koordinator des Neuronkologischen Zentrums und Oberarzt in der Klinik für Neurochirurgie.

Dr. M. Esmaeilzadeh, Koordinator Neuroonkologisches Zentrum und Oberarzt in der Klinik für Neurochirurgie.

Was ist ein Gliom?

Bei einem Gliom handelt es sich um eine Art von Hirntumor, das sich durch sogenannte Gliazellen, also Zellen im Nervengewebe, bildet. Sie haben für die nervale Funktion wichtige Hilfs- und Supportivfunktionen. Unterschieden werden beim Gliom verschiedene Tumor-Formen wie Astrozytom oder Glioblastom. Ein Astrozytom entsteht aus Astrozyten. Diese Zellen bilden im zentralen Nervensystem den größten Anteil der Gliazellen. Bei einem Glioblastom handelt es sich um einen sehr aggressiven, bösartigen Hirntumor, dessen Ursprungszellen ebenfalls die Astrozyten sind.

Wie macht sich ein Gliom bemerkbar? Was sind Symptome?

Ein Gliom kann je nach Lokalisation unterschiedliche Symptome verursachen. Das hängt vor allem von der Lage ab, weniger von der Art des Tumors. Betroffene können unter Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen leiden oder aber auch stärkere Symptome zeigen, wie Krampfanfälle, Wesensveränderungen, Sprachstörungen oder gar Lähmungen. Bei Verdacht auf einen Hirntumor und für den Nachweis eines Glioms sind bildgebende Verfahren wie die MRT-Untersuchung erforderlich.

Kennt man die Ursache für die Entstehung eines Glioms?

Die Ursache ist meist unklar. Auslöser können beispielsweise familiäre oder genetische Faktoren sein, die auf eine andere Erkrankung wie die Neurofibromatose zurückgehen. Dabei handelt es sich um einen Sammelbegriff für Erbkrankheiten, die in erster Linie die Haut und das Nervensystem betreffen. Aber auch Strahleneinwirkungen können eine Ursache sein.

Wer ist davon betroffen?

Gliome treten vor allem bei Patientinnen und Patienten mittleren Alters zwischen 40 und 65 Jahren auf. Sie stellen etwa 30 bis 40 Prozent der Hirntumore dar. Etwa fünf bis sechs von 100.000 Menschen erkranken jährlich an einem Gliom.

Wie sieht die Behandlung bei einem Gliom aus?

Heutzutage kann man alle Arten von Gliomen behandeln. Es kommt bei der Behandlung vor allem darauf an, wie groß und wie die Lokalisation des Tumors ist. Zu den Therapieoptionen zählen die Operation, Bestrahlung und Chemotherapie. Bei der Erstellung eines Therapiekonzepts ist eine histologische und häufig auch eine zusätzliche molekularpathologische Untersuchung des Tumorgewebes notwendig. Bei niedriggradigen Gliomen, also gutartigen beziehungsweise gering bösartigen Tumoren, kann die operative Entfernung des Glioms eine ausreichende Therapie sein. Unter Umständen ist eine postoperative Bestrahlung oder Chemotherapie notwendig. Bei malignen Gliomen erfolgt in erster Linie eine operative Entfernung des Tumors und anschließend zumeist eine postoperative Radiochemotherapie. Danach sind sogenannte Verlaufskontrollen notwendig, das heißt, dass die Patientinnen und Patienten alle drei Monate zur Kontrolle kommen müssen. Die enge Zusammenarbeit der verschiedenen Bereiche wie der Neurochirurgie, Strahlentherapie, Neuroradiologie und Neuropathologie hat bei der Behandlung einen großen Stellenwert. Zur Prognose lässt sich abschließend sagen, dass diese bei weniger bösartigen Gliomen in aller Regel gut ist. Je bösartiger der Tumor jedoch ist, desto schwieriger ist auch die Behandlung.