„Durch eine Spende drei Leben geschenkt“

Barbara, seit 1994 im Alter von 11 Jahren lebertransplantiert

Mein Name ist Barbara Hobmeier. Ich wurde 1983 als eineiiger Zwilling geboren. Einen gesunden drei Jahre älteren Bruder habe ich auch. Kurz nach meiner Geburt wurde bei mir eine extrahepatische Gallengangsatresie diagnostiziert. Meine eine Minute jüngere Zwillingsschwester ist gesund. Sechs Wochen nach meiner Geburt wurde eine Kasai-Operation durchgeführt, die zwei Wochen darauf revidiert werden musste und eine Porto-Enteroanastomose gelegt wurde, wodurch ich die ersten Lebensjahre einigermaßen normal verbringen konnte.


Barbara als Kind vor der Transplantation. Copyright: privat
Barbara als Kind vor der Transplantation. Copyright: privat

„Ich sah mit meinem dicken Bauch anders aus und nahm jeden Tag unendlich viele Tabletten.“

Erst ab der Grundschule wurde mir selbst bewusst, dass ich anders bin, als die anderen. Ich konnte nicht so spielen, wie meine Geschwister, sah mit meinem dicken Bauch anders aus und nahm jeden Tag unendlich viele Tabletten. Regelmäßige Blutabnahmen und Infusionen prägten meinen Alltag. Ich habe das Glück, dass mein Vater Kinderarzt ist und er viele der Behandlungen zuhause machen konnte. So wurde mir Gott sei Dank viel Zeit im Krankenhaus erspart. Dennoch: ein normaler Alltag oder Schulbesuch waren für mich nicht möglich, da mir das alles viel zu viel war. Spielbesuche bei Freundinnen waren sehr selten, auch mein Gesundheitszustand verschlechterte sich immer mehr.  In den Jahren 1992 und 1993 bekam ich insgesamt fünfmal Magenblutungen, die mehrere Komas zur Folge hatten. Eine Vorstellung in Erlangen sowie die Abklärung zur Transplantation erfolgten stationär. Die Arztbesuche wurden immer mehr und der Alltag meiner Familie veränderte sich ebenso drastisch.


Barbara nach der Transplantation. Copyright: privat
Barbara nach der Transplantation. Copyright: privat

„Ich wurde als erstes Kind in Bayern lebertransplantiert.“

Am 20.05.1994 wurde nach einer starken Blutung, krankhaften Zuständen des Gehirns und eines deutlichen Verlustes der Leberfunktion die Dringlichkeitsanfrage gestellt und ich wurde stationär in Erlangen im Kinderkrankenhaus aufgenommen. Die Ärzte und Schwestern waren unheimlich nett zu mir und zu einem der Transplantationsärzte habe ich heute noch immer wieder Kontakt. Da meine Eltern damals am Abend die Kinderstation verlassen mussten und ich alleine im Zimmer war, war der Kontakt zu den Schwestern und Ärzten enorm wichtig für mich. 

Im Juni 1994 kam der erlösende Anruf, dass es eine Split-Leber für mich gibt. Ich wurde als erstes Kind in Bayern lebertransplantiert. Die Tage auf der Intensivstation waren sehr anstrengend und belastend für meine ganze Familie. Ich erholte ich mich jedoch sehr schnell und konnte bald auf die Normalstation verlegt werden und das Krankenhaus bereits Ende Juni wieder verlassen.  Ein paar Wochen darauf musste ich mit einer Nierenbeckenentzündung nochmal stationär aufgenommen werden.


Barbara heute mit ihren beiden Töchtern am See. Copyright: privat
Barbara heute mit ihren beiden Töchtern. Copyright: privat

„Ich hatte das Glück zwei gesunde Kinder auf Welt bringen zu dürfen.“

Heute geht es mir bis auf kleinere, leider immer wiederkehrende Probleme mit den Gallengängen ganz gut. 2011 und 2012 hatte ich das große Glück zwei gesunde Kinder auf die Welt bringen zu dürfen, die das Leben von mir und meinem Mann perfekt gemacht haben. Ich kann normal arbeiten gehen und meinen Traumberuf als Erzieherin ausüben. In meiner Freizeit gehe ich gerne in die Berge und genieße die Natur.

Ich wünsche mir noch viele weitere gesunde Jahre mit meiner Familie und dass ich mit meiner Geschichte dem ein oder anderen Mut machen kann. Die Arbeit für transplantierte Kinder muss unbedingt so toll weitergeführt werden. Dazu möchte ich gerne beitragen.

Ich bin stolz, dass ich trotz des schweren Starts mittlerweile ein fast normales Leben führen kann und das große Glück hatte, zwei gesunde Mädchen zu bekommen. Und auch auf die vielen tollen Menschen, die mich auf meinen Wegen begleitet haben.

 

„Es ist kaum vorstellbar, welche wichtige Rolle die Schwestern, Pfleger, Ärztinnen und Ärzte in solchen schwierigen Zeiten haben.“

Ich bin meinem Spender und seiner Familie unendlich dankbar, dass Sie sich in ihrem dunkelsten Moment für eine Organspende entschieden haben und mir und somit meinen beiden Mädchen das Leben geschenkt haben!

Es ist kaum vorstellbar, welche wichtige Rolle die Schwestern, Pfleger, Ärztinnen und Ärzte in solchen schwierigen Zeiten haben, wie viel sie zur Genesung und dem Wohlbefinden der Patienten beitragen können, indem sie sich Zeit nehmen und da sind!

Und erst recht wie wichtig und unersetzbar die Familie und Freunde in dieser Zeit sind!