Drei Geburtstage in einem Jahr
Isabelle, seit 1990 im Alter von 9 Monaten lebertransplantiert und 1998 retransplantiert
Hallo, mein Name ist Isabelle, 30 Jahre alt, komme aus dem Sauerland und bin zweimal lebertransplantiert.
Von da an begann ein Wettlauf mit der Zeit
Mit 4 ½ Monaten, so weiß ich es aus den Erzählungen meiner Mutter, bekam ich sehr hohes Fieber. Beim Kinderarzt sprach man vom 3-Tage-Fieber. Er nahm mir aber vorsichtshalber Blut ab. Am Abend ging bei uns das Telefon und der Arzt bat uns umgehend in die Siegener Kinderklinik zu fahren, da meine Leberwerte sehr hoch waren. Es wurde mir sehr viel Blut abgenommen und unzählige Untersuchungen gemacht. Nach einer Woche stand die Diagnose fest: „Extrahepatische Gallengangsartresie“. Es wurde ein Termin in der Kinderklinik der MHH gemacht und das Procedere begann von vorne „mit noch mehr Blut und Untersuchungen“. Schnell war klar, dass nur eine Lebertransplantation mein „kleines“ Leben retten kann. Von da an begann ein Wettlauf mit der Zeit. Meine Haut verfärbte sich gelb. Im Bauch sammelte sich immer wieder Wasser an. Die Besuche in der Klinik häuften sich. Es wurde sogar von einer Transplantation in Chicago gesprochen.
Meinen 1. Geburtstag habe ich in der Kinderklinik gefeiert
Mit ca. 9 Monaten kam der „Erlösende Anruf“ aus der Kinderklinik der MHH. Ein passendes Organ war vorhanden. Die Transplantation verlief gut. Ich verbrachte mit meinen Eltern 3 ½ Monate auf der Station 63b der Kinderklinik. Alle mochten mich und waren sehr lieb zu mir. Meinen 1. Geburtstag habe ich in der Kinderklinik gefeiert, mit vielen schönen Geschenken. Nach meiner Entlassung sind wir engmaschig in die Gastro-Ambulanz gefahren.
Mit fünf Jahren ging es mir immer schlechter
Nach meinem 2. Lebensjahr nahmen die Krankenhausbesuche zu. Meine Werte verschlechterten sich, man sprach von einer erneuten notwendigen Transplantation. Mit 4 kam ich in den Kindergarten, ich war da schon nicht mehr so belastbar. Im nächsten Jahr (5 Jahre) ging es mir immer schlechter, ich wurde kurzatmig und bekam Rachitis. Im März 1998 bekam ich eine Splitleber transplantiert. Am 2. Tag auf der ITS wurde der Bauchraum noch einmal geöffnet. die Leber lag auf der Pfortader und wurde dann mittig festgenäht. Nach ca. 10 Wochen auf der 64b, in denen ich von einem liebevollen Pflegepersonal und einem freundlichen Ärzteteam betreut wurde, stand endlich die Entlassung an. Ab da ging es gesundheitlich bergauf, ich konnte wieder meinem Hobby dem reiten nachgehen und wurde im selben Jahr eingeschult.
Ich feiere drei Geburtstage im Jahr
In den Jahren von 2013 bis 2019 stiegen meine Leberwerte immer mal wieder an (sehr hoch). Stationär aufgenommen ergaben mehrere Untersuchungen und zwei Biopsien leider keine Ergebnisse. Die Werte fielen von selbst. Die dritte Transplantation, die im Raum stand (2013), blieb mir Gott sei Dank erspart. Ich bin dankbar, dass ich, auch wenn es ein paar Einschränkungen gibt, leben darf und es mir heute sehr gut geht. In meiner Freizeit gehe ich sehr gerne auf Konzerte, treffe mich mit Freunden und reite einmal in der Woche. Seit 2016 bin ich eine stolze Hundebesitzerin und freue mich täglich aufs Gassi gehen. 2012 hab ich meine Ausbildung zur Bürokraft absolviert. Mit meiner Geschichte hoffe ich Euch Mut machen zu können. Mit sieben Jahren, vor meiner zweiten Lebertransplantation, habe ich mir geschworen „ich schaffe das“, und das erfolgreich! Seitdem feiere ich drei Geburtstage in einem Jahr.