Dankbar, dass wir so viele Jahre mit ihm verbringen durften

1988 bekam Sebastian mit 9 Monaten eine Spenderleber. Sie schenkte ihm 29 Jahre.

 

Hallo liebes Team der MHH,
Ich selber bin nicht transplantiert und möchte hier die Geschichte meines Bruders Sebastian erzählen, um anderen Mut zu machen, dass sich das Kämpfen immer lohnt.
Sebastian wurde am 15.03.1988 geboren. Im Oktober 1988 wurde sein Bauch immer dicker. Am 14.11.1988 kam er in die Kinderklinik nach Vechta. Es wurde eine fortgeschrittene Leberzirrhose festgestellt. Seine einzige Rettung war eine Transplantation.

Sebastian als Baby drei Tage vor der Transplantation / Copyright: Daniela Dedden
Sebastian drei Tage vor der Transplantation / Copyright: Daniela Dedden

Das war für uns das schönste Weihnachtsgeschenk

Am 29.11.1988 kam er in die Medizinische Hochschule Hannover. Sein Zustand verschlechterte sich von Tag zu Tag. Mit Medikamenten konnte man ihn nun nicht mehr am Leben halten. Am 13.12.1988 kam er auf die Dringlichkeitsliste. Eine Zeit des Wartens begann für uns. Meine Mutter war die ganze Zeit über bei meinem Bruder. Wenige Tage später erhielten wir um 17 Uhr den Anruf, dass man für Sebastian eine Leber hatte. Jetzt kamen für uns die schrecklichsten Stunden. Lt. den Ärzten damals müssten wir mit bis zu 12 Stunden rechnen. Hier ist uns besonders Dr. Burdelski in Erinnerung geblieben. Es lief jedoch alles sehr gut und um 23 Uhr kam der Anruf, dass er vorerst alles gut überstanden hatte und wir jetzt abwarten müssen.
Das war für uns das schönste Weihnachtsgeschenk.


Sebastian 10 Wochen nach der Transplantation / Copyright: Daniela Dedden
Sebastian 10 Wochen nach der Transplantation / Copyright: Daniela Dedden

Jede Woche nach Hannover, jede Woche das gleiche Bangen


Sebastian wurde in den folgenden Wochen in einem Dämmerschlaf gehalten. Nach vier Wochen auf der Intensivstation kam er auf die andere Station zurück. Nach diesen vier Wochen erzählten uns die Ärzte, dass sie in der zweiten Nacht nach der Transplantation sehr um Sebastians Leben gekämpft hätten. In Erinnerung geblieben ist uns von damals auch der kleine Japaner, der dreijährige Tomoya Morino, der ebenfalls eine neue Leber erhalten hatte. Allerdings verstarb dieser 6 Wochen nach der Transplantation (siehe Artikel in der Anlage).
10 Wochen nach der Transplantation bekam er sein erstes Butterbrot. Die letzten Schläuche wurden gezogen und Sebastian kam am 10.02.1989 das erste Mal nach Hause.

Jede Woche musste er 1 bis 2 x nach Hannover. Nach zwei Wochen kam eine Abstoßreaktion und 3 Wochen Klinikaufenthalt folgten. Endlich Anfang März wieder nach Hause. Jede Woche nach Hannover, jede Woche das gleiche Bangen.


Sebastian Pfingsten 2018 in der MHH / Copyright: Daniela Dedden
Sebastian Pfingsten 2018 in der MHH / Copyright: Daniela Dedden

Zu dem Zeitpunkt ging es ihm schon nicht mehr richtig gut


Sebastian musste viele Medikamente nehmen. Trotzdem war er immer ein fröhlicher Junge, der sich nicht unterkriegen lassen wollte.
Er wurde immer älter, hat sich auch nie beschwert über irgendwelche Krankenhausaufenthalte, Medikamente etc. Er hat alles so hingenommen.

Irgendwann hatte er eine Freundin, die ihm immer zur Seite gestanden hat. Die beiden haben dann im Dezember 2017 geheiratet. Zu dem Zeitpunkt ging es ihm schon nicht mehr richtig gut. Er hatte oft mit Krampfadern zu kämpfen, hat sich aber auch nicht unterkriegen lassen und immer tapfer weitergekämpft. Er kam jedoch immer wieder ins Krankenhaus, entweder Quakenbrück oder Hannover. (Anlage Foto von Pfingsten 2018 Hannover)

 

Wir sind sehr dankbar, dass wir so viele Jahre mit ihm verbringen durften
 

Dann im Juni 2018 hatten wir uns zu mit der gesamten Familie getroffen, um Familienfotos zu machen. Jedoch am Nachmittag mussten wir den Krankenwagen rufen und er kam nach Quakenbrück. Es war eine Krampfader an der Speiseröhre geplatzt. Das Kämpfen begann, doch dieses Mal war nichts mehr zu machen. Sebastian starb am 04.06.2018 im Alter von 30 Jahren.
Wir sind sehr dankbar, dass wir so viele Jahre mit ihm verbringen durften und möchten diese Erfahrung mit Transplantation und allem nicht missen.

Aus dieser Zeit ist uns auch Frau Gudrun Held in Erinnerung geblieben, die damals eine sehr große Stütze war. Besonders für unsere Mutter in Hannover, aber auch wenn wir Vorort waren, hat sie immer zugehört.

Wir möchten ein großes Dankeschön an die MHH sagen. Macht weiter so. DANKESCHÖN!

Mit ganz lieben Grüßen aus dem Emsland
Daniela Dedden