Weitere Nachrichten auf der Startseite
Individualisierte Immunsuppression nach Lebertransplantation
Das Langzeitüberleben jenseits des ersten Jahres nach Lebertransplantation hat sich in den letzten 30-40 Jahren kaum verbessert. Dabei versterben mehr Patienten an Erkrankungen, die durch die langfristige Einnahme von Immunsuppressiva begünstigt werden, als am Transplantatversagen selbst.
Um dem Patienten nur so viel Immunsuppression wie nötig, aber so wenig wie möglich zu geben, führt die Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie seit 2018 ein individualisiertes Immunsuppressionsmanagement durch, das sich an sogenannten Protokollleberbiopsien, d.h. Leberbiopsien auch bei normalen Leberwerten, und am Vorliegen von Antikörpern, die gegen das Transplantat gerichtet sind, orientiert. Diese Biopsien geben Aufschluss über Entzündung und Vernarbung im Transplantat, was bisher mit keiner anderen nicht-invasiven Methode genau genug detektiert werden kann. Auf Basis dieser vielschichtigen Informationen wird die Immunsuppression - basierend auf dem individuellen Abstoßungsrisiko (niedrig/mittel/hoch) - im Rahmen einer interdisziplinären Konferenz des gesamten Lebertransplantations-Teams angepasst.
In der ersten klinischen Auswertung dieses individualisierten Immunsuppressionsprogramms konnte unsere Assistenzärztin Emily Saunders im Rahmen ihrer medizinischen Doktorarbeit zeigen, dass die Protokollbiopsien sicher sind und keine relevanten Komplikationen nach sich ziehen. Nach Reduktion der Immunsuppression, die bei ca. 30-50% der Patienten möglich war, zeigte sich keine erhöhte Abstoßungsrate, aber die Nierenfunktion konnte bei diesen Patienten signifikant geschont werden. Diese Ergebnisse wurde jetzt im hochrangigen „American Journal of Transplantation“ zur Veröffentlichung angenommen (Saunders et al. Am J Transplant. 2021 Aug 28. doi: 10.1111/ajt.16817).
Diese erste Sicherheitsbeurteilung deutet auf einen Nutzen der individualisierten Immunsuppression für unsere Patienten hin, so dass dieses Programm weiter unter engmaschiger wissenschaftlicher Begleitung durch Dr. Elmar Jäckel und PD Dr. Richard Taubert fortgesetzt wird.