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Mit Ultraschall gegen Leberkrebs
Die MHH schließt eine Klinikpartnerschaft mit Usbekistan und unterstützt mit einem Ausbildungsprogramm für Sonografie-Diagnostik des hepatozellulären Karzinoms (HCC).
Stand: 17. Mai 2023
Gemeinsam an Virushepatitis zu forschen und gleichzeitig die Gesundheitsversorgung im Partnerland zu verbessern, ist das Ziel einer neuen Partnerschaft der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) mit der führenden Klinik für Infektionserkrankungen in Usbekistan. Die Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie kooperiert dabei mit der medizinischen Klinik des Instituts für Virologie und dem wissenschaftlichen Forschungsinstitut für Virologie (Scientific Research Institute of Virology, SRIoV) in Tashkent. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt das Projekt PLUTHO (Prevention of virus-induced Liver Cancer in Uzbekistan: The Tashkent-Hannover-Liver-Network) für zwei Jahre mit 300.000 Euro. Ein Schwerpunkt ist der Aufbau eines strukturierten Ultraschall-Ausbildungsprogramms zur Früherkennung von Leberkrebs für die usbekischen Medizinerinnen und Mediziner durch die MHH-Klinik. Zusätzlich wollen beide Klinikpartner die Diagnostik von Infektionen mit Hepatitis-Viren verbessern und neue Biomarker für das individuelle Leberkrebs-Risiko finden.
Hepatitis-D-Infektionen erhöhen das Risiko für Leberzellkrebs
„Chronische Virusinfektionen der Leber sind ein großes Gesundheitsproblem in Usbekistan“, stellt Professor Dr. Michael Gebel fest. Der Oberarzt für den Bereich Ultraschall an der MHH-Klinik pflegt seit Jahren Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen in der zentralasiatischen Republik und hat die Klinikpartnerschaft angestoßen. „Während in Deutschland Infektionen mit Hepatitis-Viren eher selten sind, ist dort etwa jeder Zehnte von einer chronischen Virushepatitis betroffen“, erklärt der Gastroenterologe. Vor allem Infektionen mit dem Hepatitis-B-Virus und Co-Infektionen mit dem Hepatitis-D-Virus gehören zu den häufigsten Leberinfektionen. Und die erhöhen das Risiko für ein hepatozelluläres Karzinom (HCC) deutlich. Leberzirrhosen oder Leberkrebs gehören daher zu den häufigsten Todesursachen.
Ultraschall-Training an der MHH und in Tashkent
Das soll sich nun ändern. Die Lösung heißt Ultraschall. „HCCs sind sehr gut zu behandeln, wenn wir sie durch eine Sonografie früh genug erkennen“, sagt Assistenzärztin Dr. Lisa Sandmann, eine der leitenden Wissenschaftlerinnen des Projekts. Das erfordert jedoch nicht nur moderne Geräte, sondern auch qualifiziertes Personal. Die MHH wird daher Ultraschall-Expertinnen und -Experten für vier Weiterbildungskurse nach Tashkent entsenden, um die Kolleginnen und Kollegen dort zu schulen. Außerdem werden Ärztinnen und Ärzte zum Training in der Ultraschalldiagnostik an die MHH eingeladen. „Wir wollen in unserer Klinik Multiplikatoren ausbilden, die dann ihr Wissen zu Hause weitergeben, so dass eine Weiter- und Ausbildungskultur entsteht“, erklärt Dr. Sandmann.
Bei den gemeinsamen Forschungsaktivitäten stehen die Entwicklung von Testverfahren zur Bestimmung der Viruslast bei Hepatitis-D-Infektionen sowie das Auffinden von Biomarkern zur HCC-Früherkennung im Vordergrund. „Das SRIoV ist eine renommierte Forschungseinrichtung auf dem Gebiet der viralen Hepatitis und der Umsetzung von klinischen Studien“, betont Professor Gebel. Die MHH habe zwar weltweit eine führende Stellung im Bereich der chronischen Lebererkrankungen. Gleichwohl profitiere die Hochschule mit ihrem Schwerpunkt Infektionsforschung von den Proben der usbekischen Patientenkohorte. „Wir denken, dass durch die neue Kooperation auch bereits bestehende Projekte an unserem Standort sehr gut unterstützt werden können“, sagt Klinikleiter Professor Dr. Heiner Wedemeyer.
Kooperation ist politisch vertretbar und ethisch geboten
Probleme hinsichtlich der politischen Lage in dem zentralasiatischen Land, das formal eine Präsidiale Republik ist, sieht der Leberexperte Wedemeyer nicht. „Das Land ist zwar keine mit EU-Staaten vergleichbare Demokratie, aber die GIZ mit ihren eindeutigen Vorgaben hinsichtlich der politischen Vertretbarkeit ihrer Förderlinien hat diese Zusammenarbeit eindeutig befürwortet“, betont der Gastroenterologe. „Außerdem halten wir es allein aus medizinisch-ethischen Gründen für geboten, zu Usbekistan Kontakt zu halten und den Menschen dort zu helfen.“
Die Förderung für den Aufbau der Klinikkooperation PLUTHO läuft zunächst über einen Zeitraum von zwei Jahren und soll dazu dienen, eine langfristige Kooperation zwischen den Kliniken zu etablieren.
Text: Kirsten Pötzke