Interventionelle Therapie

Klinik für Pädiatrische Kardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin

Therapie & Diagnostik durch die Leiste

Durch ein enormes Spektrum an technischen Innovationen werden viele Eingriffe an Herz und Gefäßen inzwischen über kleine Gefäßzugänge zum Beispiel über die Leiste möglich.

Auf dieser Seite finden Sie einen kleinen Überblick über die technischen Möglichkeiten von interventionellen Maßnahmen, die bei unterschiedlichen Krankheitsbildern zur Anwendung kommen. Grundsätzlich finden die meisten Untersuchungen in Analgo-Sedierung statt. Das heißt, dass die Patienten in einen Zustand versetzt werden, in dem sie keine Schmerzen empfinden und schlafen. So ist eine Vollnarkose nur selten erforderlich und die Patienten sind nach der Untersuchung rasch wieder vollständig wach.

Das Herzkatheterlabor ist mit modernster, strahlungsarmer Technik ausgestattet, die optimale Voraussetzungen für die Untersuchungen bietet. Auch die Räumlichkeiten sind mit Hilfe von Projekt- und Elternvereinen modern gestaltet: Eltern können Ihre Kinder bis in den Eingangsbereich begleiten, wo durch eine Lichtinstallation mit beruhigenden bunten Motiven ein entspannte Atmosphäre erzeugt wird.

   

Planung eines Eingriffs am Computer (Copyright: Christian Wyrwa / wyrwa fotografie)
Schirm zum Verschluss eines Vorhofseptumdefektes (ASD) (Copyright: Christian Wyrwa / wyrwa fotografie)
Technisches Team des Herzkatheterlabors (Copyright: Christian Wyrwa / wyrwa fotografie)

   

Das Leistungsspektrum unseres Katheterlabors

   
Die Therapieangebote unseres Katheterlabors

  • transkutane Implantation von Herzklappen (PPVI: Pulmonalklappe; Valve-in-Valve-Technik: Pulmonal- oder Trikuspidalklappe)
  • Hochfrequenzöffnung der Pulmonalklappe bei Pulmonalatresie
  • Offenhalten des Ductus arteriosus mittels Stent (z.B. im Rahmen eines Hybrid-Konzepts bei Hypoplastischem Linksherzsyndrom)
  • Angioplastien (Erweiterungen von Gefäßen mit Ballon oder Gefäßstützen (Stents), z.B. von Pulmonalgefäßen, Aortenisthmusstenose, Hohlvenen, Beinarterien, Nierenarterien, Pfortader (inkl. transhepatischer oder translienaler Stentangioplastie)
  • Rekanalisation (Wiedereröffnung) von Gefäßen (incl. mechanischer und medikamentöser Lyse)
  • Ballondilatation von Herzklappen (z.B. Pulmonalklappe oder Aortenklappe, auch bei Neu- und Frühgeborenen (kritische Herzfehler))
  • Atrioseptostomie (Rashkind-Manöver)
  • Vorhofseptumperforation und -dilatation (ggf. unter Einbringen eines Stents)
  • Verschluss von Verbindungen oder Defekten im Herzen oder zwischen Gefäßen mit Spiralen oder Schirmchen/Plugs (z.B. Ductus arteriosus Botalli, Vorhof- und Ventrikel-Septumdefekte, Foramen Ovale, Koronarfisteln, periphere und pulmonale arteriovenöse Fisteln/Kollateralen/Malformationen)
  • Elektrische und pharmakologische Kardioversion
  • Implantation von Dauerkathetern (z.B. Broviac Katheter, Hickman Katheter)
  • Interventionen im Bronchialsystem (in Kooperation mit der Kinderpulmonologie)
       

Diagnostik im Katheterlabor

  • Links- und Rechtsherzkatheteruntersuchungen (inkl. transseptaler Punktionen)
  • Elektrophysiologische Untersuchungen (in Kooperation mit der Erwachsenenkardiologie)
  • Entnahme von (Myokard-)Biopsien (Gewebeproben)

 

   

Eingesetzte Techniken im Herzkatheterlabor

   

Erweiterung von Gefäßen oder Klappen

   
Eine Erweiterung von Gefäßen nennt man Dilatation oder Angioplastie, bei einer Klappenerweiterung spricht man von Valvuloplastie. Zum Einsatz kommen dabei Ballons, die mit einer Flüssigkeit gefüllt werden und dadurch Druck auf die Gefäßwand oder Klappe ausüben. Es gibt Ballons in vielen unterschiedlichen Größen und für unterschiedliche Druckbereiche. Nach der Dilatation wird der Ballon wieder entfernt. Bei diesem Verfahren bleibt nichts im Körper zurück.

Bei Gefäßen lässt sich manchmal eine Engstelle durch eine Ballondilatation alleine nicht beheben (z.B. wenn die Enge elastisch ist und nach der Ballondilatation die Enge wieder auftritt). Dann wird eventuell eine Gefäßstütze (Stent) eingesetzt. Dabei handelt es sich um eine kleine Metallnetzröhre, welche das Gefäß offen hält, auch wenn der Ballon wieder entfernt wird.


Verschlusstechniken

   
Bestehen zwischen den Herzhöhlen oder Gefäßen Verbindungen, die zu einer Beeinträchtigung der Herzleistung führen, können diese oft mit interventionellen Techniken verschlossen werden. Dabei kommen unterschiedliche Werkzeuge (Devices) zum Einsatz:

Schirmchen nennt man Devices, die aus zwei Scheiben bestehen und so in einem Loch verankert werden können. Als Beispiel sei hier eine Verbindung zwischen den beiden Vorhöfen des Herzens genannt (Vorhofseptumdefekt, ASD). Die Scheiben aus feinen Metalldrähten greifen auf beiden Seiten des Defekts und verankern das Schirmchen so, bis es im Herzen eingewachsen ist (meist nach 3-6 Monaten).

Bestehen Verbindungen zwischen Gefäßen, so können diese entweder mit sogenannten Plugs (Stöpseln) oder Spiralen (Coils) verschlossen werden. Bei den Plugs handelt es sich ähnlich wie bei den Schirmchen um Verschlusskörper aus kleinen Metalldrähten, die meist die Form von kleinen Tonnen haben und mit Hilfe von Blutzellen die Gefäße abdichten können. Die Spiralen (Coils) führen ebenfalls zu einer Aktivierung von Blutzellen und Gerinnungsbestandteilen, die sich dort anlagern und dann zu einem Verschluss führen. Auch für den Verschluss von Defekten auf Kammerebene (Ventrikelseptumdefekt, VSD) kommen entweder Schirmchen oder Spiralen zum Einsatz.


Klappenimplantationen

   
Einige Patienten benötigen im Laufe ihres Lebens einen Ersatz von ihrer Herzklappe. Das muss nicht immer mit einer Operation mit Eröffnung des Brustkorbs verbunden sein. Für den Ersatz der Pulmonalklappe oder der Aortenklappe gibt es bei einigen Patienten die Möglichkeit, diesen Eingriff über die Gefäße durchzuführen. Dabei wird die neue Klappe auf einer Gefäßstütze (Stent) montiert in den Körper eingebracht. Dieses Verfahren erlaubt eine rasche Erholung der Patienten, die oft schon am Tag nach dem Eingriff wieder das Bett verlassen können.


   

Integration von 3D-Datensätzen

   
Moderne Software erlaubt die Integration von 3D-Datensätzen aus zum Beispiel Angio-CT- oder MRT-Untersuchungen. Die Datensätze können bearbeitet werden, relevante Strukturen segmentiert und Orientierungsmarkierungen gesetzt werden. Nach einer Kalibration der Herzkatheteranlage können die relevanten Strukturen als Overlay über die aktuellen Durchleuchtungsbilder gelegt werden und beschleunigen so das Auffinden der relevanten Strukturen während der Untersuchung.

Im gezeigten Beispiel oben handelt es sich um multiple pulmonale arteriovenöse Gefäßmalformationen (pAVM). Die Lokalisation der pAVMs mit einem Katheter und der anschießende Verschluss einer dieser Gefäßanomalien mittels Plug sind oben abgebildet. Auch das genaue Platzieren von Stents kann mit dieser Technik geplant und anschließend während der Untersuchung überwacht und vereinfacht werden.

   

3D-CT Überlagerung (Copyright: Pädiatrische Kardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin / MHH)
Plug-Verschluss (grün) (Copyright: Pädiatrische Kardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin / MHH)

   

Interventionen außerhalb des Herzens

   
Das Herzkatheterlabor bietet durch die vorhandene Ausstattung nicht nur die Möglichkeit, Interventionen am Herzen selbst und den großen herznahen Gefäßen durchzuführen, sondern auch an peripheren Gefäßen, dem Bronchialsystem oder auch dem Pfortadersystem - wie im Bild oben dargestellt. Kommt es zum Beispiel nach einer Lebertransplantation zu einer Engstelle im Pfortadersystem, kann mittels Ultraschall-gesteuerter Punktion die Pfortader erreicht werden und die Engstelle mit einer Gefäßstütze (Stent) behoben werden. So wird für das transplantierte Organ wieder eine gute Durchblutung sichergestellt und die Nebenwirkungen eines Bluthochdrucks in der Pfortader  erfolgreich behandelt - die portale Hypertension führt zu Umgehungskreisläufen zum Beispiel im Bereich der Speiseröhre und des Magens, die schwere Blutungen zur Folge haben können (Ösophagusvarizen).

   

Engstelle in der Leber (Copyright: Pädiatrische Kardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin / MHH)
Gefäßstütze (Stent) in der Leber (Copyright: Pädiatrische Kardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin / MHH)