Unter Gesichtsentzündungen oder Gesichtsinfektionen versteht man die entzündlichen Erkrankungen der Haut und des unterliegenden Weichgewebes im Bereich des Gesichts, insbesondere im Bereich der Nase und der Lippen. Die Ausdehnung einer Gesichtsentzündung kann sehr unterschiedlich sein: von einer begrenzten Infektion, die sich mit örtlichen Maßnahmen behandelt lässt, bis hin zu einer systematischen Erkrankung, die schlimmstenfalls zu einer lebensbedrohlichen Situation werden kann.
Die häufigsten Gesichtsentzündung sind:
- Naseneingangekzem: Durch langandauernde Reizung, z.B. durch Nasensekret oder bei Diabetes mellitus, kann diese chronische Veränderung der Haut mit Rötung, Trockenheit, Jucken und Krustenbildung entstehen.
- Follikulitis des Naseneingangs: Es handelt sich um eine Entzündung der Haarbälge durch Staphylokokken. Die häufigste Lokalisation ist die Nasespitze mit schmerzhafter Rötung und Schwellung.
- Furunkel: Entzündung der Haut mit eitriger, zentraler Einschmelzung, die aus einer Follikulitis hervorgeht. Die häufigsten Lokalisationen sind die Nase und die Oberlippen. Ausgedehnte oder unbehandelte Furunkel können zur Beteiligung des unterliegenden Knorpels und systematischen, lebensbedrohlichen Komplikationen (Hirnhautentzündung und Gehirnvenenthrombose) führen.
- Erysipel: Entzündung der Haut mit Rötung, Schwellung und Überwärmung sowie gelegentlich Fieber, am häufigsten aufgrund von Streptokokkeninfektion. Nasen-, Wangen- und Ohrenbereich sind am häufigsten beteiligt.
- Entzündungen der Nasennebenhöhle mit Beteiligung der Haut: Schwere, unbehandelte, ausgedehnte Nasennebenhöhlenentzündungen können zu Infiltration der Haut führen.
Die Diagnose einer Gesichtsentzündung ist rein klinisch. Eine HNO-Arzt kann die Diagnose stellen und die richtige Therapie anbieten. Rötung, schmerzhafte Schwellung, Hauttrockenheit, Spannung der Haut, Abszessbildung und gelegentlich allgemeine Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Druck- oder Brennengefühl sind die häufigsten Symptome. Eine Blutentnahme zu Beurteilung der Entzündungsparameter wird bei allgemeinen Symptomen empfohlen. Bei Abszessformation oder bei Verdacht auf eine gefährliche Ausdehnung einer Gesichtsentzündung mit Beteiligung der großen Gehirnvenen können bildgebende Verfahren, z.B. Ultraschall, Computertomografie oder Kernspintomografie, durchgeführt werden.
Bei kleinen, begrenzten Gesichtsentzündungen stellt eine lokale Behandlung mit Antibiotika-, kortisonhaltigen Salben und feuchten Umschläge mit Desinfektionslösung die richtige Therapie dar. Bei ausgedehnten Infektionen wird eine hochdosierte antibiotische Behandlung gegen Staphylokokken oder Streptokokken durch die Venen indiziert. Ein wichtiger Hinweis für Ärzte und Patienten ist, ein großes Furunkel niemals auszudrücken! Ein Gesichtabszess muss von einem HNO-Arzt gespalten und weiter behandelt werden. Bei Verdacht auf eine beginnende entzündliche Beteiligung der Venen wird die Durchtrennung einer Vene im Augenwinkel (Vene angularis) dringend indiziert! Allerdings sind solche schweren Komplikationen einer Gesichtsentzündung seit der Verwendung von Antibiotika sehr selten geworden. Die Mehrheit der Gesichtsinfektionen kann mit lokalen Maßnahmen und Antibiotika erfolgreich behandelt werden.