Die Speichelproduktion findet beim Menschen in den Ohrspeicheldrüsen (Glandula parotidea), den Unterkieferspeicheldrüsen (Glandula mandibularis) und den Unterzungenspeicheldrüsen (Glandula sublingualis) statt. Diese Drüsen sind jeweils paarig, also auf beiden Gesichtshälften einmal angelegt. Als Besonderheit verlaufen durch die Ohrspeicheldrüse und oberhalb der Unterkieferspeicheldrüse die Äste des motorischen Gesichtsnervs (Nervus fazialis), der daher potentiell bei Tumoren, Entzündungen, aber auch bei Operationen gefährdet ist. Daneben gibt es 500- 800 so genannte kleine Speicheldrüsen, die in der Schleimhaut von Mund und Rachen verteilt sind.
Der Speichel hat viele Funktionen: Er enthält Verdauungsenzyme, Proteine und Antikörper für die Abwehr von Bakterien, Pilzen oder Viren, er hält den pH-Wert im Mundraum konstant und wirkt durch seinen spülenden Effekt reinigend.
Speicheldrüsenerkrankungen, insbesondere Tumoren, Entzündungen oder Speichelsteine, stellen eine wichtige Subdisziplin der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde dar. Unsere Klinik deckt das gesamte Spektrum an Diagnostik und Therapie ab, vom „einfachen“ Speichelstein bis zur kompletten Entfernung der Ohrspeicheldrüse mit Gesichtsnervrekonstruktion.
Neben einer ausführlichen Befragung und klinischen Untersuchung stehen uns in der MHH alle wichtigen apparativen diagnostischen Möglichkeiten zur Verfügung. Die Sonografie (Ultraschall) hat einen besonders hohen Stellenwert in der Speicheldrüsendiagnostik, da sie krankhafte Veränderungen sehr genau zeigt und schnell durchgeführt werden kann. Daneben ist die MRT (Magnetresonanztomografie) eine wichtige Untersuchung, da hier besonders gut Weichteilstrukturen dargestellt werden können und so in vielen Fällen eine Diagnose gelingt. In besonderen Fragestellung kann auch eine CT (Computertomografie), eine Sialografie (Darstellung der Drüsengänge mit Röntgenkontrastmittel) oder Szintigrafie notwendig sein. Manchmal führt aber auch erst das in einer Punktion oder Operation gewonnene krankhafte Gewebe zur exakten Diagnose, wenn es der Pathologe unter dem Mikroskop untersucht.
Die mit Abstand meisten Tumoren wachsen in der Ohrspeicheldrüse. Sowohl bösartige als auch gutartige Tumoren müssen hier in der Regel operativ entfernt werden, da sie durch ihr Wachstum zum einen den Gesichtsnerv und angrenzende Strukturen infiltrieren können, oder im Falle der gutartigen Tumoren auch entarten, also bösartig werden können. Bei komplizierten Fällen nutzen wir dann ein so genanntes Fazialismonitoring, um den Gesichtsnerv zu schonen. Meist reicht es aus, den oberflächlichen Teil der Ohrspeicheldrüse zu entfernen (Laterale Parotidektomie).
In den Unterkieferspeicheldrüsen finden sich diejenigen Speichelsteine am häufigsten, die zu rezidivierenden Schwellungen und Entzündungen der Drüse führen können. Kann man die Steine nicht durch eine Gangschlitzung im Mund entfernen (Marsupialisation), stellt sich bei Beschwerden die Indikation zur Entfernung der Drüse (Submandibulektomie).