Gallensteine (Cholelithiasis)
Die Gallenflüssigkeit ("Galle") ist eine zähe Substanz, die von der Leber produziert wird und die zur Verdauung (insbesondere von Fetten) beiträgt. Ein Teil der Galle wird in der sogenannten Gallenblase gespeichert. Zu den Mahlzeiten kann sich die Gallenblase zusammenziehen und so zusätzliche Galle für die Verdauung in den Zwölffingerdarm (Duodenum) ausschütten. Die Farbe der Galle ist je nach Anteil der unterschiedlichen Gallenfarbstoffen (sog. Bilirubin und Biliverdin) grün bis gelblich.
Gallensteine (Cholelithiasis von altgriechisch chole ‚Galle‘ und líthos ‚Stein‘) sind Ablagerungen in der Gallenblase, die durch ein Ungleichgewicht löslicher Stoffe in der Galle entstehen. Sie sind aus unterschiedlichen Bestandteilen aufgebaut: Cholesterin, Bilirubin, Gallensalze und Gallensäuren. Befindet sich ein Gallenstein in der Gallenblase, spricht man von der sog. Cholecystolithiasis. Falls der Stein im Gallengang liegt, nennt man das Choledocholithiasis.
Gallensteine sind häufig und verursachen in den meisten Fällen keine Beschwerden. Oft werden sie nur zufällig im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung des Bauchraums entdeckt. Heftige Schmerzen können jedoch entstehen, wenn sich Gallensteine einklemmen und den Galle-Abfluss behindern. Dann klagen die Patienten mitunter über heftige Bauchschmerzen (sog. „Koliken“, meist rechts unter dem Rippen im rechten Oberbauch). Auch kann eine Entzündung der Gallenblase (Cholecystitis) auftreten, da innere Verletzungen der Gallenblase zur Entzündung führen können. Gallensteine müssen dann operativ entfernt werden, was heute mittels Bauchspiegelung (laparoskopisch) durchgeführt wird. Die nicht-operativen Möglichkeiten der Behandlung von Gallensteinen haben sich in Anbetracht der sehr komplikationsarmen Operation nicht durchgesetzt.
Bei Kindern treten Gallensteine sehr viel seltener auf als bei Erwachsenen. Neben den bekannten Ursachen wie Übergewicht und Fehlernährung können bei Kindern auch Erkrankungen des Stoffwechsels und der Blutbildung zur Entstehung von Gallensteinen führen. Gallensteine bei Säuglingen und Kleinkindern sind noch viel seltener und dann meistens Folgeerscheinungen anderer Erkrankungen und deren Behandlung. Die Möglichkeiten der minimalinvasiven Operation können aber auch in dieser Altersgruppe eingesetzt werden.
Fachausdrücke
• Cholecystolithiasis: Gallenstein-Erkrankung der Gallenblase
• Cholecystitis: Gallenblasenentzündung, meist aufgrund einer Gallensteinerkrankung
• Choledocholithiasis: Gallenstein-Erkrankung im Hauptgallengang
• Laparoskopische Cholecystektomie: Minimal invasive Gallenblasen-Entfernung
Die erste Kontaktaufnahme erfolgt immer durch ein ambulantes Informationsgespräch in unserer kinderchirurgischen Poliklinik (Kontaktdaten siehe unten). Dabei werden die Möglichkeiten der Behandlung dargestellt und Ihre Fragen ausführlich besprochen. Bitte bringen Sie zum ersten ambulanten Informationsgespräch alle bereits vorliegenden Untersuchungsergebnisse mit (z.B. Ultraschallbefunde, Berichte von einer möglichen Magen-Darm-Spiegelung (sog. Endoskopieberichte). Mit der Ultraschall-Untersuchung gelingt meist ein sicherer Nachweis der Steine. Voruntersuchungen, die bereits erfolgt sind, werden von uns nicht wiederholt, sondern im Bedarfsfall nur ergänzt. Wenn der Verdacht besteht, dass die Gallensteine nicht nur in der Gallenblase sind, sondern bereits in die Gallenwege gewandert sind, dann muss vor einer Operation zunächst eine Spiegelung des Magens und des Zwölffingerdarms (sog. ERCP) erfolgen. Kleine Steine in den ableitenden Gallewegen können dann sofort entfernt werden.
Für die meisten Kinder mit Gallensteinen und typischen Beschwerden ist die Operation die Methode der Wahl. Die Gallenblase wird dabei mit allen Steinen über kleine Bauchschnitte mittels Videokamera oder über einen Schnitt (sog. Single-Port-Operation) direkt entfernt (in jedem Falle Laparoskopisch).
Cholecystektomie mit drei Trokaren („Multitrokar-Cholecystektomie“)
Hierbei bringt der Kinderchirurg am Bauchnabel einen kleinen Schnitt an, durch den er ein dünnes Röhrchen (Trokar) in den Bauchraum führt. Durch den Trokar wird Luft in den Bauchraum geblasen und eine Kamera eingeführt (Bauchspiegelung). Hiermit kann der ganze Bauch inspiziert werden. Unter Sicht werden dann drei weitere kleine (0,3 cm) Schnitte im rechten Oberbauch gesetzt und weitere Arbeitskanäle (Trokare) in den Bauch eingebracht. Die Gallenblase wird aufgesucht und die zuführenden Blutgefäße mit einem elektrischen Häkchen „verkocht“ und schließlich die gesamte Gallenblase entfernt. Die abgetrennte Gallenblase wird entweder direkt über den Trokar am Bauchnabel entfernt oder (wenn sie z.B. sehr verdickt ist oder große Steine enthält) in einen speziellen Plastikbeutel verbracht und dann durch den Bauchnabel herausgezogen. Danach wird der kleine Hautschnitt am Bauchnabel und die drei kleinen Hautschnitte im Oberbauch wieder verschlossen.
Cholecystektomie über nur einen Zugang am Bauchnabel
(Synonyme: „Single-incision Cholecystektomie“, SILS, „Single-port Cholecystektomie“)
Bei dieser Operationsmethode bringt der Kinderchirurg über den Bauchnabel einen speziellen Trokar (sog. „SILS-port“) in den Bauch ein. Der SILS-port besteht aus einer flexiblen Gummihülse mit 3 Öffnungen zur Einbringung der laparoskopischen Instrumente. Das Prinzip der Cholecystektomie ist hierbei dieselbe wie bei der Cholecystektomie mit drei Trokaren mit dem einzigen Unterschied, dass die zusätzlichen Trokare bzw. Hautschnitte entfallen. Da man nach der Operation „nur noch“ den Hautschnitt in der Mitte im Bauchnabel sieht, wird diese Methode von manchen Autoren auch als „narbenlose“ Chirurgie bezeichnet. Genau genommen verbleibt dennoch eine Narbe, nur ist sie meist kosmetisch etwas weniger prominent bzw. sichtbarer als bei der Cholecystektomie mit drei Trokaren.
Beide Verfahren werden in unserer Klinik mit einer hohen Patientenzufriedenheit angewandt. Welches Verfahren bei Ihrem Kind am ehesten geeignet ist, besprechen wir mit Ihnen vor der Operation im Rahmen des ausführlichen chirurgischen Aufklärungsgesprächs.
Nach dem Eingriff verbleibt Ihr Kind zunächst noch im Aufwachbereich, wo Sie jedoch bereits wieder am Bett sitzen können. Danach erfolgt die Verlegung auf die Normalstation. Wenige Stunden nach der Operation kann Ihr Kind meistens bereits wieder erste Nahrung zu sich nehmen. Nach einer unkomplizierten Cholecystektomie ist in der Regel ein 1-2 Tage andauernder stationärer Aufenthalt im Krankenhaus ausreichend.
Eine Wiedervorstellung zur Nachuntersuchung ist im Regelfall bei uns nicht vorgesehen. Da wir nur Fäden verwenden, die sich von selber auflösen, erfolgen die ersten postoperativen Kontrollen nach der Entlassung durch Ihren Kinderarzt bzw. Kinderärztin. Sollten allerdings noch Fragen offen bleiben oder wir im Einzelfall eine Nachuntersuchung bei uns für angebracht halten, können Sie sich jederzeit wieder bei uns vorstellen.