Lebertumoren
Lebertumore sind im Kindesalter sehr selten. Neben dem bösartigen Hepatoblastom und dem hepatozellulären Karzinom gibt es unter anderem einige gutartige Tumore, wie z.B. kavernöse Hämangiome, mesenchymale Hamartome oder die fokal noduläre Hyperplasie.
In Deutschland werden alle bösartigen Erkrankungen die im Kindesalter auftreten, nach verbindlichen Protokollen behandelt. Dies gilt auch für die Lebertumore. Die entsprechenden Protokolle werden von der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) herausgegeben und kontinuierlich überarbeitet (www.kinderkrebstudien.de). Konkret umgesetzt werden sie dann von den pädiatrischen Onkologen der MHH, mit denen wir diese Kinder interdisziplinär in ganz enger Zusammenarbeit betreuen.
Hepatoblastome sind die typischen Lebertumore des kleinen Kindes und können bereits beim Säugling auftreten. Die Therapie richtet sich nach einem der oben genannten Behandlungsprotokolle, die eine Kombination von Chemotherapie und chirurgischer Entfernung des Tumors vorsehen. Die Chance auf eine vollständige Heilung sind für das Hepatoblastom mit ca. 75% recht gut, hängen aber von dem jeweiligen Stadium ab.
Das hepatozelluläre Karzinom spricht weniger gut auf eine Chemotherapie an, sodass hier der Chirurgie eine größere Bedeutung zufällt. Das individuelle Risiko ist dabei sehr variabel und hängt von zahlreichen Faktoren wie z.B. der Tumorausdehnung ab. In speziellen Fällen, bei denen trotz exzessiver und Protokoll-gerechter Behandlung keine Tumorrückgang (Remission) erzielt werden kann, muss auch die Möglichkeit einer Lebertransplantation geprüft werden.
Die Behandlung der gutartigen Lebertumore ist meistens sehr zurückhaltend. Wichtig ist allerdings eine korrekte Diagnose, die oftmals nur aus dem Tumormaterial selbst gestellt werden kann. Dazu bedarf es also der Entnahme einer Gewebeprobe. Erst wenn das Ergebnis und damit die Diagnose unzweifelhaft feststeht, ist eine abwartende Haltung gerechtfertigt. Die Patienten bleiben dann über längere Zeit in kontinuierlicher Beobachtung eines kinderonkologischen Zentrums.
Die Behandlung von Lebertumoren hat an der MHH eine lange Tradition. Hier wurden die ersten Studienprotokolle für die Behandlung von Lebertumoren entwickelt. Seitdem werden unsere Patienten in einem interdisziplinären Team betreut. Und die Kinderchirurgie der MHH ist nach wie vor eines der drei chirurgischen Referenzzentren für kindliche Leberchirurgie in Deutschland. Von der ersten Diagnostik über die Chemotherapie bis zur Resektion auch kritisch großer Lebertumore bieten wir ein Behandlungsangebot aus einer Hand, das selbstverständlich auch die Lebertransplantation als letzte verbleibende Möglichkeit einschließt.
Genau wie bei den anderen Tumorerkrankungen im Kindesalter, ist die Abteilung für Kinderchirurgie ein Teil des interdisziplinären Behandlungsteams. Wie bei allen anderen onkologischen Erkrankungen folgen wir auch bei den Lebertumoren streng den Richtlinien der entsprechenden Studienprotokolle. Die dabei erforderlichen Gewebeentnahmen gewinnen wir wenn möglich mittels minimal-invasiven Verfahren. Auch die für die Chemotherapie erforderlichen Kathetersysteme implantieren wir entsprechen den Vorgaben der Behandlungsprotokolle. Ausgedehnte Tumorresektionen und komplexe atypische Vorgehensweisen werden bei uns schon immer in enger Zusammenarbeit mit den Transplantations-Chirurgen vorgenommen. Auf diese Weise wird jedem Patienten die bestmögliche chirurgische Expertise zuteil.
Die Nachsorge erfolgt ebenfalls nach den Vorgaben der Studienprotokolle und wird primär durch die pädiatrische Onkologie wahrgenommen.