Leistenbruch (Leistenhernie)
Der Leistenbruch ist eine der häufigsten chirurgisch relevanten Erkrankungen. Allerdings sind die Ursache und damit auch die Behandlung bei Kindern und Erwachsenen unterschiedlich. Bei Erwachsenen treten die meisten Hernien im Laufe des Lebens auf. Bei Kindern handelt es sich fast ausnahmslos um angeborene Leistenbrüche. Anders als bei Erwachsenen entstehen diese nicht durch eine Schwächung der Bauchwand oder eine Erweiterung der sogenannten Bruchpforten. Sie sind vielmehr die Folge eines ganz normalen, allerdings nicht abgeschlossenen Entwicklungsprozesses. Bereits vor der Geburt sollte sich ein Zipfel des Bauchfells (Peritoneum), der bei jedem Menschen durch den Leistenkanal geht, spontan verschlossen haben. Verschließt er sich nicht, bleibt der Zugang im Bauchfellzipfel offen. Wenn nun Darmschlingen oder bei Mädchen oftmals auch der Eierstock (Ovar) in diesen Zugang, den Bruchsack drängen, entsteht eine Leistenhernie. Diese „Beule“ in der Leiste kann oft sehr schmerzhalft sein. Leistenhernien bilden sich niemals spontan zurück und müssen immer operativ verschlossen werden. In einigen Fällen (etwa 10%) bestehen diese Leistenhernien beidseits. Jungen sind beinah zehnmal so häufig wie Mädchen betroffen. Ein Notfall sind sie aber nur dann, wenn sich der Inhalt des Bruchsacks nicht wieder zurückschieben lässt, sondern dort eingeklemmt ist. Der Patient sollte dann so schnell wie möglich in einer kinderchirurgischen Klinik behandelt werden.
Wasserbruch (Hydrozele)
Der Wasserbruch ist eine besondere Form des Leistenbruchs. Er entsteht ähnlich wie der Leistenbruch. Nur gelangen beim Wasserbruch keine Darmschlingen oder ähnliches in den Bruchsack, da dieser im obersten Abschnitt bereits verschlossen ist. Allerdings kann der offene Anteil des Bauchfells Wasser einschließen, das dann bei Jungen in der Regel zu einer Vergrößerung des Hodensacks führt. Diese Form des Wasserbruchs bildet sich oft spontan zurück und muss nur in Ausnahmefällen operiert werden. Allerdings sollte diese Entscheidung immer zusammen mit einem Kinderchirurgen getroffen werden.
Beim Leisten- oder Wasserbruch wird die Schwellung in der Leiste des Kindes in der Regel von den Eltern, der Hebamme oder dem Kinderarzt bemerkt. Handelt es sich um einen Leisten- oder Wasserbruch wird dieser bei der klinischen Untersuchung vom Kinderchirurgen bestätigt. Zusätzliche Untersuchungen durch bildgebende Verfahren wie sind in der Regel überflüssig und sollten in Einzelfällen nur durch den Kinderchirurgen veranlasst werden.
Ist die Leistenhernie einmal diagnostiziert, sollte sie zeitnah geplant operativ versorgt werden, da es im Verlauf nicht zu einem Spontanverschluss kommt und das Risiko für eine Einklemmung des Bruchsackinhalts überwiegt.
Es stehen zwei operative Verfahren zur Verfügung, deren Vor- und Nachteile der Kinderchirurg mit den Eltern in einem persönlichen Gespräch erklärt. Beide Verfahren, das offene und das minimalinvasive Verfahren sind etabliert und werden von uns angeboten.
Minimalinvasives Verfahren:
Bei Kindern die ein Gewicht von 3000g überschreiten, bieten wir gerne den operativen Verschluss mittels Laparoskopie (Bauchspiegelung an). Hierfür wird ein kleiner Schnitt im Bauchnabel gemacht und hierüber ein kleines Metallrohr (Trokar) in den Bauchraum eingesetzt. Hierüber wird eine kleine Kamera eingebracht und Kohlenstoffdioxid in den Bauchraum geblasen, dies führt dazu,dass Bauch sich vorwölbt und der Kinderchirurg den Bauchraum gut einsehen kann. Sobald man die Bruchpforte identifiziert hat, kann diese über einen sehr kleinen Schnitt in der Leiste verschlossen werden. Im Rahmen dieses Vorgehen, kann gleich überprüft werden, ob möglicherweise auch ein Leistenbruch auf der Gegenseite besteht, der sich noch nicht klinisch bemerkbar gemacht hat. Dann kann diese in derselben Sitzung gleich mitversorgt werden.
Offenes Verfahren:
Beim offenen Verfahren setzt der Kinderchirurg über dem Leistenkanal in einer Bauchfalte einen ca. 2-cm-langen Schnitt und verschließt den nicht verklebten Zipfel des Bauchfells mit einer Naht. Die Narbe fällt später kaum auf, da der Schnitt den sogenannten Spaltlinien der Haut folgt. Die Naht besteht aus resorbierbarem Material. Die Fäden müssen später nicht mehr gezogen werden.