Nierensteine (Nephrolithiasis)
Nierensteine sind im Kindesalter selten. Oft sind sie Folge einer Stoffwechselerkrankung (z.B. Zystinurie) oder einer mechanischen Abflussbehinderung des Urins (z. B. Ureterabgangstenose mit rezidivierenden Harnwegsinfekten.
Nierensteine können der Ausgangspunkt von Harnwegsinfekten sein und wiederkehrende Harnwegsinfekte können zur Steinbildung führen. Außerdem verursachen Nieren und Harnleitersteine krampfartige Schmerzen (Koliken).
In nahezu allen Fällen ist zunächst die Ursache der Steinbildung zu behandeln (Steinprophylaxe) bevor die Entfernung der Steine angestrebt wird. Dazu bietet die moderne Medizin viele Möglichkeiten, die auch bei sehr kleinen Kindern eingesetzt werden können (s.u.).
Die Zertrümmerung der Steine durch die sogenannte extrakorporale Stoßwellenlithotrypsie (ESWL) ist das am häufigsten eingesetzte Verfahren und eine schonende Methode. Hierbei werden die Steine Ultraschall-gesteuert zerstört und anschließend auf natürlichem Weg mit dem Urin ausgeschieden.
Steine, die in den Harnleitern lokalisiert sind und meistens starke Schmerzen verursachen, sind dem Weg von der Niere in die Blase steckengeblieben. Diese Steine können, falls alle konservativen Maßnahmen und der Einsatz der ESWL erfolglos geblieben sind, über eine endoskopische Spiegelung der Blase und des Harnleiters geborgen werden. Dasselbe gilt auch für Blasensteine, die mittels Blasenspiegelung geortet und dann mit einem Laser zerkleinert werden.
Große Steine, die im Nierenbecken bzw. den Kelchgruppen festsitzen und durch ESWL nicht beseitigt werden können, sind der sogenannten perkutanen Nephrolithotomie (PCNL) zugänglich. Bei dieser minimalinvasiven Technik wird ein Arbeitskanal durch die Haut in die Hohlräume der Niere vorgeschoben. Hierüber können die Steine dann unter Sicht ebenfalls mittels Laser zerkleinert werden.
Alle diese Verfahren können Dank sehr kleiner Instrumente heute auch bei kleinen Kindern und sogar Säuglingen durchgeführt werden. Selbstverständlich erfolgen diese Eingriffe nur unter Vollnarkose.
Die Behandlung von Nieren-, Harnleiter- und Blasensteinen erfolgt bei uns interdisziplinär. Auf der Basis eines gemeinsam erstellten Therapiekonzepts sind die Abteilungen für Kinderchirurgie, Urologie und Kindernephrologie immer beteiligt. Dabei spielt es keine Rolle, in welcher der drei genannten Abteilungen der Patient zunächst behandelt wurde. Zuerst wird nach der Ursache des Steinleidens gesucht und anschließend ein individuelles Behandlungskonzept erarbeitet. Oberstes Gebot ist dabei, so konservativ wie möglich zu bleiben, das heißt möglichst nicht offen zu operieren. Dazu gehören natürlich auch Maßnahmen zur Steinprophylaxe.
Die Frage, welche Behandlung in dem jeweiligen Fall an erster Stelle steht, lässt sich an dieser Stelle nicht allgemeingültig beantworten und ist der individuellen Beratung jedes einzelnen Patienten vorbehalten.