Thymektomie
Der Thymus (oder Bries) ist ein Organ des lymphatischen Systems. Er befindet sich oberhalb des Herzens im sogenannten vorderen Mittelfells (Mediastinum). Er kann sich jedoch auch über den gesamten Hals erstrecken. Die Thymusdrüse ist aus zwei Lappen aufgebaut, bei Neugeborenen ist jeder Lappen ca. 5 cm lang und 2 cm breit. Bis zur Pubertät wächst der Thymus noch etwas und wird danach mehr und mehr durch funktionsloses Fettgewebe ersetzt (sog. Involution).
Die Funktion des Thymus ist es, spezielle weiße Blutkörperchen (sog. T-Lymphozyten) umzuwandeln bzw. auszureifen.
Der Thymus kann jedoch auch Tumore bilden, z.B. Thymome. Sie kommen bei Kindern sehr viel seltener vor als bei Erwachsenen und treten manchmal in Verbindung mit einer bestimmten Erkrankung auf, die Myasthenia gravis heißt (Myasthenia gravis = Autoimmunerkrankung, die durch Antikörper gegen die Skelettmuskulatur verursacht wird). Gelegentlich kommen sie auch bei Immundefektsyndromen vor. Thymome entwickeln sich aus Epithelzellen (Deckgewebe, was die inneren und äußeren Körperoberflächen bedeckt) oder lymphatischen Zellen. Sie haben prinzipiell das Potenzial, bösartig (maligne) zu entarten. Bei Malignitat müssen sie von malignen Lymphomen unterschieden werden.
Wenn bei Kindern ein Thymom diagnostiziert wurde, sollte es komplett entfernt werden. In spezialisierten Kinderchirurgischen Kliniken kann dies heute durch eine Brustkorbspiegelung (Thorakoskopie) durchgeführt werden.
Die erste Kontaktaufnahme erfolgt meist durch ein ambulantes Informationsgespräch in unserer kinderchirurgischen Poliklinik (Kontaktdaten siehe unten). Bitte bringen Sie zum ersten ambulanten Informationsgespräch alle bereits vorliegenden Untersuchungsergebnisse mit (z.B. Röntgenbefunde oder Berichte eines spezialisierten Kinderarztes (Hämatologe, Neurologe oder Rheumatologe))
In einem ersten Gespräch, an dem auch Fachkollegen der MHH teilnehmen, werden die Möglichkeiten der Behandlung dargestellt und Ihre Fragen ausführlich besprochen. Mit der Schnittbildgebung (Computertomographie oder Kernspintomographie) gelingt die sichere Berechnung der Thymusgröße (in cm und ml) und deren anatomische Lage. Die Bildgebung dient dem Kinderchirurgen vor allem zur Abschätzung, welches operative Verfahren (offen über eine Eröffnung des Brustbeins (Sternotomie) oder thorakoskopisch) bei Ihrem Kind das geeignetste ist.
Minimal-invasive Entfernung des Thymus meist über eine Thorakoskopie
Insbesondere bei Kindern mit Myasthenia Gravis gelingt die Entfernung des Thymus meist über eine Thorakoskopie, so dass dann eine Eröffnung des Brustbeins (Sternotomie) vermieden werden kann. Hierbei bringt der Kinderchirurg über dem Brustkorb (von rechts oder links) einen kleinen Schnitt an, durch den er ein dünnes Röhrchen (Trokar) in den Brustkorb führt. Durch den Trokar wird Luft in den Brustraum geblasen und eine Kamera eingeführt (Brustkorbspiegelung). Hiermit kann der jeweilige rechte oder linke Brustkorb sowie das Mittelfell (Mediastinum) inspiziert werden. Unter Sicht werden dann zwei weitere kleine (0,3 cm) Schnitte an der Brustwand gesetzt und weitere Arbeitskanäle (Trokare) in den Brustkorb eingebracht. Der Thymus wird aufgesucht und die zuführenden Blutgefäße mit einem elektrischen Häkchen versiegelt. Schließlich wird die gesamte Thymusdrüse entfernt. Sie wird zunächst noch im Brustkorb in einem speziell für diese Operation vorgesehenen Plastikbeutel gesteckt und dann direkt über den größten Trokar entfernt. Danach werden die Hautschnitte am Brustkorb wieder verschlossen.
Nach dem Eingriff verbleibt Ihr Kind zunächst noch im Aufwachbereich, wo Sie jedoch bereits wieder am Bett sitzen können. Danach erfolgt die Verlegung auf die Normalstation. Wenige Stunden nach der Operation kann Ihr Kind meistens bereits wieder erste Nahrung zu sich nehmen. Nach einer unkomplizierten Thymektomie ist in der Regel ein 2-4 Tage andauernder stationärer Aufenthalt im Krankenhaus ausreichend.
Eine Wiedervorstellung zur Nachuntersuchung bei uns ist in der Regel nicht vorgesehen, sondern erfolgt bei den Kollegen, die Sie an uns zur Operation überwiesen haben. Sollten allerdings noch Fragen offen bleiben, welche die Operation selbst betreffen oder sollten wir im Einzelfall eine frühere Nachuntersuchung bei uns für angebracht halten, so können Sie jederzeit einen ambulanten Vorstellungstermin vereinbaren.