Ureterabgangsstenose
Die Ureterabgangsstenose wird während der Vorsorgeuntersuchungen oft schon beim Ultraschall während der Schwangerschaft als vermehrte Flüssigkeitsansammlung im Nierenbecken (Hydronephrose) entdeckt. Dabei handelt es sich um eine Sanduhr-förmige Einengung (Stenose) am Übergang vom Nierenbecken zum Harnleiter. Diese Stenose führt zu einer unterschiedlich stark ausgeprägten Erweiterung des Nierenbeckens und der Nierenkelche.
Die Frage, ob das Nierengewebe durch diesen Aufstau von Urin und die Erweiterung des Nierenbeckens langfristig geschädigt wird, lässt sich zum Zeitpunkt der Diagnose nicht sicher voraussagen, denn ca. 50% der Befunde bilden sich im Laufe der Jahre spontan zurück. Nach sorgfältiger erster Diagnostik kontrollieren wir daher die Erweiterung des Nierenbeckens durch klinische, sonografische (Ultraschall) und nuklearmedizinischen Untersuchungen, mit denen z.B. die genaue Funktion jeder einzelnen Niere und der Abfluss von Urin von der Niere in die Blase gemessen werden kann.
Meistens zeigt uns der Verlauf dieser Untersuchungsergebnisse, ob der Patient von einer Operation profitieren wird. Bei dieser Operation wird die Engstelle am Überganges vom Nierenbecken zum Harnleiter entfernt. Dieser Eingriff (Nierenbeckenplastik nach Anderson Hynes) ist eine Routineoperation, die mit einer Erfolgsquote von über 95% offen oder minimalinvasiv („laparoskopisch“) durchgeführt werden kann.
Wurde eine Hydronephrose schon vor der Geburt festgestellt, kommen die Kinder bereits während der ersten Lebenswochen zu uns. Dann wird als erstes eine ausführliche Ultraschalluntersuchung durchgeführt, die nach der 6. Lebenswoche durch eine nuklearmedizinische Untersuchung (sog. Isotopennephrografie bzw. „ING“) ergänzt werden kann. Mit letzterer kann man die prozentuale Funktion jeder einzelnen Niere und den Abfluss von Urin aus dem Nierenbecken in den Harnleiter bestimmen. Allerdings sollte diese bei Kindern unter einem Jahr immer im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthaltes (1 Übernachtung) erfolgen. Wenn das Untersuchungsergebnis der nuklearmedizinischen Untersuchung den Ultraschallbefund bestätigt, kann der Behandlungsplan in der Regel ohne weitere diagnostische Maßnahmen festgelegt werden. Ist der Urinabfluss aus dem Nierenbecken zwar behindert jedoch noch ausreichend (> 50% der Norm) sprechen wir von „kompensierten Abflussverhältnissen“. Dann kann auf jeden Fall die spontane Entwicklung abgewartet werden und je nach Ausprägung der Abflussbehinderung nach 3, 6 oder 12 Monaten das ING wiederholt werden. In speziellen Fällen kann es notwendig sein, das Intervall zwischen diesen Untersuchungen kürzer zu wählen.
Sollte im Verlauf eine spontane Besserung ausbleiben, streben wir eine zeitnahe operative Korrektur an. Andernfalls kann eine irreversible Schädigung von Nierengewebe entstehen. Die Operation erfolgt bei uns in der Regel mittels eines minimalinvasiven Zugangs („laparoskopisch“). Hierbei bringt der Kinderchirurg im Bauchnabel einen kleinen Schnitt an, durch den er ein dünnes Röhrchen (Trokar) in den Bauchraum führt. Durch den Trokar wird Luft in den Bauchraum geblasen und eine Kamera eingeführt (Bauchspiegelung). Hiermit kann der ganze Bauch inspiziert werden. Die Operation folgt demselben Prinzip wie beim offenen Verfahren, nur dass statt des langen Flankenschnitts über zwei 3mm lange Hautschnitte weitere Arbeitskanäle (Trokare) in den Bauch eingebracht werden. Die Engstelle des Harnleiters wird entfernt (reseziert) und der normal weite Harnleiter anschließend wieder an das Nierenbecken angenäht (anastomosiert). Als Schienung und zur Urinableitung wird einen kleiner Plastikschlauch in Höhe der Niere aus der Haut herausgeleitet und mit einem Urinbeutel verbunden. Der Plastikschlauch wird eine Woche später wieder entfernt, was keine Schmerzen bereitet. Wenn sich Ihr Kind erholt hat und Sie den Umgang mit dem Urinbeutel beherrschen, kann Ihr Kind zwischenzeitlich auch nach Hause entlassen werden und kommt lediglich zum Entfernen des Schlauchs noch einmal auf die Station zurück. Dabei entscheiden Sie selber, ob Sie das Fast-track-Angebot nutzen möchten oder eine kontinuierliche stationären Betreuung bevorzugen.
Die Nachbehandlung erfolgt durch Ihren Kinderarzt und durch uns. Zunächst sieht diese bei uns zunächst lediglich sonographische Kontrollen vor, bei erneuter ZUnahme des Nierenbeckens wird eine nuklearmedizinische Untersuchung durchgeführt. Hierbei sollte der Urinabfluss aus dem Nierenbecken normal sein. Eventuell notwendige Folgeuntersuchungen richten sich nach den jeweiligen Befunden.