Interessante Fälle
Eine 26-jährige Patientin ohne vorherige Erkrankungen hatte eine Hallux valgus-Operation in einer orthopedischen Klinik.
Während der ersten Operation konnte die Wunde nicht verschlossen werden und es verblieb ein Weichteildefekt. Aus diesem Grund bekam die Patientin eine VAC-Therapie, auf die mehrere weitere folgten. Da die Wunde auch nach 10 Wochen nicht verschlossen werden konnte, wurde das Osteosynthesematerial entfernt. Allerdings verblieb ein Weichteildefekt am linken Fu0, weswegen erneut eine VAC-Therapie eingeleitet wurde.
Daraufhin wurde die Patientin in der Klinik für Plastische, Ästhetische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie vorgestellt.
Die weitere Vorgehensweise können Sie im folgenden Artikel nachlesen:
Closure of a large tissue defect after hallux valgus operation - Best Wound Practice
Ein 60-jähriger Mann wurde im Rahmen eines Wohnungsbrandes bewusstlos aufgefunden und mit mehr als 40% verbrannter Körperoberfläche in das Zentrum für Schwerbrandverletzte zugewiesen. Bereits bei der Aufnahme war der Patient auf Grund eines Inhalationstraumas kreislaufinstabil und pulmonal schwerst geschädigt. Schon früh zeigte sich ein globales Lungenversagen, welches eine Lungenersatztherapie erforderte. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Herz- Thorax- Chirurgie konnte rechtzeitig eine Extra-Corporale-Membran-Oxygenierung (ECMO) angelegt und die Lunge entlastet werden. Die 2b- und 3.-gradigen Verbrennungen erforderten eine chirurgische Therapie, die nach 9 Operationen eine komplette Defektdeckung erreichte. Das Lungenersatzverfahren konnte in eine kontrollierte Beatmungstherapie und Entwöhnung vom Respirator überführt werden. Die Frührehabilitation auf der Intensivstation führte zu einer Vollmobilisation nach insgesamt 85 Tagen.
Trotz der prognostisch ungünstigen Verbrennungsschwere, des Organversagens der Lunge und des Alters (prädiktives Outcome: 90% Letalitätsrisiko) konnte durch eine gezielte plastisch-chirurgische Verbrennungsmedizin und interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Herz- Thorax- Chirurgie (ECMO), Physikalischer Medizin und Anästhesiologie der schlechten Prognose entgegen gewirkt werden und der Patient nach 12 Wochen in die spezialisierte Rehabilitation für Verbrennungspatienten nach Bad Klosterlausnitz entlassen werden.
Erfolgreiche Therapie der Fazialisparese durch mikrochirurgische Crossface Nerventransplantation
Bereits im Jahr 2015 stellte sich eine 14 Jahre alte Patientin mit einer einseitigen, peripheren, kompletten Fazialislähmung vor. Im Alter von 4 Jahren hatte sie einen häuslichen Unfall mit einem retroauriculärem Hämatom und folgender Minderung des Hörvermögens und Lähmung des rechten Gesichtsnerven erlitten. Eine Hämatomentlastung durch HNO-ärztliche Kollegen im Akutstadium erbrachte keine Befundverbesserung. Nach ausführlicher Anamneseerhebung und klinischer Befundung stellten wir zunächst die Indikation zur Exploration und Neurolyse des Nervus fazialis auf der geschädigten Seite, da motorische Spontanaktivitäten der betroffenen Gesichtshälfte noch vorhanden waren. Diese wurde komplikationslos durchgeführt, führte jedoch zu keiner Befundverbesserung.
Zusammen mit der Patientin und ihren Eltern besprachen wir alle Möglichkeiten zur Verbesserung der Mimik. Hierbei wurde neben statischen und dynamischen mimischen Ersatzoperationen, vor allem auf die faziale Reanimation durch ein Cross-Face-Nerventransplantat eingegangen, da die erhaltene, aber nicht kontrollierbare Spontanmotorik eine Aussicht auf Reinnervation versprach. Durch ein Nerventransplantat (N. suralis) kann in mikrochirurgischer Technik von der gesunden Seite mittels der sog. Crossover–Technik eine Verbindung zwischen dem intakten Anteil der gesunden Seite und dem geschädigten kontralateralen Gesichtsnerv geschaffen werden. Mit einer Latenz zur Ausbildung der Axone (ca. 1mm pro Tag) zur Gegenseite kann so eine Reinnveration der gelähmten Gesichtshälfte gelingen. Durch die Expertise unserer Klinik in der Chirurgie der peripheren Nerven konnte dem jungen Mädchen eine möglichst effektive und narbensparende Rekonstruktion angeboten werden. Im Juli 2016 wurde die Nerventransplantation erfolgreich durchgeführt. Bei der klinischen Verlaufskontrolle im Dezember zeigten sich bereits deutliche Hinweise für eine Reinnveration der rechten Gesichtshälfte. Durch ergo- und physiotherapeutische Stimulation und Übungsbehandlung konnte ein für die Patientin sichtbarer Erfolg erzielt werden, der einen großen Zugewinn an Lebensqualität darstellt.
Schematisierte Darstellung der erfolgten Fotodokumentation mit kompletter Parese der rechten Gesichtshälfte (A) im Juli 2016 und 5 Monate nach Cross-Face-Transplantation mit beginnender mimischer Aktivierung des rechten Mundwinkels und des rechten Unterlides (B).
In unserer Spezialsprechstunde für Lähmungen und Funktionsverlust sichtbarer Funktionen des Gesichtes und der Extremitäten beraten wir gerne Ihre Patienten zu Möglichkeiten innovativer, mikrochirurgischer Methoden oder funktioneller Ersatzoperationen.
Im Juni stellte sich eine 85-jährige Patientin notfallmäßig in unserer Notaufnahme mit einer Verätzung durch Knoblauch vor. Nach Angaben der Patientin waren ursächlich Gelenkbeschwerden am linken Knie und Rückschmerzen Grund für die Anwendung dieses Hausmittels.
Althergebracht ist die Verwendung von Knoblauchextrakt zur Behandlung von multiplen Beschwerden und Erkrankungen im internistischen und rheumatologischen Formenkreis und wurde schon vor über 5000 Jahren angewendet. Sowohl in der europäischen als auch traditionellen chinesischen Medizin (TCM) wird Knoblauch in verschieden Formen eingesetzt.
In unserem Fall verätzte sich die Patientin 6 % der Körperoberfläche tiefdermal, sodass die Wunden einem operativen Débridement mit folgender Spalthauttransplantation unterzogen werden mussten. Die Patientin verwendete ungekochtes Knoblauchextrakt, welches bei längerem Hautkontakt ätzend wirken kann und entsprechend ausgedehnte Schäden der Haut verursachen kann. Inzwischen konnte die Patientin bei gut eingeheilten Hautransplantaten mobilisiert wieder entlassen werden.
Weltweit sind nur 17 Quellen als Fallberichte und Stellungnahmen in der Literatur zu finden, weshalb diese „Rarität“ weitere Untersuchungen nach sich zieht. Wir werden unter wissenschaftlichen Bedingungen die Wirkung von Knoblauchextrakt auf die Haut, in unterschiedlicher Dosis und Verarbeitung, weiter untersuchen und die Ergebnisse in einem der nächsten Newsletter mitteilen.
Im Februar 2016 erlitt ein 18-jähriger Forstarbeiter im Rahmen eines Arbeitsunfalls einen kompletten Ausriss des rechten Arms. Der Arm verfing sich in einer Seilwinde und wurde durch die enormen Kräfte, im Sinne einer Riss- Quetschverletzung, total amputiert.
In einer 9-stündigen Operation gelang es, den Arm zu replantieren.
In weiteren Operationen wurde u.a. der verloren gegangene Haut- Weichteilmantel durch einen mikrochirurgischen Gewebetransfer vom rechten Oberschenkel zum rechten Oberarm wiederhergestellt.
Zur Wiederherstellung wurde ein freier Mutton-Chop-Flap verwendet. Die Erstbeschreibung geht auf eine Publikation unserer Klinik zurück. Dieser basiert auf der neurovaskulären Versorgung der A. circumflexa femoris lateralis und femoralen Innervation des Quadriceps femoris. Unter Einschluss der Mm. rectus femoris und tensor fascia latae und einer extendierten Hautinsel (i.S. eines Anterio-Lateral-Thigh-Flaps/ ALT) von bis zu 40 x 20 cm kann somit eine myokutane, neurovaskuläre Lappenplastik große Defekte suffizient decken und Grundlage einer funktionellen Rekonstruktion sein.
Weitere Operationen zur funktionellen Rekonstruktion sind vorgesehen.