Ursachen des Tourett-Syndroms

Es gilt als sicher, dass dem Tourette-Syndrom eine Störung in sogenannten Regelkreisen des Gehirns zugrunde liegt. Diese Regelkreise stellen Verbindungen verschiedener Hirnregionen dar, insbesondere des Stirnhirns, der Basalganglien und des limbischen Systems. Weiterhin gilt eine Störung in verschiedenen Botenstoff-Systemen, insbesondere dem dopaminergen System (sowohl innerhalb der Basalganglien, als auch im Stirnhirn) als erwiesen im Sinne einer Überaktivität dieses Systems. Medikamente, die die Bindungsstellen für Dopamin blockieren (sogenannte Dopaminrezeptor-Antagonisten), wirken dieser Überaktivität entgegen und führen so vermutlich zu einer Reduktion der Tics. Wahrscheinlich bestehen darüber hinaus aber auch Veränderungen in anderen Botenstoff-Systemen, etwa eine verminderte Funktion im serotonergen System.

 

Genetik und epigenetische Faktoren

Tic-Erkrankungen liegt wahrscheinlich ein komplexes Vererbungsmuster zugrunde, bei dem verschiedene Gene dazu beitragen, die Wahrscheinlichkeit für das Auftraten der Erkrankung zu erhöhen. Je nach verändertem Genort resultiert vermutlich ein anderes klinisches Bild der Erkrankung. Ein viel versprechendes Kandidatengen – d.h. ein Gen, das mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Eintreten eines Tourette-Syndroms oder einer Tic-Störung verknüpft ist - ist derzeit noch nicht bekannt. Für Angehörige ersten Grades wird das Risiko, an einem Tourette-Syndrom zu erkranken, auf 5-15% geschätzt, für Tics allgemein auf 10-20%.

Neben genetischen Faktoren sind bei der Manifestation von Tic-Erkrankungen vermutlich auch (bis heute allerdings nicht definierte) erworbene Faktoren bedeutsam. So wurden Komplikationen während der Geburt ebenso wie Infektionen in der Kindheit in Betracht gezogen.

Für Patienten mit Tics oder Zwängen, bei denen zuvor in engem zeitlichen Zusammenhang ein Streptokokken-Infekt nachgewiesen werden konnte, wurde der Terminus PANDAS (Pediatric Autoimmune Neuropsychiatric Disorders Associated with Streptococcal Infections) vorgeschlagen. Ob dies als eigenständige Erkrankung zu verstehen ist, wird kontrovers diskutiert. Es wird derzeit empfohlen, entsprechende Behandlungen (beispielsweise mit Antibiotika oder immunmodulierenden Substanzen) ausschließlich im Rahmen von Studien durchzuführen.

 

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