Neuroimmunologie
Spezialambulanz für Multiple Sklerose und neuroimmunologische Erkrankungen
Prof. Dr. Skripuletz
Prof. Dr. Trebst
PD Dr. Schwenkenbecher
PD Dr. Sühs
Informationen:
In dieser Ambulanz werden PatientInnen in Kooperation mit niedergelassenen FachärztInnen betreut, die an chronischen immunologisch vermittelten Erkrankungen des Nervensystems leiden. Die häufigste Erkrankung aus dieser Gruppe ist die Multiple Sklerose - unser Behandlungsspektrum umfasst jedoch noch viele weitere Erkrankungen, u.a.:
Multiple Sklerose ist eine in Deutschland häufige chronische Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS). Das ZNS umfasst Gehirn und Rückenmark. Bei der Multiplen Sklerose werden die Hüllschichten der Nervenzellen und auch Nervenzellen angegriffen und es entstehen lokale Entzündungen. Je nach Lokalisation können unterschiedliche Symptome auftreten. Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in der Beratung nach Diagnosestellung zu Therapieoptionen und Therapieumstellungen im Verlauf der Erkrankung.
Studien
Wir führen Studien zur Erprobung neuer Medikamente in der Therapie der Multiplen Sklerose durch. Derzeit werden vor allem neue monoklonale Antikörper als Infusion für Patienten mit schubförmigem Verlauf gegeben. Interessierte können sich per Email an uns wenden.
Links zu Netzwerken
Kompetenznetzwerk Multiple Sklerose
www.kompetenznetz-multiplesklerose.de/
Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e.V.
Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Niedersächsischer Landesverband e.V.
Unter Neuromyelitis-Optica-Spektrumerkrankungen (NMOSD) werden Erkrankungen zusammengefasst, bei denen die Nervenhüllschicht und Fortsätze der Nervenzellen der Sehnerven, des Rückenmarks aber auch des Gehirns (insbesondere des Hirnstamms) geschädigt werden. Klinisch variieren die Symptome ähnlich wie bei der Multiplen Sklerose je nach Schädigungsort und treten schubförmig auf. Anders als bei der Multiplen Sklerose sind häufig bestimmte Antikörper nachweisbar (Aquaporin-4-Antikörper, MOG-Antikörper). Unsere Spezialambulanz ist eines der Netzwerkzentren Deutschlands und spezialisiert auf die Diagnosesicherung und Beratung zu Therapieoptionen.
Studien
Wir führen verschiedene Beobachtungsstudien durch, bei denen die Patienten regelmäßig untersucht, bestimmte Symptome erfragt und die Erkrankungsverläufe systematisch registriert werden. Interessierte können sich per Email an uns wenden.
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NMO-Studiengruppe
Bei den autoimmun vermittelten Encephalitiden werden Antikörper gegen Strukturen des Gehirns gebildet, welche dort zu Entzündungen führen. Jeder dieser Antikörper ist gegen andere Strukturen des Gehirns gerichtet und verursacht somit andere Symptomkomplexe. Der bekannteste Antikörper ist der NMDA-Rezeptor-Antikörper. Häufig kommt es innerhalb kurzer Zeit zur Ausbildung psychiatrischer Symptome, Persönlichkeitsveränderungen und Krampfanfällen. Bei schweren Verläufen kann eine Behandlung auf Intensivstation notwendig sein. Eine interdisziplinäre Behandlung zwischen Neurologie und Psychiatrie ist hier in bestimmten Fällen besonders wichtig. Es besteht eine Kooperation zwischen der neuroimmunologischen und psychiatrischen Ambulanz.
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Deutsches Netzwerk zur Erforschung der autoimmunen Enzephalitis
Bei den immunvermittelten Neuropathien kommt es zu Schädigung peripherer Nerven durch einen systemischen Prozess. Sind motorische Nerven betroffen kommt es zu Muskelschwäche oder gar Lähmungen mit Muskelabbau. Oft liegen hier Autoimmunerkrankungen wie Kollagenosen oder Vaskulitiden zu Grunde, es gibt aber auch eigenständige Erkrankungen, deren Ursache nicht sicher geklärt ist (CIDP, MMN).
Bei der Myasthenia gravis kommt es durch Antikörperbindungen an der Übertragungsstelle zwischen Nerv und Muskel zu einer belastungsabhängigen Muskelschwäche. Dies kann prinzipiell alle Muskeln des Körpers betreffen und durch zahlreiche Medikamente, aber auch bei Infekten, krisenhaft verstärkt werden. Unser Schwerpunkt liegt auf der Therapieevaluation und -optimierung.
Bei der Sarkoidose handelt es sich um eine Multisystemerkrankung, bei der es zu einer granulomatösen Entzündungsreaktion mit Knötchenbildung in den Organen kommt. Am häufigsten ist die Lunge betroffen, aber es kann auch jedes andere Organ beteiligt sein. Die Ursache ist nicht geklärt. Man findet jedoch eine Störung der T-Zellfunktion, sowie eine erhöhte B-Zellaktivität als Ausdruck einer Immunreaktion. Die häufigsten neurologischen Beteiligungen äußern sich u.a. als Gesichtslähmung, Hirnhaut-, Rückenmarksentzündung, oder Knötchenbildung in Muskeln, Nerven und Haut. Die Neurosarkoidose verläuft oft chronisch und erfordert eine medikamentöse Behandlung.
Bei paraneoplastischen Syndromen kommt es – in der Regel in Assoziation mit einer Tumorgrunderkrankung - zur Ausbildung von Antikörpern, die sich gegen körpereigene Strukturen richten. Je nach Zielstruktur der Antikörper kann es zu zentralnervösen, psychiatrischen, peripher neurologischen oder epileptischen Syndromen, sowie Muskelschwäche kommen. Beispiele sind Enzephalitiden und/ oder Polyneuropathien auf Grund antineuronaler Antikörper (z.B. Hu-, Yo-, Ri-, GAD-, Tr-, Cv2-, Amphiphysin-, Ma1-, Ma2-, Sox1-, Zic4-AK), sowie das Lambert-Eaton-Syndrom.
Das Sjögren-Syndrom ist eine Erkrankung, die zum Teil mit Erkrankungen aus dem rheumatoiden Formenkreis oder Kollagenosen assoziiert ist. Klinisch leiden die PatientInnen an Augen- und Mundtrockenheit. Bei einem Teil der PatientInnen kommt es zu einer Beteiligung des Nervensystems, häufig in Form von Polyneuropathien oder Rückenmarksentzündungen.
Der systemische Lupus erythematodes ist eine Autoimmunerkrankung, die zu den Kollagenosen zählt. Grundsätzlich können alle Organe des Körpers angegriffen werden, so dass die Symptome sehr variabel ausfallen können. Zu 50-70% kommt es zu einer Beteiligung des Nervensystems in Form von Schädigungen von Nerven, des Gehirns, der Augen und des Rückenmarks oder Muskelbeteiligung.
Vaskulitiden sind meist autoimmun bedingte Gefäßentzündungen, welche im Rahmen einer systemischen Kollagenose (z.B. SLE, Sjögrensyndrom), aber auch isoliert im Nervensystem (z.B. PACNS) zu Schädigungen und damit neurologischen Symptomen führen können. Es ist eine genaue differentialdiagnostische Abgrenzung zu noch selteneren erregerbedingten Vaskulitiden, sowie anderen chronisch-entzündlichen neurologischen Erkrankungen erforderlich, um eine geeignete Therapiestrategie zu erarbeiten.
Allen gemein ist, dass sich das Abwehrsystem des Körpers gegen körpereigene Strukturen richtet und damit zumeist eine dauerhafte medikamentöse Therapie erforderlich ist. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in der Beratung der PatientInnen insbesondere zu verschiedenen Therapieoptionen und in der Betreuung zu Behandlungsbeginn und im weiteren Verlauf der Erkrankung mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen. Des Weiteren werden im Rahmen der Studienambulanz verschiedene Studien durchgeführt, in denen neue Medikamente getestet werden oder Erkrankungsverläufe dokumentiert werden.