BAKTERIOPHAGEN

Prof. Dr. Christian Kühn

Warum Phagen?
Die Zunahme von antibiotikaresistenten Keimen stellt Mediziner weltweit vor eine große Herausforderung. Die Entwicklung und Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen hat zur Entstehung von multi- und sogar panresistenten Bakterien geführt.

Im Jahre 2017 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Liste von Bakterien, für die dringend neue antibakterielle Medikamente benötigt werden. Eine der möglichen Alternativen zur etablierten Antibiotikatherapie ist die Anwendung lytischer Bakteriophagen.

Bakteriophagen (oder Phagen) sind Viren, die nur Bakterienzellen infizieren können. Sie werden in zwei Haupttypen unterteilt – lytische Phagen oder temperente Phagen. Lytische Bakteriophagen können als antibakterielle Mittel verwendet werden, da sie nicht in das Wirtsbakteriengenom integriert werden und eine aktive Infektion zu einer bakteriellen Auflösung (Zelllyse) führt.

Phagen-Therapie in Deutschland
Trotz der nachgewiesenen Wirksamkeit der lytischen Bakteriophagen-Therapie sind, Bakteriophagen nur in folgenden Ländern als Arzneimittel zugelassen: Russland, Georgien, Kasachstan und der Slowakei. In anderen Ländern, einschließlich der Bundesrepublik Deutschland, ist die Bakteriophagen-Anwendung nur als ultima ratio Therapie gemäß § 37 der Deklaration von Helsinki möglich.

Wir konnten bisher bereits 24 Patienten erfolgreich mit Phagen behandeln, bei denen keine konventionelle Antiobitika-Therapie mehr geholfen hatte. Beispielgebend hierfür steht dieser 59-jährige Patient mit schwerer chronischer Staphylococcus aureus-Infektion seiner Aortenbogenprothese. Bereits 5 Tage nach Beendigung der lokalen Phagentherapie, über eingebrachte Saug-Spüldrainagen, war ein Rückgang der Infektionszeichen erkennbar und keine Bakterien mehr in der Spülflüssigkeit nachweisbar. Die PET-CT-Untersuchung nach 7 Monaten zeigt die hohe Wirksamkeit der Phagentherapie.

 

Unter dem folgenden Link gelangen Sie zur Internetseite des Nationalen Zentrums für Phagen-Therapie.