Forschungsverbünde
Sprecher: Prof. Michael Manns, MHH (bis 12/2018) / Prof. Arnold Ganser, MHH (seit 2019)
Nach wie vor stehen nicht genug Spenderorgane zur Transplantation zur Verfügung. Zudem gehen zu viele Organe nach einer Transplantation durch Abstoßung und Funktionsverlust verloren. Der Sonderforschungsbereich (SFB) 738 widmet sich der Erforschung der Mechanismen, die zu einem Transplantatverlust führen. Dadurch soll das Langzeitüberleben von Spenderorganen verbessert werden und die knappe Ressource Spenderorgan geschont und optimal eingesetzt werden.
Weiterhin werden Therapiealternativen des Organversagens zur Transplantation erforscht, z.B. durch Verfahren der Zell- und Gentherapie. Vielversprechend erscheint hier u.a. die Hepatozyten-Transplantation, bei der körperfremde Leberzellen verabreicht werden. Sie sollen die Entgiftungsfunktion der erkrankten Leber in der Erholungsphase übernehmen. So könnte eine Organtransplantation vermieden werden.
Ein weiterer Schwerpunkt des SFB ist die Stammzell-Transplantation, um Therapieoptionen für Leukämiepatienten zu verbessern.
Weiter führende Informationen:
Sprecher: Prof. Eckhard Wolf & Prof. Dr. Bruno Reichart (Ludwig-Maximilians-Universität München)
Die Zahl der Spenderorgane reicht nicht annähernd aus, um den hohen Bedarf zu decken.; die Suche nach Alternativen ist dringlich. Dazu gehört auch die Xenotransplantation, die Transplantation von tierischen Organen und Zellen, in den Menschen. Bislang ist es nicht gelungen, die Xenotransplantation beim Menschen klinisch zu erproben.
Im Sonderforschungsbereich Transregio 127, der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) seit 2016 gefördert wird, erforscht die Medizinische Hochschule Hannover in einem interdisziplinären Team in Zusammenarbeit mit der LMU München und weiteren Kooperationspartnern die Option der Übertragung von Schweineorganen, insbesondere Herzen, auf den Menschen. Forschungsprojekte befassen sich mit der Regulierung der menschlichen Immunantwort auf die sogenannten Xenografts, sowie mit der genetischen Modellierung von Spenderschweinen zur Verhinderung der Organabstoßung im Menschen. Untersucht werden zudem die Xenotransplantation von Pankreasinseln und Spendernieren des Schweins.
Weitere Information:
Sprecher: Prof. Johann Bauersachs, MHH
Die klinische Forschungsgruppe 311 befasst sich mit Reparaturmechanismen bei schweren Herz- und Lungenerkrankungen und erforscht neue Behandlungsstrategien. Organunterstützungssysteme, z.B. mechanische Pumpen oder Kunstherzen, entlasten das geschädigt Organ vorübergehend und ermöglichen dadurch eine Regeneration des geschädigten Gewebes. Zudem stehen sie als langfristiger Ersatz zur Verfügung. Ziel des Forschungsverbundes ist es, die Regenerationsmechanismen zu entschlüsseln und darauf basierend neue Behandlungsstrategien und Therapien zu entwickeln, um die Lebensqualität der betroffenen Patienten nachhaltig verbessern zu können.
Zur KFO 311 gehören elf eng verzahnte wissenschaftliche Projekten aus sieben MHH-Kliniken und -Instituten. In einer großen Registerstudie sind alle an der MHH aufgrund eines Herz- und Lungenversagen mit einem Kreislauf- bzw. Lungen-Unterstützungssystem behandelten Patienten eingeschlossen. Anhand von klinischen Daten, Biomaterialien und dem klinischen Verlauf sollen die Auswahl der Patienten und Zeitpunkt der Implantation optimiert und die technischen Systeme verbessert werden.
Weitere Informationen:
Sprecher: Prof. Axel Haverich, MHH (12/2018) / Prof. Thomas Thum, MHH/ITEM (1/2019)
Das vorzeitige Altern von Geweben und Organen, verursacht durch unterschiedliche Grunderkrankungen, kann für die Patient*innen schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Am REBIRTH-Forschungszentrum für translationale regenerative Medizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) werden innovative therapeutische Strategien für die Gewebereparatur und Regeneration bei fortgeschrittener Organfunktionsstörung von Herz, Lunge, Leber und Blut für diese Patient*innen entwickelt – von der Grundlagenforschung bis hin zur klinischen Anwendung.
An dem Zentrum sind neben der MHH sechs Forschungspartner beteiligt. Die interdisziplinäre und hochschulübergreifende Aufstellung bietet die Voraussetzungen dafür, Erkenntnisse der Grundlagenforschung im Bereich der regenerativen Medizin in die medizinische Praxis zu überführen – für eine möglichst hohe klinische Anwendbarkeit neuartiger Therapiekonzepte.
Der Forschungsschwerpunkt von REBIRTH (Von Regenerativer Biologie zu Rekonstruktiver Therapie) liegt auf der Behandlung degenerativer Erkrankungen durch die Nutzung körpereigener Regenerationsmechanismen, mit maschinellen Unterstützungssystemen oder optimiertem Organersatz. Therapieoptionen sind u.a. Zell- und Gentherapie, Tissue Engineering (Gewebezucht), Zellreprogrammierung (iPSCs) und Stammzellforschung.
Der Forschungsverbund wurde von 2006 bis 2019 als Exzellenzcluster im Rahmen der Exzellenzinitiative gefördert. Aktuell fördert das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur in der Nachfolge das 2019 etablierte Forschungszentrum REBIRTH.
Das Projekt REBIRTH active ist 2011 aus dem Forschungsverbund hervorgegangen.
Weitere Informationen:
Das Niedersächsische Zentrum für Biomedizintechnik, Implantatforschung und -entwicklung (NIFE) ist ein biomedizintechnisches Forschungszentrum der drei hannoverschen Universitäten Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), der Leibniz Universität Hannover (LUH) und dem Laser Zentrum Hannover (LZH). Das NIFE ist einer der international führenden Zentren zur biomedizinischen Implantatforschung und -entwicklung. Die Zusammenarbeit der MHH mit den physikochemischen, material- und ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen der LUH sowie Forschergruppen der TiHo fördert die Entwicklung von innovativen Implantaten. Im Fokus stehen Implantate für den kardiovaskulären, audio-neurologischen, muskuloskelettalen und dentalen Bereich. Seit 2015 steht dem NIFE ein neues Gebäude der MHH im nahe gelegenen Medical Park zur Verfügung.
Der Bedarf an Implantaten, die verlorene Organfunktionen ersetzen, ist groß und wächst ständig, nicht zuletzt aufgrund der alternden Gesellschaft. Funktionalität und Biokompatibilität der Implantate stehen für die Patient*innen im Vordergrund, denn bei Fremdkörperimplantationen drohen Unverträglichkeitsreaktionen, Materialermüdung, Infektionen und andere Komplikationen. Im NIFE arbeiten Wissenschaftler transdisziplinär an innovativen Lösungen. Ziel ist es, Implantate mit optimaler biologischer Funktion bei lebenslanger Haltbarkeit zu entwickeln.
Forschungsschwerpunkte:
- Tissue Engineering
- Biohybride Implantate
- Biofunktionalität und Funktionalisierung
- Implantat-assoziierte Infektionen
Mehr Informationen finden Sie hier.
Sprecher: Prof. Tobias Welte, MHH
Chronische Lungenerkrankungen gehören zu den häufigen chronischen Erkrankungen und gehen mit einer hohen Einschränkung der Lebensqualität einher. Bislang sind ihre Therapieoptionen begrenzt.
Seit 2011 ist die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) einer von fünf Standorten des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DLZ), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Im gemeinsamen Netzwerk BREATH (Biomedical Research in Endstage And ObsTructive Lung Disease Hannover) mit dem Fraunhofer Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM), der Leibniz Universität Hannover und der CAPNETZ STIFTUNG liegt der Fokus auf der Translation von Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung in die Klinik.
Die MHH hat eines der größten Lungentransplantationszentren weltweit. Die Therapie von Lungenerkrankungen im Endstadium gehört zu ihren klinischen Forschungsschwerpunkten des DZL-Standortes an der MHH. Dafür werden deren innovative Therapieoptionen erforscht und entwickelt z.B. die „künstliche Lunge“ ECMO (extrakorporale Membran-Oxygenierung) und die Perfusion von Spenderlungen vor der Transplantation.
In der Hannover Unified Biobank (HUB), einer standardisierte Biobank, werden biologische Proben des DZL gesammelt, die für Forschungsprojekten an den DZL-Standorten verwendet werden.
Weiter Informationen:
Sprecherin: Prof. Anette Melk, MHH
Ausbildung von wissenschaftlichem Nachwuchs ist ein vorrangiges Ziel der MHH. Für junge, wissenschaftlich interessierte Ärztinnen und Ärzte stehen Fördermittel im Rahmen von „Clinician Scientists“-Programmen zur Verfügung, die eine Verbindung von wissenschaftlicher Tätigkeit und klinischer Ausbildung anstreben. Talentierten Nachwuchswissenschaftlern werden Stipendien angeboten, die ihnen Freiräume für experimentelle Forschung eröffnen.
Das Programm „CORE 100 Pilot“, das vom Land Niedersachsen sowie der Else Kröner-Fresenius-Stiftung gefördert wird, bietet mehrere Stipendien für Ärztinnen und Ärzte mit abgeschlossener Facharztausbildung zu den Themengebieten Transplantation, künstliche Organunterstützung und regenerative Medizin an. Junge, wissenschaftlich interessierte Fachärzte erhalten über einen Zeitraum von drei Jahren Förderung und werden zu 50 Prozent vom klinischen Alltag freigestellt, um ihre Forschungsprojekte in den o.g. Themengebieten voranzutreiben.
Weitere „Clinician Scientist“-Programme:
Sprecher: Prof. Lars Pape (ehemals MHH/jetzt Essen) / Prof. Mario Schiffer (ehemals MHH/jetzt Erlangen)
Die Nierentransplantation ist ein erfolgreiches Behandlungsverfahren. Längere Lebenswartung und höhere Lebensqualität sind Vorteile im Vergleich zur Dialyse. Die Langzeitergebnisse der Transplantation sind jedoch nicht befriedigend. In den ersten drei Jahren verlieren ca. acht Prozent der Transplantate ihre Funktion; nach fünf Jahren nimmt das Transplantatversagen stetig zu. Durch Optimierung der Nachsorge nach Nierentransplantation sollen im Projekt NTx360° das Transplantat- und Patientenüberleben verbessert, und Komplikationen sowie eine Abstoßung des Organs vermieden werden, um die Lebensqualität transplantierter Patienten weiter zu verbessern und nachhaltig Kosten einzusparen.
Besonders bei jugendlichen Transplantierten, die von der Betreuung in der Kinderklinik in die Erwachsenenklinik wechseln, entstehen Lücken in der Nachsorge, z.T. auch aufgrund der Entfernung zur Nachsorge-Ambulanz oder Praxis.Die regelmäßige Einnahme der Immunsuppressiva ist dadurch gefährdet.
Das Projekt NTx360° setzt hier an, stärkt die Motivation und Eigenverantwortung der Patient*innen und bindet die niedergelassenen Nephrologe stärker in die Nachsorge der Patienten ein.
Eine elektronischen Fallakte macht relevante Befunde für die Patient*innen und die behandelnden Ärzte einsehbar. Telemedizinische Nachsorgetermine ermöglichen eine kontinuierliche Nachsorge. Zusatzangebote aus der Sportmedizin bieten maßgeschneiderte Trainingsangebote, die telemedizinisch überwacht werden. Zudem bekommen die Patient*innen das Angebot einer psychosozialen Betreuung, das sich u.a. mit der Therapietreue (Adhärenz) befasst.
Das Innovationsprojekt NTx360° wurde 2020 beendet; die Evaluation soll in 2021 abgeschlossen sein. Eine Fortführung des Nachsorgeprojekts und eine Ausweitung auf die anderen Organbereiche (Leber, Herz, Lunge) im Transplantationszentrum ist geplant.
Regelmäßige Bewegung stoppt die Zellalterung, schützt vor chronischen Erkrankungen und erhält die Transplantatfunktion. Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover haben in mehreren Studien die Bedeutung von Bewegung für die Prävention belegt. Sowohl Erwachsene als auch Kinder profitieren in den Studien von dem positiven Effekt, den die körperliche Aktivität auf die Regeneration und Leistungsfähigkeit hat. Im Tierexperiment verhinderte die Bewegung Arteriosklerose in transplantierten Mäuse. Aber auch bei Herztransplantierten konnte ein geringeres Auftreten oder ein Stillstand der Gefäßschaden nach Transplantation erreicht werden. Die Studienergebnisse wurden unter anderem in renommierten Journalen wie „Lancet Public Health“ veröffentlicht.
Initiiert wurden die ersten Studien 2011 im Rahmen des Exzellenzclusters REBIRTH. 2017 wurde REBIRTH active integraler Bestandteil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierten, tele-medizinischen Nachsorgeprojektes nach Nieren-Transplantation „NTx 360 Grad“. Ebenfalls seit 2017 besteht eine Kooperation mit der Betriebskrankenkasse AudiBKK, die sowohl innerbetriebliche Studien im Volkswagen Werk Wolfsburg als auch die aktuell laufenden REBIRTH active school-Studien unterstützen.
2016 ist die rebirth-active GmbH aus der Initiative hervorgegangen.
Weitere Informationen:
REBIRTH active school - Innovation Land Lab