Sein Organspendeausweis erlaubte es Burghard, eine Spende anzunehmen

Nach seltener Krebserkrankung erhielt er vor 20 Jahren an der MHH eine neue Leber

Auf hoher See: Burghard W. mit seiner Frau im Jahr nach seiner Transplantation

Anfang März 2004 klingelte am Vormittag mein Telefon. Ein Arzt aus der MHH war am Apparat. „Kommen sie in die Klinik. Ihr Transplantat ist unterwegs. Heute werden sie transplantiert.“ Ein Anruf, auf den ich über ein Jahr gewartet hatte.

Seit 2002 hatte ich Probleme. Immer stärker werdende Durchfälle, Magenkrämpfe, ich war nicht mehr so belastbar wie vorher. Bei einer Untersuchung wurden dann drei bis 12 Zentimeter große Geschwüre an der Leber festgestellt. Man vermutete Hämangiome. Um Krebs komplett auszuschließen, beschloss Professor Jürgen Klempnauer, der bis 2022 die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie leitete, die Hämangiome operativ zu entfernen. Eine Entscheidung, die mir das Leben gerettet hat. Im Dezember 2002 kam ich unter das Messer.

Als ich aus der Narkose erwachte wurde ich von Professor Klempnauer darüber informiert, dass es sich nicht um Hämangiome handelte, sondern um NET, Neuroendoktrine Tumore, ein sehr seltener Krebs. Zusätzlich war die Leber mit kleinen Metastasen übersät und man vermutete in der Leber weit über hundert weitere NET- Metastasen. An dem Tag kam ich auf die Warteliste für eine Lebertransplantation.

Wenige Spenderorgane für so viele wartende Patienten

Es begann eine Zeit des Bangens und der Hoffnung. Immer wieder ging es durch die Medien, wie wenig Spender von Organen es für so viele Patienten auf den Wartelisten für eine Transplantation gab. Eine Tatsache, die mich sehr beunruhigte. In der MHH wurde ich engmaschig kontrolliert. Hätten sich außerhalb der Leber neue Metastasen gebildet, wäre ich von der Warteliste gestrichen worden.

Eine schwierige und belastende Zeit

Auch psychisch wurde die Belastung für mich immer stärker, je mehr Zeit verrann. Die Leberwerte wurden immer schlechter. Mich belastete der Gedanke, dass ich, meine Familie und meine Freunde auf den Tod eines Menschen warteten, damit ich die Chance auf ein weiteres Leben erhalten würde. Diese Vorbehalte waren subjektiv. Natürlich stirbt kein Mensch, damit andere Menschen weiterleben können. Aber erst mein Organspendeausweis, den ich seit meinem 18. Geburtstag bei mir führte, war letztendlich für mich die Legitimation, eine Spende anzunehmen. Ich hätte das Gleiche für andere Menschen auch getan. Es war damals eine schwierige und belastende Zeit für mich und meine Familie.

Bis dann der besagte Anruf kam.


Auf Wanderschaft: Burghard W. 20 Jahre nach seiner Transplantation. Auf Wanderschaft: Burghard W. 20 Jahre nach seiner Transplantation. Copyright: privat
Auf Wanderschaft: Burghard W. 20 Jahre nach seiner Transplantation. Copyright: privat

Nach der Transplantation lag ich etwa sechs Wochen in der MHH. In dieser Zeit gewann ich dank der hervorragenden Arbeit von Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften einen Großteil meiner Mobilität wieder. Allen bin ich bis heute sehr dankbar für den guten Job, den sie damals gemacht haben und der sich bis heute fortsetzt in der Betreuung und den regelmäßigen Kontrollen durch die Leber-Transplantationsambulanz der MHH.

In der Klinik lernte ich, die Medikamente zu richten.

Damit das transplantierte Organ vom Immunsystem nicht abgestoßen wird, muss ich ein Leben lang täglich Medikamente einnehmen. Während meiner Zeit in der Klinik wurde ich von den Pflegerinnen geschult, meine Medikamente selber zu richten. Schließlich ist zu Hause ja auch keine Pflegerin da. Bereits nach kurzer Zeit nahm ich die regelmäßige Einnahme als Routine wahr und das ist bis heute so geblieben. Diese Medikamente sind der Garant für ein Weiterleben und beeinträchtigen mich nicht.

Liebe, Kinder und acht Enkelkinder

Heute bin ich 66 Jahre alt. Und dank der Transplantation und dem damit geschenkten zweiten Leben durfte ich nochmal eine großartige Liebe erfahren, konnte an dem erfolgreichen Weg meiner Kinder teilhaben und bin inzwischen Großvater von acht Enkelkindern, dass neunte ist unterwegs.

Neben anderen Hobbys wandere ich gerne und fahre bis heute Motorrad.

Das Leben geht also weiter, gut weiter. Hoffentlich noch lange.

DANKE.