Interdisziplinäre Sprechstunde
Eine Amputation, der Verlust von einem oder sogar mehreren Körperteilen, stellt ein einschneidendes Lebensereignis dar.
Eine synchronisierte, optimale medizinische, rehabilitative sowie orthopädietechnische Versorgung sind grundlegend für eine reibungslose Rehabilitation. Daher haben wir 2021 eine interdisziplinäre Amputationssprechstunde etabliert.
Unser Team besteht aus Plastischen ChirurgInnen, UnfallchirurgInnen, Orthopädie-TechnikerInnen, Rehabilitations-MedizinerInnen, SchmerzmedizinerInnen, NeurologInnen, spezialisierten Physio- und ErgotherapeutInnen. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit können wir Ihre Beschwerden gemeinsam aus verschiedenen Perspektiven beurteilen und eine gemeinsames Behandlungskonzept formulieren und adressieren.
Mit der richtigen Operation und strukturierter Nachsorge möchten wir unsere Patient:innen wieder hin zu einem aktiveren Leben begleiten.
In unserer Sprechstunde besprechen wir mit Ihnen Ihre Probleme, um den besten Behandlungspfad für Sie zu finden.
Dabei ist nicht nur die akribische Untersuchung, sondern auch die nachfolgende geduldfordernde Rehabilitation mit einem breit aufgestellten Team aus Experten entscheidend!
Sie sind eingeladen, die Sprechstunde gemeinsam mit Ihrem Orthopädietechniker zu besuchen. Sollte dies nicht möglich sein, arrangieren wir gern eine Video-Konferenz zum Zuschalten Ihres lokalen Versorgers.
Pimp my Stumpf 2.0 – Untersuchung und therapeutische Verfahren
Bei Problemen im Zusammenhang mit Amputationen, die den Alltag mit einer Prothese erschweren, können operative Amputationsrevisionen eine effektive Lösung sein. Dabei können verschiedene Verfahren wie Stumpfneuformung, Weichteilreduktion, Nachamputation, Glättung schmerzhafter Knochenkanten, Refixation des Weichteilmantels und Nervenneuordnung zum Einsatz kommen.
Unser Ziel ist es, diese chirurgischen Korrektureingriffe auf bionische Weise zu gestalten. Durch den Einsatz innovativer Amputationstechniken können Nerven und Muskeln im Stumpf wieder „funktionsfähig gemacht werden“, um die Interaktion mit der Prothese zu erleichtern.
„Bionik“ bedeutet, natürliche Prozesse und Phänomene der Natur für die Lösung technischer Problemstellungen zu nutzen und innovative, nachhaltige und ressourcenschonende Lösungen zu entwickeln. In der Chirurgie verändern wir den menschlichen Körper in derartiger Weise durch operative Eingriffe, dass er bestmöglich mit der verfügbaren Technologie verbunden werden kann und mit ihr kommuniziert.
Innovative Operationstechniken
TMR ist eine zu Beginn der 2000er von Todd Kuiken (Rehabilitationsmediziner) und Gregory Dumanian (Plastischer Chirurg) in Chicago entwickelte Behandlungsmethode zur Verbesserung der Prothesensteuerung. In einem aufwendigen mikrochirurgischen Eingriff wird ein ausgewählter durchtrennter Nerv im Amputationsstumpf auf biomechanisch nicht mehr relevante Muskeln im Schaft oder nah des Schaftes umgeleitet und reinnerviert diesen. Dadurch entsteht ein neues und zusätzliches „Myosignal“, das zur Prothesensteuerung genutzt werden kann.
Hierdurch wird auch die Wahrscheinlichkeit für die (erneute) Entwicklung von schmerzhaften Neuromen verringert, denn das Wachstum der aussprossenden Nervenfasern wird organisiert und verläuft nicht mehr unkontrolliert.
Das gleiche Prinzip gilt für die RPNIs (siehe Animation unten). Hier wird der Nerv allerdings nur in ein kleines, zuvor reseziertes, Muskelstück eingebettet und im Stumpf versenkt. Durch das organisierte Aussprossen und die gesteigerte Funktion können Phantom- und Neuromschmerzen reduziert werden.
Insbesondere die sensorische Rückmeldung am Stumpf wird als entscheidend für die Verbesserung der Prothesenkontrolle, der Reduktion von Phantomschmerzen und das Embodiment (Körpergefühl) angesehen.
Zur Verbesserung des sensorischen Feedbacks kann die sogenannte TSR-Operation durchgeführt werden.
Die Details der chirurgischen Technik ist abhängig von der Amputationshöhe, da sie festlegt, welche Nerven und Hautbereiche für die gezielte Reinnervation der Haut zur Verfügung stehen.
Wir führen die sog. Agonist-Antagonist-Myoneuronal-Interface-Technik (AMI) bereits bei einem Großteil der primären Amputationen durch. Hier werden Muskeln - und zwar die Agonisten (Spieler) und Antagonisten (Gegenspieler) - gezielt miteinander verbunden. Hierdurch bleibt die ursprüngliche Beugebewegung wie bei unversehrten Muskeln erhalten. Ziel der Entwickler aus Boston war die Wiederherstellung der Propriozeption. Propriozeption beschreibt die Fähigkeit des Menschen, die Lage und Bewegung seines Körpers im Raum auch bei geschlossenen Augen wahrzunehmen. Man spricht hier auch von einem „6. Sinn“. Dieses Verfahren erhöht die Gang- und Griffstabilität sowie -Sicherheit der Betroffenen.
Gleichermaßen kommt es durch die Transposition der Muskeln zu einem verbesserten Abpolstern des Stumpfes. Die AMI-Technik ist eine Neuinterpretation der Myodese/Myoplastik.
Die AMI-Prozedur wird in der Regel mit einem der oben beschriebenen Nerveneingriffe kombiniert.
Bei einer osseointegrierten Prothese handelt es sich um eine knochengeführte Prothese. Ein Implantat wird operativ in den Knochen des Arm-oder Beinstumpfes eingesetzt und über einen Haut-/Weichteildurchtritt ausgeleitet - an diesem kann die Prothese direkt angedockt werden. Schaftassoziierte Probleme wie Druckstellen und Hautprobleme treten dabei nicht mehr auf.
OI ist nur für bestimmte PatientInnen geeignet.
In unserer Sprechstunde klären wir Sie gerne darüber auf, ob auch Sie für eine OI geeignet sind.
für AMI-Patienten
Bewegungsübungen für AMI-Patienten
Spendenkonto der AG Innovative Amputationsmedizin
Wenn Sie unsere Arbeitsgruppe und Projekte unterstützen möchten, würden wir uns sehr über eine Spende in Höhe Ihrer Wahl freuen. Benutzen Sie als Verwendungszweck bitte „AG Innovative Amputationsmedizin“.
Durch ergänzende Transparenzerklärungen können auch Firmen unsere Arbeit unterstützen.
Die Überweisung erfolgt auf folgendes Konto:
Förderstiftung MHH plus
Sparkasse Hannover
IBAN: DE95 2505 0180 0900 4444 44
BIC: SPKHDE2HXXX
Verwendungszweck: AG Innovative Amputationsmedizin
Bitte denken Sie daran, bei einer Überweisung Ihre Adressdaten anzugeben, damit wir Ihnen eine Zuwendungsbestätigung ausstellen können.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
die AG Innovative Amputationsmedizin im NIFE
Niedersächsisches Zentrum für Biomedizintechnik, Implantatforschung und Entwicklung
Wichtige Informationen
Für eine differenzierte Beratung bitten wir Sie, zum Vorstellungstermin nachfolgende Unterlagen mitzubringen:
- Überweisung von Facharzt/-ärztin für Chirurgie, Unfallchirurgie oder Orthopädie „Spezialsprechstunde Amputationsmedizin“
- Bisherige Bildgebung (Röntgen/CT/MRT) auf einer CD-ROM im DICOM Format inkl. schriftlichem Befund
- Berichte von vorangegangen Behandlungen (z.B. OP-Berichte)
- Prothesenmodell, Schaftmodell
- aktueller Medikamentenplan