Andrologie
Die Andrologie umfasst alle Bereiche der Medizin und der Naturwissenschaften, die sich mit den Fortpflanzungsfunktionen des Mannes unter physiologischen (normalen) und pathologischen (krankhaften) Bedingungen auseinandersetzen.
Andrologie lässt sich wörtlich vom griechischen „andros“ – Mann und „logos“ – Lehre ableiten und wird als "Männerheilkunde“ bezeichnet.
In unserer Spezialsprechstunde für Andrologie informieren und beraten wir Sie bei:
- Störungen der Zeugungsfähigkeit (Infertilität)
- Störungen der Erektionsfähigkeit (erektile Dysfunktion) einschließlich Libido-, Ejakulations- und Kohabitationsstörungen sowie Penis-Deviation (Verkrümmung des Penis)
- Störungen der Hormonbildung
Gerne beraten wir Sie persönlich in unserer Andrologie-Sprechstunde. Eine Terminvereinbarung ist unter der Telefonnummer 0511 / 532 3647 möglich.
Weitere Informationen
Die Andrologie Sprechstunde findet immer freitags von 09 – 12:30 Uhr statt.
Termine können über die Sekretariate vereinbart werden.
Ein Paar wird als unfruchtbar bezeichnet, wenn trotz eines bestehenden Kinderwunsches nach einem Jahr mit regelmäßigem und ungeschütztem Geschlechtsverkehr eine Empfängnis ausbleibt. Die Ursache kann hierfür sowohl beim Mann als auch bei der Frau zu finden sein. In Deutschland bleibt jede 6. Ehe ungewollt kinderlos. Bei ca. 30 % der Paare ist eine andrologische Störung ursächlich. Bei einer schweren Fertilitätseinschränkung kann eine künstliche Befruchtung durchgeführt werden, welche immer eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen der Andrologie und Gynäkologie darstellt:
- IUI = Intrauterine Insemination als einfaches Verfahren bei milden Störungen
- IVF = In-vitro Fertilisation vor allem bei Fertilitätsstörungen der Frau
- ICSI = Intracytoplasmatische Spermieninjektion vor allem bei männlichen Fertilitätsstörungen
Verschiedene Faktoren wie z. B. Infektionen, Störungen des Hormonhaushaltes, Fehlbildungen, Tumore, genetische Erkrankungen oder vorausgegangene Operationen können die Zeugungsfähigkeit des Mannes beeinflussen. Im Rahmen unserer Spezialsprechstunde versuchen wir, die möglichen Gründe einer Zeugungsunfähigkeit abzuklären und wenn möglich zu behandeln.
Lassen sich keine Spermien im Ejakulat finden, besteht die Möglichkeit, operativ Keimzellen aus dem Hoden (TESE) oder Nebenhoden (MESA) zu gewinnen. Die anschließende Kryokonservierung der operativ gewonnen Spermien sowie die weitere künstliche Befruchtung (ICSI) wird im Kinderwunschzentrum der Frauenklinik der Medizinischen Hochschule Hannover durchgeführt.
Zur dauerhaften Verhütung seitens des Mannes bei abgeschlossenem Kinderwunsch kann eine Sterilisation (Vasektomie) erfolgen. Der Eingriff wird ambulant in örtlicher Betäubung durchgeführt.
Die erektile Dysfunktion ist eine ständige und wiederkehrende Unfähigkeit, eine für den Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion zu bekommen und/oder zu halten.
Ursächlich können Erkrankungen der Blutgefäße (33 %), Diabetes mellitus (25 %), Rückenmarks-Verletzungen / -Erkrankungen (11 %), Operationen im Beckenbereich (10 %), Medikamente (8 %), Drogen (7 %) oder hormonelle Störungen (6 %) sein (Stief et. al, Springer Verlag). Das Auftreten einer erektilen Dysfunktion kann auch ein erster Hinweis für andere zugrunde liegende Störungen, z. B. eine koronare Herzerkrankung sein.
Je nach Ursache und Ausprägung der Potenzschwäche kommen unterschiedliche Therapieoptionen in Frage:
- Bei nachgewiesenem Testosteronmangel Substitutions-Therapie in Form von Gel oder Spritzen
- PDE-5-Hemmer
- Stäbchen mit dem Wirkstoff Alprostadil zur Anwendung in der Harnröhre
- Schwellkörperinjektionstherapie (SKIT)
- Vakuumpumpen-Erektionshilfe
- Nach Versagen aller konservativen Therapieversuche Implantation einer Schwellkörperprothese
Die so genannte Ejaculatio praecox beschreibt die Unfähigkeit, die Ejakulation lange genug hinauszuzögern, damit der Geschlechtsverkehr für beide Partner zufriedenstellend ist. Für die Patienten stehen verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung: Es kann eine Sexualtherapie (z. B. Start-Stop-Technik, Squeeze-Technik) oder medikamentöse Therapie erfolgen.
Ein Mangel an männlichem Geschlechtshormon (Testosteron) kann zu schweren Störungen des Wohlbefindens und verschiedener Körperfunktionen führen. Dazu gehören u.a. Osteoporose, Einschränkung der kognitiven Funktion, Stimmungsschwankungen, Libidoverlust und Erektionsstörungen. Ein Testosteronmangel kann in jedem Alter vorliegen und kann unterschiedliche Ursachen haben. Bei fehlendem Kinderwunsch kann eine medikamentöse Testosteron-Therapie in Form von Gel oder Spritzen erfolgen, um so nicht nur die Lebensqualität zu verbessern, sondern auch schwere Folgeschäden (z.B. Knochenbrüche) zu vermeiden. Bei bestehendem Kinderwunsch stehen andere medikamentöse Therapieoptionen zur Verfügung.
Eine Penis-Deviation kann angeboren oder erworben sein (Induratio penis plastica) und bei mehr als 30 Grad Krümmung den Vollzug des Geschlechtsverkehrs unmöglich machen sowie kosmetisch den Patienten erheblich beeinträchtigen. Nach dem Versagen einer konservativen medikamentösen Therapie kann eine operative Korrektur der Penisdeviation erfolgen.
Jeder 500. bis 600. Mann ist vom Klinefelter-Syndrom betroffen, einer Abweichung der Geschlechtschromosomen mit dem Chromosomensatz 47,XXY. Ursächlich ist eine Störung bei der Reifeteilung der Keimzellen der Eltern, wobei das zusätzliche X-Chromosom gleichermaßen häufig vom Vater oder von der Mutter stammt. Nur 25 - 30 % aller Klinefelter-Patienten werden während ihres Lebens entdeckt, da der Ausprägungsgrad sehr unterschiedlich sein kann. Patienten können sowohl schwere Zeichen des Testosteronmangels, als auch normal ausgeprägte männliche Geschlechtsmerkmale aufweisen.
Konstante Merkmale sind die deutlich kleineren Hoden sowie Unfruchtbarkeit bei 97% der Patienten. Das Klinefelter-Syndrom ist die häufigste genetische Ursache für männliche Unfruchtbarkeit. Oft, aber nicht grundsätzlich, findet man erniedrigte Testosteronwerte, eine erhöhte Körperlänge, relativ lange Beine sowie eine Brustvergrößerung und eine weibliche Fettverteilung. Zusätzlich werden Störungen der verbalen und sozialen Fähigkeiten beobachtet, wobei Lerndefizite durch eine frühe Förderung ausgeglichen werden können.
Abhängig von den Begleiterkrankungen (z.B. Diabetes mellitus) kann auch die Lebenserwartung eingeschränkt sein. Daher sind eine frühe Diagnosestellung und ein rechtzeitiger Therapiebeginn wichtig, um Spätfolgen vorzubeugen.
Zur Verwirklichung des Kinderwunsches besteht die Möglichkeit der operativen Hodengewebeentnahme (testikuläre Spermienextraktion = TESE). Wenn im Gewebe Spermien gefunden werden, können diese eingefroren werden (Kryokonservierung) und für eine künstliche Befruchtung (ICSI) verwendet werden. Die besten Erfolgsaussichten hinsichtlich der Spermienausbeute werden mit der mikrochirurgischen Technik (M-TESE) und im Zeitfenster zwischen Pubertätsbeginn und frühem Erwachsenenalter erzielt. Eine bereits begonnene Testosterontherapie sollte mindestens 3 Monate vor der Operation pausiert werden bzw. eine zukünftig nötige Testosterontherapie erst nach der Operation eingeleitet werden.