Radikale Zystektomie beim Harnblasenkarzinom
Für die Behandlung muskelinvasiver, d.h. lokal fortgeschrittener Karzinome bieten wir das komplette Spektrum einer operativen Maximalversorgung an. Besteht die Notwendigkeit zur Zystektomie (Entfernung der kompletten Harnblase) wird – sofern möglich – aus kosmetischen und funktionalen Gründen die Bildung einer orthotopen Ersatzblase angestrebt. Auch auf dem Gebiet der Ersatzblasenbildung verfügt die MHH über eine hervorragende Expertise. Sollte es die lokale Situation zulassen, wird ein nervenschonendes Verfahren zur besseren postoperativen Kontinenz (und bei Männern zum Erhalt der Potenz) durchgeführt.
Hinweise für die direkte postoperative Phase:
Nach der Operation werden Sie zurück auf unsere urologische Station gebracht. In Ausnahmefällen kann bei bestimmten Begleiterkrankungen eine Überwachung der Intensivstation erforderlich sein. Durch regelmäßige Blutentnahmen werden wichtige Laborwerte kontrolliert und ggf. therapeutisch korrigiert. Die Wundheilung wird bei den Visiten und den Verbandswechseln überwacht. Je nach Verbandstyp und Wundheilung sind diese unterschiedlich häufig notwendig. Über die eingelegten Drainagen, meist zwei, werden Körperflüssigkeiten jeder Art (Lymphe, Blut, Urin o.ä.) aus dem Wundgebiet abgeleitet. Die Drainagen werden im postoperativen Verlauf auf Anordnung des Arztes entfernt. Der Kostaufbau geschieht schrittweise je nach Darmtätigkeit, in der Regel ab dem zweiten oder dritten postoperativen Tag. Für regelmäßigen und möglichst weichen Stuhlgang sollte gesorgt werden, damit das Wundgebiet nicht durch unnötiges Pressen belastet wird. Gegebenenfalls erhalten Sie hierfür Medikamente. Zumeist am zehnten Tag nach der Operation wird die Harnableitung mittels Kontrastmittel auf Dichtigkeit der Nahtstelle zwischen Harnblase und Harnröhre überprüft. Ist diese gegeben, können die Harnleiterschienen entfernt werden.
Nach dem Krankenhausaufenthalt:
Bis zum vollständigen Wundverschluss (je nach Wundheilung ca. 3 – 4 Wochen) sind Vollbäder und Sauna-Besuche untersagt. Schweres Heben (Lasten über 5 Kg) und körperliche Anstrengung sollten Sie für mindestens 4 Wochen vermeiden. Direkten Druck auf die Dammregion, wie er zum Beispiel durch Fahrradfahren entsteht, sollten Sie für mindestens 3 Monate unterlassen. Melden Sie sich umgehend bei Ihrem Urologen im Falle von Fieber, Brennen beim Wasserlassen, übel riechendem Urin, insbesondere dann, wenn Flankenschmerzen hinzutreten. Es könnte sich um einen Harnwegsinfekt (mit oder ohne Harnstau) der Nieren handeln. Eine regelmäßige onkologische Nachsorge erfolgt durch den betreuenden Urologen.
Geläufige Harnableitungen
Die geläufigsten Harnableitungen werden hier kurz vorgestellt, müssen aber individuell je nach Befund und den Vorbefunden unserer Patienten besprochen werden:
Aus dem Dünndarm wird ein kurzes Segment (ca. 17cm) entnommen, mit den Harnleitern verbunden und aus der Haut ausgeleitet. Vorteil dieser Harnableitung ist der schnellere Eingriff mit weniger Früh- und Spätkomplikationen. Nachteil das inkontinente Stoma (Urinausgang über die Haut), das mit Beuteln versorgt werden muss.
Bei dieser Behandlungsmethode wird eine Ersatzblase (Pouch) aus Dünndarmanteilen über ein Stoma ausgeleitet. Dieses Vorgehen bietet sich bei Patienten an, bei denen die Harnröhre entfernt werden musste und eine kontinente Harnableitung gewünscht ist.
Dazu werden verschiedene, aus dem Darm herausgeschnittene Darmanteile zu einer Kugel vernäht und an die Harnleiter sowie an die Harnröhre angeschlossen. Um den natürlichen Harnweg beizubehalten, wird anschließend die Harnröhre erneut unter maximaler Schonung des äußeren Schließmuskels an die Blase genäht. Die Patienten sind zu einem hohen Prozentsatz kontinent und scheiden den Urin wie gewohnt über die Harnröhre aus.