Hirnmetastasen: Wenn Krebszellen von einem Primärtumor ins Gehirn wandern

Welthirntumortag, 08. Juni 2023

.l. Zentrumskoordinator Dr. med. Majid Esmaeilzadeh und Zentrumsleitung Professor Dr. Joachim Krauss in weißen Kitteln nebeneinander im Gang.
Das Neuroonkologische Zentrum im Comprehensive Cancer Center (CCC) der MHH informiert zum Welthirntumortag über Hirnmetastasen. V.l. Zentrumskoordinator Dr. med. Majid Esmaeilzadeh und Zentrumsleitung Professor Dr. med. Joachim Krauss. Copyright: Maike Isfort/MHH

Metastasen sind Absiedlungen von Tumoren. Wenn ein Tumor erstmals in einem Organ entsteht, spricht man von einem sogenannten Primärtumor. Von diesem ursprünglichen Tumor können Krebszellen dann über Blut- oder Lymphbahnen abwandern, sich in anderen Organen ausbreiten und dort eine Metastase bilden, zum Beispiel im Gehirn. Was Hirnmetastasen sind und wie sie entstehen, darüber sprechen wir mit Oberarzt Dr. med. Majid Esmaeilzadeh aus dem Neuroonkologischen Zentrum der MHH anlässlich des Welthirntumortages am 08. Juni 2023.

Was ist der Unterschied zwischen einem Hirntumor und einer Hirnmetastase?

Die meisten hirneigenen Tumoren werden als Gliome bezeichnet, die vom Hirngewebe selbst ausgehen. Metastasen sind Absiedlungen von Tumoren, die zunächst in einem anderen Organ entstanden sind und dort einen sogenannten Primärtumor gebildet haben. In das Gehirn gelangen wandernde Tumorzellen über die Blutbahn.

Geht von alle Krebserkrankungen das gleiche Risiko aus, Metastasen im Gehirn zu entwickeln?

Statistisch betrachtet ist das Risiko für Patientinnen und Patienten mit Lungenkrebs, Brustkrebs, Nierenzellkarzinom oder schwarzem Hautkrebs am größten. Grundsätzlich kann jedoch fast jeder Tumor auch ins Gehirn streuen. Daher lassen sich Hirnmetastasen auch bei Betroffenen mit anderen Tumorarten nicht gänzlich ausschließen.

Kann man etwas zur Vorbeugung tun?

Es gibt keine besonderen Maßnahmen, mit denen man eine Entwicklung von Metastasen vorbeugen kann. Wichtig ist immer, dass nach einer Krebsdiagnose ohne Metastasen die erste Krebsbehandlung, oft eine Operation, Chemotherapie oder Bestrahlung, so früh wie möglich beginnt und die Behandlungen nicht abgebrochen wird. Grundsätzlich unterstützt eine gesunde Lebensweise, das Risiko für eine Krebserkrankung zu senken.

Wie häufig sind Metastasen im Gehirn?

Bei 20 bis 30 Prozent aller Krebspatienten mit systemischer Metastasierung entstehen Metastasen im Gehirn. Die häufigsten Metastasen stammen vom Bronchialkarzinom und vom Mammakarzinom. Heute ist die Metastase der häufigste Tumor im Gehirn.


Woher kommen Hirnmetastasen?

  • 40-60% Lungenkrebs
  • 10-40% Brustkrebs
  • 10-15% schwarzer Hautkrebs
  • 10-20% kein Primärtumor bekannt, 5% bleiben unbekannt
  • 5% gastrointestinale Karzinome (Verdauungstrakt)
  • 5% Nierenzellkarzinom

Was können Anzeichen für Hirnmetastasen sein?

Grundsätzlich hängen die Symptome, die Hirnmetastasen verursachen, von ihrer Größe und der Lokalisation ab. Viele Symptome einer Hirnmetastase sind relativ unspezifisch. Am häufigsten treten Kopfschmerzen, neurologische Ausfallserscheinungen wie Lähmungen und Wortfindungsstörungen auf oder ein sogenanntes hirnorganisches Psychosyndrom oder ein epileptischer Anfall. Es kann zudem zu Schwindel, Übelkeit und Erbrechen kommen, bedingt durch Flüssigkeitsansammlung im Umkreis der Metastase.

Wie werden Hirnmetastasen entdeckt?  

Bei Verdacht auf eine Hirnmetastase stehen verschiedene diagnostische Verfahren zur Verfügung. Bei den meisten Patientinnen und Patienten wird eine sogenannte Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) durchgeführt.

Wie werden Hirnmetastasen behandelt?

Die Behandlung hängt von der Lage, der Anzahl und der Größe der Metastasen ab. Zur Therapie von Hirnmetastasen stehen mehrere Verfahren zur Verfügung, die mit den Patientinnen und Patienten besprochen werden. Hierzu zählt die operative Exstirpation, also die Entfernung des Gewebestückes, die Radiochirurgie, die Radiotherapie, die Chemotherapie und unterstützende Maßnahmen, wie zum Beispiel Psychoonkologie, Logopädie oder Physiotherapie.

…und wie ist die Prognose?

Hirnmetastasen treten meist im Endstadium des Metastasierungsprozesses auf. Daher ist die Lebenserwartung der Patientinnen und Patienten oftmals begrenzt. Es gibt prognostische Faktoren, die neben der Bedeutung für die Überlebensprognose auch eine wichtige Rolle in der Therapieentscheidung spielen. Hierzu zählen das Ausmaß der Metastasierung außerhalb des Gehirns, die Zahl der Hirnmetastasen, das Zeitintervall zwischen Auftreten des Primärtumors und der Hirnmetastase, der sogenannte Karnofsky Performance Score, ein Bewertungsinstrument zur Vorhersage der Überlebensdauer bei unheilbar kranken Patienten sowie das Alter und die Histologie.

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Die Dt. Hirntumorhilfe e.V. bietet eine Vielzahl an Hilfsangeboten für Betroffene und Angehörige an:

IKOS Hirntumor 

Bundesweit zentrale Informations- und Kontaktstelle für Selbsthilfeaktivitäten von Hirntumorpatienten zur Vermittlung von tumorspezifischen Ansprechpartnern. Tel. 03437.999 68 68 (wochentags von 7 bis 16 Uhr)

Hirntumor-Sorgentelefon

Für die Bewältigung von Ängsten und seelischen Nöten stehen Ihnen unsere psychologisch geschulten Mitarbeiter zur Seite. Tel. 03437.999 68 67 (dienstags von 10 bis 15 Uhr)

Hirntumor-Informationsdienst

Wir helfen Ihnen mit unabhängigen, laienverständlichen Informationen und erklären Ihnen medizinische Fachbegriffe und Zusammenhänge. Tel. 03437.702 702 (wochentags von 7 bis 16 Uhr)

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