Awareness Days Kopf-Hals-Tumore
Vom 20. bis zum 24. September 2021
Stand: 17.09.2021
Schätzungen zufolge erkranken in Deutschland pro Jahr etwa 50 von 100.000 Einwohnern an Krebs im Kopf-Halsbereich. Am häufigsten betroffen sind Rachen, Mundhöhle und Kehlkopf. Aufgrund der unspezifischen Symptome gehen viele Patientinnen und Patienten oftmals spät zum Arzt. Das hat zur Folge, dass sich der Tumor dann häufig in einem fortgeschrittenen Stadium befindet.
Um das Bewusstsein für Kopf-Hals-Tumoren in der Bevölkerung zu schärfen und durch Aufklärung und Früherkennung die Heilungschancen zu verbessern, beteiligt sich das CCC Hannover gemeinsam mit dem Kopf-Hals-Tumorzentrum an der Aktionswoche der europaweiten "Make Sense" Kampagne der European Head and Neck Society (EHNS).
Nachgefragt
...bei unseren Experten des Kopf-Hals-Tumorzentrums
Kopf-Hals-Tumoren - Welche Bereiche des Kopf-Halses fallen darunter?
"Zu den Kopf-Hals-Tumoren zählen eine ganze Reihe verschiedener Tumore, insbesondere der Mundhöhle, der Kiefer, der Zunge aber auch des Kehlkopfes sowie der Speicheldrüsen."
Prof. Dr. Dr. med. Frank Tavassol, Stellvertretender Klinikdirektor und Leitender Oberarzt Tumorchirurgie der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
Was sind Risikofaktoren für die Entwicklung von Kopf-Hals-Tumoren?
"Risikofaktoren für die Entstehung von Kopf-Hals-Tumoren sind in der Regel der Konsum von hochprozentigen Alkohol und das Rauchen. Aber auch andere Faktoren, wie zum Beispiel genetische Aspekte oder Infektionen von Viren können zur Entstehung eines Kopf-Hals-Tumors beitragen."
Prof. Dr. Dr. med. Frank Tavassol, Stellvertretender Klinikdirektor und Leitender Oberarzt Tumorchirurgie der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
Welche Anzeichen weisen auf Tumore in Kopf oder Hals hin und wann sollte man zum Arzt gehen?
„Heiserkeit über drei Wochen ist das führende Zeichen für den Kehlkopfkrebs. Es kann im Rahmen einer HNO Spiegeluntersuchung bei dem HNO Arzt entweder ausgeschlossen oder der Verdacht bestätigt werden. Bei den Kopf-Hals Malignomen ist es so, dass sie sehr diverse und sehr unspezifische Symptome aufweisen. Hier zählen Symptome wie Halsschwellung, Schluckbeschwerden, unspezifische einseitige Nasensekretion oder blutige, schleimige Sekretion aus der Nase, Paukenerguss oder auch Einschränkungen in der Beweglichkeit des Unterkiefers. Wie man sieht, sehr unspezifisch. Das was auffällt, ist die Tatsache, dass sich die Patienten meist mit einem T2 Stadium und höher bei den niedergelassenen HNO Kollegen vorstellen, was bedeutet, dass der Tumor mindestens 2 Zentimeter groß ist. Das wirkt sich negativ auf die spätere Therapie aus. Deswegen ist es sehr sinnvoll, dass sich die Patienten zur regelmäßigen Vorsorge bei den niedergelassenen HNO Ärzten vorstellen und sich einfach checken lassen.“
PD Dr. med. Martin Durisin, Zentrumskoordinator Kopf-Hals-Tumorzentrum und leitender Oberarzt Tumorchirurgie der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde
Welche Therapiemöglichkeiten stehen zur Verfügung?
„Es stehen verschiedene Therapiekonzepte zur Verfügung. Chirurgie, Strahlentherapie, medikamentöse Therapie aber auch in letzter Zeit die Immuntherapie. Das Therapiekonzept für jeden einzelnen Patienten wird im Rahmen einer Tumorkonferenz mit Experten aus verschiedenen Tumordisziplinen spezifisch und individuell auf den Patienten zugeschnitten und auf seine Erkrankung entwickelt. Bei kleinen Tumoren können die operativ behandelt werden. Bei großen Tumoren sprechen wir meist von multimodalen Therapiekonzepten, das heißt mehrere Fachdisziplinen sind an der Behandlung beteiligt, mit dem Ziel der Heilung des Patienten.“
PD Dr. med. Martin Durisin, Zentrumskoordinator Kopf-Hals-Tumorzentrum und leitender Oberarzt Tumorchirurgie der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde
Welche Folgen haben die Therapien für den Patienten? Wie „schonend“ sind sie?
„In den letzten Jahrzenten haben sich die Therapien in der Chirurgie, Strahlentherapie, medikamentöser Therapie und Immuntherapie sehr entwickelt. In der Chirurgie stehen uns zur Verfügung: intraoperative Navigation, intraoperative Bildgebung, CO2 Laser, Roboterassistierte Chirurgie. Die Strahlentherapie hat eine enorme technische Entwicklung gemacht. Sie erfolgt heutzutage Gewebe schonend und sehr tumorspezifisch. In der medikamentösen Therapie wurden neue tumorspezifische Medikamente eingeführt. Zudem wurde in den letzten Jahren die Immuntherapie für die Behandlung der die Plattenepithelkarzinome im Kopf-Hals-Bereich zugelassen. Alle diese Neuerungen in den Therapien führen dazu, dass die Therapie präzise und spezifisch abläuft. Das spiegelt sich natürlich auch auf den Erfolg der Therapie wider und die Überlebensrate steigt. Das Ziel der Therapie ist der Erhalt der Funktionalität, natürlich die Kosmetik und Heilung des Patienten. Bei dem Kehlkopfkarzinom sprechen wir von einem Organ, welches für eine sehr komplexe Funktion nämlich das „Sprechen“ zuständig ist. Die heutigen Therapiekonzepte ermöglichen in den aller meisten Fällen ein Erhalt der Stimme.“
PD Dr. med. Martin Durisin, Zentrumskoordinator Kopf-Hals-Tumorzentrum und leitender Oberarzt Tumorchirurgie der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde
Kehlkopfkrebs: Wie geht es nach der Behandlung weiter und wie sieht die Nachsorge aus?
„Nach der Behandlung eines Patienten mit einem Karzinom des Kehlkopfes erfolgt unmittelbar zunächst die Rehabilitation. Hier liegt der Fokus auf der Stimme aber auch auf dem Schluckakt. Diese Rehabilitation erfolgt durch die Kollegen und Kooperationspartner. Das sind einerseits die Stimmtherapeuten und andrerseits, insbesondere bei dem Schlucktraining, Kooperationskliniken, welche sich auf die Rehabilitation der Patienten nach der Krebsbehandlung spezialisieren. Nach abgeschlossener Behandlung und Rehabilitationsmaßnahmen bleibt der Patient 10 Jahre in der Tumornachsorge zum Ausschluss eines Tumorrezidivs.“
PD Dr. med. Martin Durisin, Zentrumskoordinator Kopf-Hals-Tumorzentrum und leitender Oberarzt Tumorchirurgie der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde
Warum kann es sinnvoll sein, an klinischen Studien teilzunehmen?
„Eigentlich alle Fachgremien empfehlen, dass ein Patient nach Möglichkeit immer in einer Studie behandelt wird. Warum? Die Qualität der Behandlung ist zumeist herausragend, denn ein Expertenkomitee hat sich im Vorfeld sehr dezidiert Gedanken um die Behandlung gemacht. Der zweite Aspekt ist, trotz aller Innovationen sind wir Behandelnden nicht zufrieden mit den Optionen die wir haben und wünschen uns immer mehrere Optionen. Eine Studie kann durchaus eine Möglichkeit sein, heute schon an der Therapie der Zukunft teilhaben zu können.“
PD Dr. Philipp Ivanyi, Oberarzt der Klinik für Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Stammzelltransplantation
Zum Thema:
Kick-off Meeting | Stärkung Selbsthilfe KHT in der Region Hannover
Freitag, den 24. September 2021, 12-13 Uhr, Online-Meeting
Die Diagnose Krebs trifft Betroffene und Angehörige oftmals wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Selbsthilfegruppen stellen mit Ihrem Beratungs- und Begleitungsangebot nach der Diagnosestellung, aber auch im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt, eine wichtige Anlaufstelle dar. Gespräche mit Gleichbetroffenen bieten die Möglichkeit, sich über die neue Lebenssituation auszutauschen und aus der Erfahrung anderer Erkrankter zu lernen.
Um das Selbsthilfenetzwerk in der Region Hannover zu stärken, findet am Freitag, den 24. September 2021 ein Kick-off Meeting zur Etablierung einer weiteren Selbsthilfegruppe statt.
Es treffen sich die Beteiligten und Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner des Onkologischen Zentrums des CCC Hannover, des Kopf-Hals-Tumorzentrums, des Selbsthilfenetzwerks Kopf-Hals-M.U.N.D.-Krebs e.V., der Selbsthilfegruppe Kehlkopflose und Kehlkopfoperierte Hannover im Landesverband Niedersachsen e.V. und betroffene Patientinnen und Patienten. In einem geschlossenen Kreis sollen Erfahrungen ausgetauscht und erste Ideen entwickelt werden.
Geschlossene Veranstaltung. Keine Anmeldung für Externe möglich.
Über die Awareness Week
Die Awareness Week der European Head and Neck Society (EHNS) und Interdisziplinären Arbeitsgruppe Kopf-Hals-Tumore der DKG (IAG-KHT) für Kopf-Hals-Krebs findet in diesem Jahr bereits zum neunten Mal statt. Die europaweite "Make Sense" Kampagne wurde von der Europäischen Kopf-Hals-Gesellschaft (EHNS) in Zusammenarbeit mit den Landesorganisationen ins Leben gerufen. Ziel der Kampagne ist die Sensibilisierung für die Erkrankung und deren Symptome, um durch Aufklärung und Früherkennung die Heilungschancen zu verbessern.
Weitere Informationen:
Europäische Kopf-Hals-Gesellschaft (EHNS)Weitere Informationen rund um die 9. Aktionswoche Kopf-Hals-Tumoren
Kopf-Hals-Tumorzentrum
Ansprechpartner und Sprechstunden
Klinik für Hals-Nasen-OhrenheilkundeDirektor der Klinik Prof. Prof. h.c. Dr. med. Th. Lenarz
Direktor der Klinik Univ.- Prof. Dr. Dr. Nils-Claudius Gellrich
Selbsthilfegruppe „Kehlkopflose und Kehlkopfoperierte – Selbsthilfegruppe im Landesverband Niedersachsen e.V." Selbsthilfenetzwerks Kopf-Hals-M.U.N.D.-Krebs e.V.