1. Förderperiode (NUM 1.0): 2020–2021
NUM-Projekte der 1. Förderperiode an der MHH
Klinik / Institut: Institut für Immunologie
Die aktuelle Situation zeigt, dass unterschiedliche Testungsstrategien für die Gesamtbevölkerung, die Schulen und Kitas sowie Risikobereiche und Kliniken benötigt werden, um die Corona-Pandemie zu bewältigen. Das Projekt B-FAST des Nationalen Forschungsnetzwerks der deutschen Universitätskliniken verfolgt in diesem Zusammenhang das Ziel, nachhaltig einsetzbare, flexible und auf zukünftige Pandemien übertragbare Teststrategien zu entwickeln und zu erproben. Das Forschungsteam um Prof. Dr. Reinhold Förster leistet hierbei einen wichtigen Beitrag, indem es einen sehr einfachen und schnellen Test zum Nachweis schützender neutralisierender Antikörper entwickelt. Diese besonderen Antikörper sind essentiell, da nur sie den Körper vor erneuten SARS-CoV-2 Infektionen schützen können. Mit Hilfe des entwickelten Tests wird es möglich sein, in klinischen Studien eine Vielzahl von Patientinnen und Patienten über eine längere Zeitspanne zu untersuchen, und festzustellen, wie lange diese so wichtigen Antikörper im Blut vorhanden sind. Darüber hinaus kann das neue Verfahren so angepasst werden, dass es künftig auch für Routineuntersuchungen verwendet werden kann.
Klinik / Institut: Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik
Dieses Verbundvorhaben hat das primäre Ziel, eine nachhaltig einsetzbare, skalierbare und auf zukünftige Pandemien übertragbare Surveillance- und Teststrategie zu entwickeln und in unterschiedlichen Anwendungsbereichen zu erproben. Damit soll es ermöglicht werden, durch nicht-medizinische Maßnahmen die Ausbreitung des pandemischen Erregers weitgehend einzudämmen. Auf dieser Plattform werden die notwendigen Test- und Surveillance-Systeme zu einem Gesamtsystem vernetzt und die relevanten Informationen und Empfehlungen allen Universitätsklinika, dem RKI und weiteren Beteiligten über das Netzwerk zur Verfügung gestellt.
Klinik / Institut: Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik
In diesem Projekt wird eine bundesweit einheitliche, datenschutzkonforme Infrastruktur für die Speicherung von COVID-19 Forschungsdatensätzen geschaffen. In dieser Forschungsdatenplattform können beispielsweise Labordaten pseudonymisiert den Forschenden über sichere und transparente Verfahren zur Verfügung gestellt werden. Damit wird die Plattform eine zentrale Informationsquelle für unterschiedliche Forschungsarbeiten, die sich mit der Entwicklung besserer Behandlungsansätze für COVID-19 befassen. Zudem bietet die Plattform über offene Schnittstellen die Möglichkeit, an einem Standort entwickelte Programme oder Apps anderen Standorten zur Verfügung zu stellen.
Klinik / Institut: Institut für Pathologie
Unsere Arbeitsgruppe ist spezialisiert auf die detaillierte und tiefgreifende Analyse explantierter thorakaler Organe - insbesondere der Lunge - nach Organtransplantation. Innerhalb der letzten Dekade konnten wir ein breites Methodenspektrum, insbesondere an formalin-fixiertem Paraffin-eingebetteten Material (FFPE) aufbauen, welches weit über die konventionelle Routineaufarbeitung hinausgeht. Neben etablierten Standardverfahren, wie der Generierung von Multiblöcken zur kosteneffizienten Analyse einer großen Proben-Kohorte und umfangreichen immunhistochemischen Spezialfärbungen, haben wir eine Reihe spezialisierter Untersuchungen, beginnend bei multi-Immunfluoreszenz-Analysen, über RNA-Extraktion aus FFPE-Material mit konsekutiver Analyse der kompartimentenspezifischen Genexpressionsmuster bis hin zu hochauflösenden Röntgenstrukturanalysen etabliert, die zum Beispiel eine kompartimentenspezifische Charakterisierung des Inflammoms, potentieller Viruseintrittsstellen, des lymphatischen Systems und die Analyse von Mikrothromben erlaubt.
Klinik / Institut: CCC Hannover (Claudia von Schilling-Zentrum)
Durch die COVID-19-Pandemie ergaben sich vielfältige Veränderungen in der allgemeinen Krankenversorgung. Die Komplexität dieser Änderungen erfordert es auch, ethische und medizinisch-rechtliche Aspekte der medizinischen Versorgung zu berücksichtigen. Im Rahmen dieses Projekts, das eingebettet ist in das Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) soll mit Partnern an der MHH sowie in Berlin und Frankfurt untersucht werden, inwiefern es durch COVID-19 zu quantitativen und qualitativen Veränderungen in der onkologischen und psychiatrischen Behandlung gekommen ist, und welche potentiellen Entscheidungs- und Wertekonflikte dadurch entstanden sind. Hierzu werden etwa 2000 Ärzt*innen, Pflegekräfte und Patient*innen aus deutschlandweit verteilten onkologischen und psychiatrischen Behandlungszentren anhand spezifischer Fragebögen befragt. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse wird eine umfassende Bewertung der ethischen und medizinisch-rechtlichen Aspekte für die onkologische und psychiatrische Krankenversorgung während einer Pandemie entwickelt. Handlungsempfehlungen zur partizipativen Entscheidungsfindung für ein zukünftiges Pandemiemanagement werden abgeleitet.
https://www.mhh.de/ccc-hannover-claudia-von-schilling-zentrum/forschung-und-wissenschaft
Klinik / Institut: Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie
Zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie wurden in Krankenhäusern wie auch in der gesamten gesundheitlichen Versorgung erhebliche Kraftanstrengungen unternommen, um an COVID-19 erkrankte Menschen behandeln zu können. Das Projekt egePan Unimed (OnCoVID-2; Standort-übergreifende Projektkoordination: Prof. Dr. Jörg Haier, Comprehensive Cancer Center (CCC), MHH) beleuchtet mittels Fragebögen die Auswirkungen einer Pandemie auf die partizipative Entscheidungsfindung von Betroffenen und Behandlern. In der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie stehen dabei psychische Krankheitsbilder im Vordergrund. Die resultierenden Daten werden mit einer onkologischen Kohorte (CCC, MHH) verglichen und so aufbereitet, dass sie auf andere Krankheitsbilder übertragbar sind.
Klinik / Institut: Hannover Unified Biobank (HUB)
Das Projekt hat das Ziel, ein harmonisiertes, erweiterbares und interoperables Nationales Pandemie-Kohorten Netz (NAPKON) aufzubauen, um sowohl die Bekämpfung der aktuellen COVID-19-Pandemie und ihrer Folgen als auch zukünftiger Pandemien jeden Ursprungs zu unterstützen. Dazu soll ein einheitliches Konzept mit Infrastrukturkernen und Kohortenplattformen zur repräsentativen Erfassung feingranularer Daten und Bioproben in Deutschland etabliert werden, um integrative Forschung und die schnelle Überführung von Ergebnissen in die klinische Anwendung sicherzustellen und ein zeitnahes sowie umfassendes Verständnis der COVID-19-Pandemie und zukünftiger Pandemien aufzubauen.
Dazu wurde ein Kohorten-Gesamtkonzept erarbeitet, auf dessen Grundlage alle notwendigen Daten über einheitliche Datensatzdefinitionen in der geplanten gemeinsamen Forschungsdatenplattform zusammengeführt werden. Des Weiteren wurde innerhalb des NAPKON Bioprobenkerns unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Illig ein einheitliches Basis-Bioproben Programm entwickelt, das ein an allen Standorten gültiges SOP Manual, ein angepasstes Qualitätsmanagement und ein spezifisches Schulungs- und Auditsystem enthält.
Klinik / Institut: Allgemeinmedizin
Primäre Ziele in einer Pandemie sind die Prävention der Bevölkerung und des Einzelnen sowie die Diagnostik und Behandlung von an der Infektion Erkrankten. Trotz aller Bemühungen werden allerdings weiterhin Menschen in der Pandemie sterben, sei es an COVID-19, anderen Infektionen oder anderen onkologischen oder nicht-onkologischen Erkrankungen. Sterben und Tod sind letztlich unausweichliche Themen, und die Betreuung von Menschen am Lebensende ist eine zentrale Aufgabe der Gesellschaft und des Gesundheitssystems.
Ziel des Projekts PallPan (Palliativversorgung in Pandemiezeiten) ist die Entwicklung und Konsentierung einer nationalen Strategie für die Betreuung schwerkranker, sterbender Menschen und deren Angehöriger in Pandemiezeiten. Dies umfasst:
(a) Handlungsempfehlungen zur allgemeinen und spezialisierten Palliativversorgung (ambulant und stationär) von Patienten mit/ohne Infektionen auf Mikro-, Meso- und Makroebene,
(b) Sammlung und Entwicklung von Informationsmaterial für die vom Nationalen Forschungsnetzwerk Universitätsmedizin geplante online-Informationsplattform sowie
(c) Identifikation von Variablen zur wissenschaftlichen Erfassung der Palliativversorgung in Pandemiezeiten für die vom Nationalen Forschungsnetzwerk Universitätsmedizin geplante Forschungsdatenbank.
Klinik / Institut: Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie
RACOON ist die erste deutschlandweite Radiologie-Plattform, bei der fast alle Universitätskliniken beteiligt sind. Hier werden radiologische Daten von COVID-19-Fällen strukturiert erfasst und mit den Krankheitsverläufen in Beziehung gebracht. Die Befunde werden mithilfe Künstlicher Intelligenz analysiert. Dadurch wird eine schnellere und präzisere Diagnose der Erkrankung und ihres Verlaufs möglich und eine Entscheidungsgrundlage für epidemiologische Studien, Lageeinschätzungen und Frühwarnmechanismen geschaffen.