Lücken im System - Digitalisierung und Geschlecht in der Medizin
Fachtagung, 8. Mai 2019, CRC Hannover
Unsere Alltagswelt ist in fast allen Bereichen digitaler geworden. Was aber bedeutet die Digitalisierung für die Medizin und was bedeutet sie für die Gleichstellung von Frauen und Männern? Vor diesem Hintergrund und insbesondere angesichts der Frage: Welche Chancen und Risiken eröffnet die digitale Zukunft Ärztinnen, waren Themen bei der interdisziplinären Tagung des Gleichstellungsbüros der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) am 8. Mai 2019. Ausgerichtet wurde die Fachveranstaltung im Rahmen eines insgesamt 2 1/2 Jahre laufenden, vom niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur geförderten Forschungsprojekts unter dem Namen Digitale Zukunft der Medizin für Frauen (DigiMedfF).
Eingeleitet wurde die Veranstaltung durch drei Grußwort. Es sprachen Dr. Andreas Tecklenburg (Vizepräsident der MHH für den Bereich Krankenversorgung), Dr. Sabine Johannsen (Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur) sowie die Gastgeberin Dr. Bärbel Miemietz (Gleichstellungsbeauftragte der MHH). In den interdisziplinär angelegten Vorträge von namenhaften Expert_innen aus den Bereichen Gender & Diversity in Ingenieurwissenschaften & Informatik, Medizininformatik sowie eHealth wurden unter anderem die folgenden Problem- und Fragestellungen thematisiert:
- Kompetenzerwerb unter Gender- und Diversityaspekten, Referentin: Prof‘ Barbara Schwarze,
- Medizininformatik und digitale Kompetenz – Perspektive HiGHmed, Referent_innen: Prof. Dr. Dr. Michael Marschollek und Dr. Marianne Behrends,
- E-Health, Interoperabilität und Geschlecht, Referentin: Prof ‘in Dr. Sylvia Thun.
Mit einem Fokus auf geschlechterbezogene Besonderheiten in der digitalisierten Medizin und medizinischen Lehre wurden auch die ersten Forschungsergebnisse aus dem Projekt DigiMedfF vorgestellt.
Im zweiten Teil der Tagung wurde den Teilnehmenden über Kurzinputs Einblicke in aktuelle Projekte und Perspektiven zum Thema Digitalisierung der Medizin und Geschlecht gewährt. Es ging um Robotertechnologie und KI (Dr. Jasmin Grischke, Robokind), Digital Literacy (Dr. Cinthia Briseño, Frisk Innovation GmbH), Entscheidungsfindung durch Algorithmen (Veronika Thiel, AlgorithmWatch) sowie die Perspektive der Studierenden auf die fortschreitende Digitalisierung in der Medizin (Jonah Grütters (Bundesvertretung der Medizinstudierenden).
Abgeschlossen wurde der intensive Tag mit einer Podiumsdiskussion unter dem Titel: Gender. (K)Ein Thema für die Digitalisierung in der Medizin? Unter der kompetenten Moderation von Dr. Christina Czeschik diskutierten Anke Diehl (Digital-Change-Managerin, UK Essen, und Ärztinnenbund), Prof ‘in Dr. Frauke Koppelin (Leiterin Master Public Health, Jade-Hochschule), Dr. Inga Hege (Associate Professor for Medical Education, Uni Augsburg) und Jan Tauwaldt (Medizinstudent und IT-Referent, Asta der MHH).
Die Tagung kann als großer Gewinn für den interdisziplinären Austausch im Bereich Digitalisierung, Medizin und Geschlecht gesehen werden. Neben einem regen Austausch zwischen allen Beteiligten und der Bildung von Netzwerken wurden viele Fragen aufgeworfen, die in Zukunft hoffentlich mehr Sensibilität für die Geschlechterperspektive bei der Digitalisierung hervorbringen.