Die Gynäkologische Dysplasie-Einheit der MHH
Koordinator: Prof. Dr. med. Matthias Jentschke
Unsere Dysplasiesprechstunde wendet sich an Frauen mit Erkrankungen an Gebärmutterhals (Portio), Scheide (Vagina) und äußerem Geschlechtsorgan (Vulva). Hierbei kann es sich z.B. um Feigwarzen (Kondylome), um chronischen Juckreiz, chronische Pilzinfektionen, chronisch-entzündliche Veränderungen (Lichen sclerosus, Lichen ruber, Vulvodynie) oder um Krebsvorstufen (Dysplasien, CIN, VaIN, VIN) handeln.
Inhalt
- Termine/Anmeldung
- Die Dysplasiesprechstunde
- Leistungen
- Gut zu Wissen
- Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs
- Podcasts
- Weitere Informationen
- Unterstützende Angebote
Die Dysplasiesprechstunde
Die häufigste Überweisungsdiagnose ist der Verdacht auf eine Dysplasie. Daneben stellen sich Patientinnen mit unklaren entzündlichen Veränderungen, Condylomen, Autoimmunerkrankungen (z.B. Lichen sclerosus) oder Vaginavulvodynie zur weiteren Abklärung in unserer Sprechstunde vor.
Man unterteilt die Dysplasien in unterschiedliche Schweregerade. Die meisten Dysplasien sind harmlos und reversibel, so dass es meist nur einer regelmäßigen Kontrolle bedarf.
Durch ergänzende Untersuchungen kann zwischen den unterschiedlichen Dysplasieschweregraden unterschieden und falls notwendig gezielte Therapien eingeleitet werden.
- Die Untersuchungen der Dysplasiesprechstunde ergänzen die jährliche Krebsvorsorge beim niedergelassenen Frauenarzt/-ärztin. Im Rahmen der Untersuchung werden Vulva, Vagina und Cervix uteri ohne und mit Kolposkop mit bis zu 40-facher Vergrößerung beurteilt.
- Krebsvorstufen sollten möglichst früh erkannt und angemessen therapiert bzw. kontrolliert werden -
Informationen zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs
Wichtig ist es eine „Übertherapie“ zu vermeiden.
Leistungen
Im Rahmen der Dysplasiesprechstunde werden zytologische und HPV- Abstriche bei entsprechender Indikation entnommen, um eine Infektion mit Humanen Papillomviren auszuschließen bzw. bei Infektion die Hochrisikotypen zu identifizieren.
Eine HPV-Impfung gegen aktuell 9 HPV Typen (low und high risk) kann das Lebenszeitrisiko für Condyloma acuminata und HPV-induzierte Karzinome bei Männern und Frauen senken, so dass diese Impfung von der STIKO (Ständige Impfkommission) für Jungen und Mädchen (ab 9 Jahre) vor dem ersten sexuellen Kontakt empfohlen wird. Die Kosten werden bis zu einem Alter von 17 Jahren von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Die Kolposkopie (Lupenuntersuchung) ist ein gynäkologisches Untersuchungsverfahren, bei dem der Gynäkologe Portio oder Vulva mit einer Vergrößerungsoptik (7,5 bis 30-fach), dem Kolposkop betrachtet. Eine wichtige Bedeutung hat die Kolposkopie in der Krebsfrüherkennung, z.B. beim Zervixkarzinom. Die Kolposkopie ist ein integrativer Bestandteil der Beurteilung von Dysplasien und Basis für die Festlegung der weiteren Behandlung.
Bei einer Kolposkopie können Defekte im oberflächlichen Epithel des Muttermundes, Entzündungen der Zervix (Zervizitis), Zervixpolypen, Blutungen und Muttermundrisse oder Muttermundanomalien erkannt werden. Im Falle nicht eindeutig harmloser Befunde wird in der Regel eine Abstrichzytologie oder eine Gewebsentnahme durchgeführt. Gewebeproben am Gebärmutterhals sind nicht schmerzhaft, am äußeren Geschlechtsorgan setzen wir vorher eine Betäubung.
Darüberhinaus wird das Kolposkop als Operationsmikroskop eingesetzt - z. B. bei Laseroperationen. Für die wichtige Dokumentation können Fotos und Videofilme über das Kolposkop erstellt werden, was für Verlaufsuntersuchungen und Diskussionen sehr bedeutsam ist.
- Essigtestdiagnostik – das klassische Verfahren
Um eine dysplastische Zellveränderung zu diagnostizieren bzw. eine klinische Einschätzung hinsichtlich der Graduierung zu treffen, kommen zusätzlich 3 – 5%tige Essiglösung sowie bei Bedarf eine Jodidlösung zum Einsatz. Aufgrund veränderter Stoffwechselprozesse in den dysplastischen Zellen kommt es durch den Einsatz der o. g. Lösungen zu speziellen Veränderungen, die unter kolposkopischer Sicht sichtbar und beurteilt werden.
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Fluoreszenzdiagnostik mit ALA-Derivaten, Spektroskopie – ein modernes Verfahren
Unter Fluoreszenzdiagnostik versteht man ein modernes diagnostisches Verfahren, das sich die Aussendung von Lichtsignalen aus Geweben zunutze macht. Diese Fluoreszenz kann z. B. durch die Applikation von exogener 5-Aminolävulinsäure (5-ALA) hervorgerufen werden, die intrazellulär zum photosensibilisator Protoporphyrin IX verstoffwechselt wird, der dann nach Anregung durch Licht geeigneter Wellenlänge ein Fluoreszenzsignal emittiert. Dysplastische Gewebe weisen eine höhere Konzentration als das Normalgewebe auf, sodass die auffälligen Areale durch die rötliche Porphyrinfluoreszenz markiert wird.
In der Gynäkologie sind fluoreszenzdiagnostische Methoden vor allem im Bereich der Zervixdysplasien, des Ovarialkarzinoms und der Endometriose in Erforschung und Anwendung.
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Probenentnahme - Zur weiteren Diagnostik und histologischen Einteilung des Schweregrades können entsprechende Proben entnommen werden.
Die Probeentnahme im Bereich des Gebärtmutterhalses ist kaum bis gar nicht schmerzhaft, so dass keine Betäubung notwendig ist. Gleiches gilt für Gewebeprobe im Bereich der Vagina. Bei einer Probeentnahme im Bereich der Vulva erfolgt zuvor eine Lokalanästhesie.
ALLE PROBENENTNAHMEN ERFOLGEN IN RÜCKSPRACHE UND EINVERSTÄNDNIS DER PATIENTINNEN.
Je nach histologischem und zytologischem Befund, in Zusammenschau mit dem jeweiligen HPV-Status der Patientin, empfehlen wir Verlaufskontrollen in unserer Dysplasiesprechstunde oder die weitere Betreuung durch den niedergelassenen Frauenarzt/-ärztin.
Sollte eine operative Therapie notwendig sein werden die Patientinnen durch den betreuenden Arzt hierüber informiert und der Ablauf vorab besprochen. In der Regel handelt es sich hier um ambulante Eingriffe.
Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich langsam, über Jahre hinweg. In den meisten Fällen sind die Ursache hierfür chronische Infektionen mit Papillomviren. Aus leichten Gewebeveränderungen (CIN 1) können sich so langfristig mittelschwere (CIN 2) bis schwere Gewebeveränderungen (CIN 3/CIS) entwickeln. Bei leichten und mittleren Veränderungen kann unter Umständen abgewartet werden, bis eine Spontanheilung eintritt. Bei höhergradigen Veränderungen geschieht dies jedoch zunehmend seltener.
Besonders die als CIN 3 eingestuften Veränderungen gehen häufiger in Krebsvorstufen über. Wenn bösartig veränderte Zellen bereits in die tiefen Gewebeschichten vorgedrungen sind, liegt Gebärmutterhalskrebs vor.
Behandlung der Krebsvorstufen
Zur Behandlung der Krebsvorstufen stehen uns in unserer Dysplasie-Einheit moderne Verfahren zur Verfügung, um möglichst gewebeschonend zu behandeln, z. B. eine Verödung des erkrankten Gewebes mit dem Laser (CO2-Laser) oder eine Ausschneidung mit einer Elektroschlinge (Schlingenkonisation, sogen. LEEP). Beide können in Vollnarkose oder in lokaler Betäubung durchgeführt werden. Es handelt sich dabei in der Regel um ambulante Eingriffe.
CIN
- Schlingenkonisation
- CO2-Laser
VAIN / VIN
- CO2-Laser
- Exzision
- (Skinning-)Vulvektomie
- Partielle / totale Kolpektomie (mit rekonstruktiver Chirurgie, Davidoff-Scheide etc.)
- Imiquimod, ein Arzneistoff aus der Gruppe der Virostatika, der zur Behandlung u.a. von Feigwarzen (Condylomata acuminata) eingesetzt wird. Imiquimod wird weltweit vertrieben unter dem Handelsnamen Aldara®.
In der Regel ist zur Kontrolle von leichtgradigen Veränderungen, aber auch nach einer Behandlung von Zellveränderungen am Genitale zunächst eine engmaschige Nachsorge sinnvoll. Wir sind gerne bereit, in Absprache mit Ihrem Frauenarzt diese Nachsorgeuntersuchung zu übernehmen.
DER MITBETREUENDE FRAUENARZT ERHÄLT EINEN ARZTBRIEF, IN DEM DIE BEFUNDE, DIE DIAGNOSEN UND DAS JEWEILIGE VORGEHEN BESCHRIEBEN SIND.
Bei Diagnose einer Krebserkrankung kann die enge Zusammenarbeit der verschiedenen Abteilungen der MHH genutzt werden, um den Patientinnen zeitnah eine weiterführende Diagnostik, onkologische Operation, Chemo- oder Strahlentherapie zukommen zu lassen. Die Patientinnen werden dann in unserem zertifizierten Gynäkologischen Krebszentrum weiter betreut.
Sowohl in der Dysplasiesprechstunde als auch in der Gynäkologischen Onkologie haben wir als Universitätsklinik die Möglichkeit, den Patientinnen die Teilnahme an verschiedenen Studien hinsichtlich neuer/verbesserter Diagnose-, Operations- und Systemtherapieverfahren anzubieten. Unterstützende Angebote runden unser Behandlungsangebot ab.
Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs
Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs (DKH)Die Früherkennung spielt eine wichtige Rolle im Kampf gegen Gebärmutterhalskrebs. Damit ist gemeint, dass das Zervixkarzinom entdeckt und behandelt wird, bevor es Beschwerden verursacht. Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen Frauen ab 20 Jahren Krebsfrüherkennungsuntersuchungen für Gebärmutterhalskrebs.
Podcasts
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ONKO FÜR DIE LAUSCHER - Ein Podcast für Patientinnen und Patienten & Interessierte
Gebärmutterhalskrebs - HPV als Risikofaktor, wie ich mich schützen kann und warum Vorsorge wichtig ist. - Zervixkarzinom: Mit HPV-Selbsttests die Vorsorgelücke schließen
Ungefähr ein Drittel aller Frauen, die zur Zervixkarzinom-Vorsorge gehen könnten, tun das nicht. Mit einem Selbstabstrich auf humane Papillomviren könnten auch diese Frauen erreicht werden. Dazu wurde auf dem Deutschen Krebskongress eine Studie vorgestellt, über die wir in dieser Folge sprechen. Und wir klären, warum in der ärztlichen Vorsorge nun auch der HPV-Test zum Standardrepertoire gehört. - Gebärmutterhalskrebs - Ist eine Impfung auch für Erwachsene sinnvoll?
Die Impfung gegen das Humane Papillomvirus soll das Risiko von Gebärmutterhalskrebs deutlich verringern. Ein großes Versprechen, das sich bislang vor allem an Mädchen richtete. Laut neuerer Studien können auch erwachsene Frauen womöglich davon profitieren.
Weitere Informationen
PatienteninformationenBroschüren | Flyer | Leitlinien
PublikationenStudien
Desweiteren werden bei uns neue Ansätze in Diagnostik und Therapie von genitalen Dysplasien in Studien geprüft. Nehmen Sie Kontakt zu uns auf, wenn Sie sich hierüber informieren wollen.
ZertifizierungDie Gynäkologische Dysplasie-Einheit der MHH-Frauenklinik ist als eine der ersten in Deutschland von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert!