AG Zeit- und Wissenschaftsgeschichte der Medizin
Institut für Ethik, Geschichte und Philosophie der Medizin
Die Arbeitsgruppe Medizingeschichte versteht sich vor allem als eine Zeit- und Wissenschaftsgeschichte der Medizin. Diese ist mit der kritischen Reflektion des medizinischen Diskurses und der medizinischen Praxis befasst und fragt danach, warum die Medizin heute so ist, wie sie ist und ob sie auch anders sein könnte (oder vielleicht sogar sein sollte). Alle heutigen medizinischen Einrichtungen, Institutionen, Evidenzen und Strukturen werden noch einmal ob ihres Entstehungsprozesses untersucht. Eine Zeit- und Wissenschaftsgeschichte der Medizin sucht mit geschichtswissenschaftlicher Methodik also nach Antworten auf aktuelle Fragen: Warum muss das Medizinstudium stets wieder reformiert werden? Wie ist das heutige System von Klinik und Forschung, idealerweise eine „translationale Medizin“, entstanden? Welche Probleme und Problematisierungen haben zum Entstehen von Forschungsinteressen (v.a. im Bereich der Biomedizin) und von entsprechenden Institutionen und Fächern, aber durchaus auch zur Sozialisierung, Aktivierung und Regulierung spezifischer Dinge (z.B. Wirkstoffe) geführt? Warum haben sich in den jeweiligen Fachgebieten bestimmte Diskurse, Denkstile, aber auch Praktiken durchgesetzt?
Da die MHH seit über fünfzig Jahren ein bedeutsames internationales Zentrum der Hightech-Medizin darstellt, ist auch die Geschichte der MHH nicht nur von lokalem Interesse. Am Institut für Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin werden entsprechend auch die Gründungsphase des Reformprojektes MHH selbst, herausragende Entwicklungen wie in der Psychiatrie, der Virusforschung, der Transplantationsmedizin und der Medizininformatik sowie Persönlichkeiten wie der ehemalige MHH-Rektor Fritz Hartmann geschichtswissenschaftlich erforscht.