Laufende Dissertationen
Institut für Ethik, Geschichte und Philosophie der Medizin
Promovendin
Anna-Maria Etmann
Arbeitstitel der Dissertation
Untersuchung traumarisierter Kriegsbeschädigter der Geburtsjahrgänge 1911-1928, die 1945-1947 im Landeskrankenhaus Göttingen behandelt wurden
Abstract
Durch militärische Einsätze der Bundeswehr rückt das Thema der Kriegstraumatisierung in letzter Zeit immer mehr in den öffentlichen Fokus. Die Untersuchung geht der Frage nach, wie nach dem Zweiten Weltkrieg die Auswirkungen des Krieges bei Soldaten diagnostiziert wurden. Wie hat sich der Trauma-Begriff bzw. die Trauma-Diagnose entwickelt? Wie wurden diese von neurologischen Traumata abgegrenzt?
In der Arbeit werden Traumatisierungen bei männlichen Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg untersuchen. Gab es überhaupt Soldaten mit Traumatisierungen im Zusammenhang mit dem Kriegseinsatz in Kliniken? Wie wurden diese diagnostiziert? Wurden diese anerkannt?
Um diese Fragen beantworten zu können, werden Patientenakten des Landeskrankenhauses Göttingen aus der unmittelbaren Nachkriegszeit 1945-1947 untersucht. Dabei werden die Geburtsjahrgänge auf 1911 bis 1928 eingegrenzt, da ausschließlich ehemalige Soldaten in die Studie einbezogen werden sollen. Vor 1911 geborene Männer waren entweder Berufssoldaten oder nahmen aufgrund ihres Alters nicht mehr am Kriegsgeschehen teil. Der Geburtsjahrgang 1928 gehört zu dem Jahrgang mit den jüngsten Kriegsteilnehmern, Soldaten aus diesem Jahrgang wurden mit 16 oder 17 Jahren in den letzten Kriegsjahren eingezogen. Wegen der guten Überlieferungslage wurde das Landeskrankenhaus Göttingen gewählt. Dessen Patientenakten befinden sich im Hauptstaatsarchiv Hannover.
Seit der zweiten Hälfte des Krieges wurde vermehrt zu psychischen Folgen von psychischen Folgen von schweren Verletzungen, psychischen Traumata und hirnorganischem Psychosyndrom (z. B. durch Verschüttung und Kriegsgefangenschaft) geforscht. Es soll anhand der Akten gezeigt werden, ob und wie die Forschungsergebnisse den Wissensstand der in Göttingen tätigen Neurologen und Psychiater beeinflußt hat, sowie die Diagnosestellung und Behandlung der traumatisierten Patienten.