Laufende Dissertationen
Institut für Ethik, Geschichte und Philosophie der Medizin
Promovend
Mark Medelin
Arbeitstitel der Dissertation
Entwicklungsgeschichte der Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern in der Bundesrepublik Deutschland
Abstract
Mit diesem Promotionsvorhaben soll die bisher wenig betrachtete Entwicklung der Vorsorgeuntersuchungen im Kindesalter in der Bundesrepublik Deutschland näher untersucht werden. Prophylaktische Maßnahmen in Form von Vorsorgeuntersuchungen stellen für das Individuum einen wichtigen Bestandteil der gesamtbevölkerungsorientierten Prävention dar, die im 20. Jahrhundert stärker in den Mittelpunkt der Medizin rückte und bereits Teil der Forschungen am Institut für Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin an der medizinischen Hochschule Hannover sind.Es soll insbesondere vor dem Hintergrund von Public Health und deren Teilgebiet der Prävention gezeigt werden, aus welchen politischen, gesellschaftlichen und medizinischen Gegebenheiten die einstimmige gesetzliche Verankerung der sogenannten Kindervorsorgeuntersuchungen als Pflichtleistung der gesetzlichen Krankenversicherung vom 21. Dezember 1970 hervorging. Dabei möchte ich die Ansichten der unterschiedlichen Akteure (Ärzte, Krankenkassen, Politiker, Allgemeinbevölkerung) mit Archivfunden wie beispielsweise Briefwechseln oder Protokollen von Ausschusssitzungen näher beleuchten. Besonderes Augenmerk wird auf die Ärzteschaft, insbesondere die Kinderärzte, gelegt. Ich möchte die Frage beantworten, mit welchen Mitteln die Kinderärzte ihren Einfluss auf präventive Maßnahmen über den Verlauf des 20. Jahrhunderts geltend gemacht haben. Auf diese Weise sollen die Bemühungen der Kinderärzte, die Vorsorgeuntersuchungen für Säuglinge und Kleinkinder ab Mitte der 1960er Jahre gesetzlich zu installieren, dargelegt werden, ebenso die politischen Hürden. Hierbei stellten die Durchführbarkeit und die Kosten-Nutzen-Analyse wichtige Maßstäbe dar. Der Ausarbeitung liegen archivierte Bundestagsdebatten und Protokollen von Ausschusssitzungen zugrunde, die im Bundesarchiv Koblenz einsehbar sind. Ein weiterer Schwerpunkt der Dissertation ist die Untersuchung der Frage, inwieweit bei der deutschen Bevölkerung die Bereitschaft bestand, Vorsorgeleistungen in Anspruch zu nehmen. In einem Ausblick soll die vom Gesetzgeber erwartete Inanspruchnahme dieser Leistungen mit der tatsächlichen Inanspruchnahme verglichen werden.