Laufende Dissertationen
Institut für Ethik, Geschichte und Philosophie der Medizin
Promovendin
Patricia Kuhls
Arbeitstitel der Dissertation
Jugend- und Eheberatung im Nachkriegsdeutschland und der frühen Bundesrepublik am Beispiel der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung
Abstract
Thema dieser Arbeit ist die Jugend- und Eheberatung im Nachkriegsdeutschland und der frühen Bundesrepublik am Beispiel der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung (DAJEB), die bereits am 1. Oktober 1949 in Detmold gegründet wurde. Die DAJEB hat als kleine Arbeitsgemeinschaft relativ schnell Öffentlichkeit gesucht, zum einen in Form früher Ausbildungsgänge für Fachpersonal, zum anderen in ausführlicher Öffentlichkeitsarbeit und Kontakt zu Behörden und Ämtern auf Landes- und Bundesebene. Hier gab es von Beginn an Unterstützung und Förderung bei dem Anliegen, Ehe- und Familienberatungsstellen im gesamten Bundesgebiet zu etablieren und deren Beraterinnen und Berater fachgerecht auszubilden. Als eine der ersten Organisationen hat die DAJEB maßgeblich an Inhalten und Abläufen der neuen Ausbildungen für Ehe- und Familienberatung beigetragen mit dem erklärten Ziel nicht konfessionell gebunden unter Einbeziehung katholischer und evangelischer Dozenten, Juristen, Ärzten und Psychologen möglichst umfassend und fachübergreifend zu arbeiten und auszubilden.
Die Biographien von Personen, die bei der Gründung und in der frühen Organisation auf Vorstandsebene und den einzelnen Gremien wie dem Arbeitsausschuss beteiligt waren, werden genauer untersucht, ebenso von Dozenten und Mitgliedern der ersten Jahre, Ziele, Inhalte der Fortbildungen, Vorträge und Finanzierung. Hier interessieren vor allem Kommunikationsstrukturen der Öffentlichkeitsarbeit und Publikationen in verschiedenen Medien, Mitgliederrundschreiben und Literaturempfehlungen.
In dieser Arbeit soll untersucht werden, ob es eugenische Gedanken gibt, die in der neuen Bundesrepublik überleben und wenn ja, welche Personen oder Fortbildungsinhalte dazu beitragen und ob sich in Publikationen möglicherweise modifizierte, aber erkennbare Gedanken aus der Zeit von vor 1945 wiederfinden.
Von besonderem Interesse sind hier die Themen der Ehe- und Familienberatung wie Heiratsempfehlungen, die richtige Partnersuche, Familienplanung und Fortpflanzung, Sexualerziehung, die Frau und ihre Rolle, Abtreibung und Sterilisation.
Mit Blick auf den derzeitigen Forschungsstand werden dazu im Forschungszeitraum erschienene Publikationen in Fachzeitschriften wie dem Öffentlichen Gesundheitsdienst, der Deutschen Medizinischen Wochenschrift, der hygienischen Monatsschrift, dem Deutschen Ärzteblatt und der Zeitschrift die Gesundheitsfürsorge bezüglich der genannten Fragen untersucht, Rundschreiben, Jahresberichte, und wenn verfügbar, Protokolle der ersten Fortbildungen.
Abschließend sollen die heutigen Fortbildungsstandards und Inhalte der DAJEB auf erkennbare Positionsänderungen und auf möglicherweise erhaltene Gedanken, die sich erfolgreich im allgemeinen Meinungsbild etabliert haben und auf diese Anfänge zurückführbar sind, untersucht werden.