Omphalocele
Die Gastroschisis (griechisch: Gastro=Magen und Schisis =„die Spaltung“) ist die häufigste angeborene Fehlbildungen der vorderen Bauchwand. Durch eine Lücke (Defekt) in der Bauchdecke kommt es während der Schwangerschaft zum Vorfall von inneren Bauchorganen nach außen. Die Ursache bzw. die Entstehung der Gastroschisis ist unklar. Zwei Hypothesen werden diskutiert:
1) Während der Schwangerschaft verlagern sich Darmanteile und Bauchorgane in die Nabelschnur und weiten diese sackförmig aus. Reißt dieser Sacks, schwimmen diese Organe frei im Fruchtwasser.
2) Eine Gefäßfehlbildung (abnormale Rückbildung der rechten Nabelvene oder ein frühzeitiger Verschluss einer bestimmten Schlagader (Arteria omphalomesenterica) in der Frühschwangerschaft) führt in der Bauchwand dazu, dass diese auseinanderweicht und ein Loch entsteht.
Die Gastroschisis tritt bei ca. 1:2000-2500 Geburten auf, beide Geschlechter sind gleich häufig betroffen. Oft werden Kinder mit einer Gastroschisis zu früh geboren oder sind zu klein für die jeweilige vollendete Schwangerschaftswoche. Weitere Begleitfehlbildungen liegen selten vor. Im Gegensatz zur Omphalozele betreffen Begleitfehlbildungen bei der Gastroschisis häufig nur den Darm. Dabei handelt es sich überwiegend um sogenannte Darmatresien, d.h. nicht durchgängige Stellen des Darmes.
Die Diagnose einer Gastroschisis wird in der Regel bereits im Schwangerschafts-Ultraschall frühestens ab der 10.-12. Schwangerschaftswoche gestellt. Bei Kindern mit Gastroschisis besteht bei der Geburt ein wenige Zentimeter großer Defekt der vorderen Bauchwand, der typischerweise rechts vom Nabel liegt. Durch diesen Defekt kommt es zum Austritt von Darmschlingen aus der Bauchhöhle, wobei die Nabelschnur immer intakt ist. Die Eingeweide werden nicht von einer Umhüllung bzw. einem Bruchsack umgeben. Bauchorgane wie Leber, Milz oder, treten nur selten aus. In manchen Fällen sind die Darmschlingen, die außerhalb der Bauchhöhle zu liegen kommen, stark entzündlich verändert, miteinander verklebt oder verdickt.
Alle Kinder mit Gastroschisis benötigen am ersten Lebenstag eine operative Therapie durch einen Kinderchirurgen. Das Operationsprinzip besteht darin, die vorgefallenen Eingeweide wieder in den Bauch „zurückzustecken“. Wegen eines Missverhältnisses zwischen ausgetretenen Organen und der sehr kleinen Bauchhöhle ist dies oft nicht direkt möglich. Dann müssen die Eingeweide zunächst in einen speziell dafür vorgesehenen Plastikbeutel (sog. Silo) gesteckt und so vor dem Austrocknen geschützt werden. Der Bauch kann dann erst einige Tage später vollständig verschlossen werden.
Durch eine vorgeburtliche (pränatale) Diagnosestellung können die Eltern frühzeitig an ein spezialisiertes Zentrum mit der Möglichkeit einer neonatalen und kinderchirurgischen Versorgung überwiesen werden und ihr Kind hier zur Welt bringen. Oft wissen wir daher schon einige Tage vorher, dass ein Kind mit Gastroschisis zur Geburt ansteht und sind daher optimal auf die Ankunft Ihres Kindes vorbereitet (Frauenklink / Pränataldiagnostik).
Im Idealfall haben Sie sich durch gemeinsame Gespräche mit uns vor der Geburt schon mit der anstehenden Operation und dem, was Sie nach der Geburt erwartet, vertraut gemacht.
Nachdem Ihr Kind in der Frauenklinik geboren wurde, wird noch im Kreissaal die gesamte untere Körperhälfte Ihres Kindes in einen sterilen Plastiksack gelegt, um eine Keimbesiedlung zu verhindern, und die vorgefallenen Organe mechanisch und vor dem Austrocknen zu schützen. Ferner beginnen wir mit einer prophylaktischen antibiotischen Therapie. Es wird eine Magensonde gelegt, um zu verhindern, dass sich die ausgetretenen Darmschlingen übermäßig mit Luft füllen. Da die Kinder vor der Operation am ersten Lebenstag nüchtern bleiben müssen, wird ein venöser Zugang gelegt und die Kinder mit ausreichend Flüssigkeit versorgt.
Nach Vorbereitung des Operationssaals wird Ihr Kind dann in den OP gebracht. Idealerwesie kann hier der Darm und alle ausgetretenen Bauchorgane direkt komplett in die Bauchhöhle zurückverlagert werden (sog. „primärer Verschluss“). Dabei wird der Bauchwanddefekt direkt mit mehreren Nähten verschlossen. In etwa 10-20% der Fälle kann ein primärer Bauchdeckenverschluss nicht durchgeführt werden, da die Bauchhöhle zu klein ist und die nach außen verlagerten Darmanteile nicht aufnehmen kann und das Risiko eines zu hohen Druckes in der Bauchhöhle zu groß wäre. In dieser Situation wird der Bauchwanddefekt durch einen kleinen Schnitt erweitert und eine Plastikfolie in die Bauchwand eingenäht. Die außerhalb der Bauchhöhle liegenden Eingeweide sind dann von dieser Folie bedeckt (Silo). Diese Konstruktion wird dann mit leichter Spannung aufgehängt. In den folgenden Tagen rutschen die Darmschlingen dann der Schwerkraft folgend kontinuierlich in den Bauchraum, der dadurch mechanisch gedehnt wird. Erst dann kann die Bauchwand operativ verschlossen werden.
Bei Kindern mit Bauchwanddefekten ist der Darm regelhaft auch nach dem Bauchdeckenverschluss sehr träge und transportiert den Darminhalt anfänglich kaum. Die meisten Kinder mit Bauchwanddefekten benötigen deswegen mehrere Wochen bis sie über den Mund kostaufgebaut werden können. Zwischenzeitlich erfolgt deshalb eine Ernährung über einen Gefäßzugang. Wie lange es genau braucht, bis Ihr Kind sämtliche Mahlzeiten komplett alleine trinkt ist jedoch nicht vorhersehbar. Jedes Kind nimmt sich seine eigene Zeit. Wenn Ihr Kind die Nahrung vollständig trinkt, keine Zusatzernährung über die Vene mehr braucht und kontinuierlich an Gewicht zunimmt, können Sie nach Hause entlassen werden.
Aufgrund der großen Varianz des Krankheitsspektrums und klinischen Verlaufs ist es nicht vorhersehbar, wann und wie oft und wo die ersten postoperativen Kontrollen nach der Entlassung erfolgen. Meist werden sich durch Ihren Kinderarzt bzw. Kinderärztin durchgeführt, jedoch auch begleitend durch uns in regelmäßigen Abständen in unserer Kinderchirurgischen Ambulanz in unserer Sprechstunde für Bauchwanddefekte.
Kinder mit einer Duodenalatresie müssen nach der Operation etwa 7-10 Tage im Krankenhaus bleiben. Während dieser Zeit werden Kind und Mutter auf der Säuglingsstation von unseren Kinderkrankenschwestern und ärztlichen Team betreut. In den ersten Tagen nach der Operation wird ihr Kind noch nicht über den Mund oder die Magensonde ernährt, sondern intravenös, über einen Tropf. Die Magensonde wird auch nach der Operation noch für einige Tage im Magen des Kindes belassen. Das ist notwendig, um die Sekrete (Speichel, Magensaft, Dünndarmsekret), die wegen einer vorübergehenden Schwellung des Zwölffingerdarms und der allgemeinen Trägheit des Dünndarms nach der Bauchoperation den weiteren Dünndarm noch nicht mühelos passieren können, abzuleiten.
Einige Tage nach der Operation kann Ihr Kind über den Mund ernährt werden. Wie lange es braucht, bis sein Darm normal funktioniert, ist jedoch nicht vorhersehbar. Jedes Kind nimmt sich dabei seine Zeit. Wenn Ihr Kind die Nahrung vollständig trinkt und kontinuierlich an Gewicht zunimmt, ist es gesund und kann nach Hause entlassen werden.