MHH-Dekanin für Akademische Karriereentwicklung setzt sich für gezielte Weiterentwicklung von strukturierten Förderprogrammen für forschende Ärztinnen und Ärzte ein.
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Copyright: Angelika Zwick
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Prof. Dr. Dr. Anette Melk, Dekanin für Akademische Karriereentwicklung an der MHH. Copyright: Angelika Zwick
Forschende Ärztinnen und Ärzte, Clinician Scientists genannt, bringen drängende klinische Fragen vom Krankenbett ins Labor – und die Antworten zurück ans Krankenbett. Ihre Erkenntnisse tragen aktiv zur Verbesserung von Diagnostik und Therapie bei. Damit sind die Clinician Scientists elementar für den medizinischen Fortschritt. Gleichzeitig führen die immer komplexer werdende Medizin und der stärkere wirtschaftliche Druck in Kliniken dazu, dass viele Ärztinnen und Ärzte sich für eine rein klinische Laufbahn und nicht für eine Karriere als Clinician Scientist entscheiden. Um diese Entwicklung zu durchbrechen, wurden an vielen Universitäten strukturierte Förderprogramme für Clinician Scientists entwickelt. Jetzt fordern forschende Ärztinnen und Ärzte der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), diese Anstrengungen zu intensivieren und das Berufsfeld des Clinician Scientists endlich anzuerkennen und sie damit in ihrer Schlüsselrolle nachhaltig zu stärken.
MHH hat strukturiertes Förderprogramm als erste universitäre Einrichtung 2008 gestartet
Die MHH startete 2008 als erste universitäre Einrichtung in Deutschland ein strukturiertes Förderprogramm innerhalb des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierten Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums Transplantation (IFB-Tx), um wissenschaftlich talentierte Ärztinnen und Ärzten gezielt zu fördern und ihnen geschützte Forschungszeit während ihrer medizinischen Facharztausbildung zu ermöglichen. Die MHH hat dieses Pilotprojekt in den vergangenen 17 Jahren genutzt, um die Strukturen weiterzuentwickeln und Maßnahmen zu definieren, die die Vielzahl von Kompetenzen unterstützen, die für eine klinisch-wissenschaftliche Karriere in der translationalen Medizin erforderlich sind. Vor zwei Jahren richtete die MHH ein eigenes Dekanat für Akademische Karriereentwicklung unter Leitung der Kindernephrologin und Professorin für Interdisziplinäre Transplantationsmedizin Dr. Anette Melk ein.
Wissenschaftliches Symposium Anlass für Veröffentlichung in Nature Medicine
Um gemeinsam über die Anforderungen und Herausforderungen von wirksamen Clinician Scientist-Programmen zu diskutieren, lud die MHH bereits Ende 2023 nationale und internationale Clinician Scientists sowie weitere Fachleuteaus Gesellschaft und Politik zu einem viel beachteten Symposium ein. Dazu hat Professorin Melk jetzt zusammen mit einigen dieser Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern einen Kommentar in der renommierten Zeitschrift Nature Medicine veröffentlicht. Darin werden Lösungsvorschläge aufgezeigt, welche Maßnahmen in Programmen dazu beitragen können, Clinician Scientists zu fördern. Dazu zählen neben einem starken institutionellen Engagement mit Anerkennung und Belohnung von Leistungen, vertraglich gesicherter und geschützter Forschungszeit und einer langfristigen Karriereplanung auch konzeptionelle Maßnahmen wie die Koordinierung zwischen den beteiligten Akteurinnen und Akteuren, der Ausbau an internationalen Austauschprogrammen, die Einbeziehung von Patientinnen und Patienten in die Forschungsarbeit sowie die Bereitstellung von Ressourcen.
Wert der Investition zeigt sich auch in steigender Zahl an Publikationen und Drittmitteleinwerbung
„Clinician Scientists sind unverzichtbar für die Zukunft der Medizin. Die Anerkennung als Berufsbild würde die Bedeutung der Schlüsselrolle von Clinician Scientists an der Schnittstelle zwischen klinischer Praxis und Forschung nachhaltig stärken“, erklärt Professorin Melk. Die Auswahl der Clinician Scientists und die gesteckten Ziele in den MHH-eigenen Programmen berücksichtigen verschiedene qualitative Merkmale zur Bewertung der Leistungen in Forschung, Klinik und Lehre im Sinne der Europäischen Vorgaben CoARA. Neben vielen qualitativen Erfolgen zeigt sich der Wert dieser Investitionen auch in quantitativ messbaren Erfolgen: Sowohl die Zahl der Publikationen als auch die Drittmitteleinwerbung durch die Clinician Scientists steigen kontinuierlich. „Dass es sich lohnt, in diese Maßnahmen zu investieren, zeigt sich insbesondere an den Drittmittel-Einwerbungen, die die investierten Programmkosten um das Fünffache übersteigen“, heißt es in der Veröffentlichung. Hier sehen die Autorinnen und Autoren ein starkes Argument für den weiteren Ausbau der Programmkapazitäten an Universitäten.