Internationales Netzwerk der Kinderchirurgie ermöglicht der Studentin Mikal Obed einen Forschungsaufenthalt in Kanada
Stand 4. Mai 2022
Seit fünf Monaten lebt MHH-Studentin Mikal Obed in Toronto, Kanada. Dort forscht sie am SickKids Hospital der Medizinischen Fakultät der University of Toronto. Ausgezeichnet als das beste Kinderkrankenhaus der Welt beherbergt Klinik das weltweit größte pädiatrische Forschungszentrum. Als Teil einer internationalen Arbeitsgruppe arbeitet Mikal Obed an mehreren Projekten zur Störung der fetalen Lungenentwicklung bei kongenitaler Zwerchfellhernie. Ermöglicht wurde ihr der Forschungsaufenthalt durch das internationale Netzwerk der Abteilung für Kinderchirurgie der MHH.
„Ich denke ein Auslandsaufenthalt kann im Studium einen wertvollen Perspektivwechsel bieten“, sagte Mikal Obed kurz vor ihrer Abreise. „Toronto ist eine lebhafte und weltoffene Metropole, die internationale Studierende aus aller Welt anzieht“, freute sie sich darauf, diese Stadt kennen zu lernen. Als Stipendiatin wird sie von zwei Begabtenförderungswerken des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie dem Biomedical Education Program (BMEP) gefördert. Darüber hinaus wurde die Studentin für ihr Forschungsprojekt mit dem Carl-Duisburg-Fellowship for Medical Sciences ausgezeichnet.
Den Nachwuchs fördern
„Nachwuchsförderung wird in der Kinderchirurgie der MHH groß geschrieben“, sagt Professor Dr. Benno Ure, Direktor der Klinik für Kinderchirurgie. „Mikal Obed hat bereits als Studentin dieses Angebot wunderbar aufgegriffen und für ihren Forschungsaufenthalt eine Institution gewählt, die zu einer der besten der Welt gehört und der die MHH-Kinderchirurgie seit vielen Jahren verbunden ist. Wir hoffen sehr, dass sie das dort Gelernte nach ihrer Rückkehr in Deutschland und vielleicht sogar in der MHH erfolgreich einbringen kann.“
Unterstützung bekam sie auch von Professor Dr. Jens Dingemann, Oberarzt der Klinik für Kinderchirurgie. Von Beginn an fiel ihm die Studentin wegen ihrer offene Art zu kommunizieren und ihr besonderes Interesse am Fach Kinderchirurgie auf. „Ich bin selber als Weiterbildungsassistent für einen zweijährigen Forschungsaufenthalt in Dublin, Irland, gewesen und habe wissenschaftlich am gleichen Thema gearbeitet wie sie“, erzählt er. „Dieser Aufenthalt war auch mir damals nur möglich, weil mir unser Direktor, Professor Dr. Benno Ure, sein Netzwerk zur Verfügung gestellt hat. Ich habe mich gefreut Mikal Obed unterstützen zu können und damit etwas zurückzugeben. Es bereitet mir große Freude, zu sehen, wie sie sich in die Arbeitsgruppe in Toronto einfügt und schon nach kurzer Zeit erste eigene wissenschaftliche Ergebnisse vorzuweisen hat. Es wird eine prägende Zeit für sie sein und ich bin sicher, dass sie noch lange daran zurückdenken wird. So ist es bei mir bis heute.“
Im 16. Stockwerk des Peter Gilgan Centre for Research and Learning befindet sich das Labor von Professor Dr. Augusto Zani, Kinderchirurg und Wissenschaftler am SickKids Hospital. „Deutschland ist eines der führenden Länder auf dem Gebiet der Kinderchirurgie. Die Klinik für Kinderchirurgie der MHH nimmt als renommiertes Zentrum sowohl klinisch als auch wissenschaftlich einen ganz besonderen Stellenwert ein“, sagt Professor Zani. Junge Menschen mit verschiedenen Ausbildungsgraden kommen aus der ganzen Welt zu ihm in die Klinik, lernen im Labor wesentliche Techniken und Kompetenzen und kehren damit an ihre Heimatuniversitäten und -kliniken zurück. „Das bildet die Basis für die internationale Zusammenarbeit der Kinderchirurgen weltweit. Umso mehr freut es mich, Mikal bei uns zu haben und auch zukünftig engagierte Menschen aus Hannover im Labor begrüßen zu dürfen“, erklärt Professor Zani.
Mikal Obed hat bereits in den ersten fünf Monaten viel Einblick in die dortige Forschungsarbeit bekommen und profitiert vom internationalen Team. Im Labor arbeitet sie an mehreren spannenden Projekten zur fetalen Lungenentwicklung und den Veränderungen, die bei einer Kongenitalen Zwerchfellhernie auftreten. „Für die Entwicklung neuartiger Therapien bei seltenen Erkrankungen ist es von großer Bedeutung, gewonnene Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung mit Forschungspartnern auf der ganzen Welt zu diskutieren“, betont die 23-Jährige. „Dadurch können wir ein Netzwerk schaffen, in dem die gesammelte Forschungsexpertise die medizinische Versorgung dieser Kinder fördert und ihre Lebensqualität verbessert.“ Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf dem therapeutischen Potenzial kleiner Membranpartikel, sogenannter Exosomen, die aus Stammzellen des Fruchtwassers gewonnen werden.
Ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen in Hannover will sie motivieren, auch selbst ins Ausland zu gehen: „An manchen Arbeitstagen unterhalte ich mich mit meinen Kollegen in vier Sprachen. Es macht einfach Spaß in einem so internationalen Umfeld zu arbeiten! In der Fremde wächst man über die eigene Komfortzone hinaus, knüpft neue Bekanntschaften und schließt Freundschaften, die hoffentlich noch lange halten werden.“ Mit ihren Erfahrungen und Eindrücken aus Toronto im Gepäck wird Mikal Obed für ihr Praktisches Jahr in die Kinderchirurgie der MHH zurückkehren
Autor: Bettina Dunker