Forschung

Herzenssache Organoidforschung

Nachwuchswissenschaftlerin Dr. Lika Drakhlis erhält Forschungspreis der Dresdner Herz-Kreislauf-Tage 2025.

Eine Frau im weißen Kittel steht mit einer Zellkulturschale in der Hand in einem Forschungslabor.

Mini-Herzen für die Forschung: Dr. Lika Drakhlis entwickelt Organoide. Copyright: Karin Kaiser / MHH

Organoide sind Herzenssache für Dr. Lika Drakhlis. Die Stammzellbiologin arbeitet an den Leibniz Forschungslaboratorien für Biotechnologie und künstliche Organe (LEBAO) der Klinik für Herz-, Thorax,- Transplantations- und Gefäßchirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und forscht schon seit neun Jahren an der Entwicklung der Mini-Organe. Ihre Studienergebnisse zu diesen „heart-forming organoids“ (HFOs) hat die Nachwuchswissenschaftlerin bereits erfolgreich in angesehenen Fachzeitschriften wie „Nature Biotechnology“ und „Nature Cell Biology“ veröffentlicht. Jetzt ist sie für ihre Arbeit zum Thema „Complex cardiohepatic organoids for advanced drug testing“ mit dem diesjährigen Forschungspreis der Dresdner Herz-Kreislauf-Tage (DHKT) geehrt worden. Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung wird jährlich verliehen, um den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern. So sollen laufende wissenschaftliche Projekte aus dem gesamten kardiovaskulären Bereich sowohl aus der Grundlagenforschung als auch aus der klinischen Forschung unterstützt werden.

Wertvolles Hilfsmittel für die Forschung

Organoide sind nur wenige Millimeter groß. Sie bestehen aus im Labor gezüchteten Zellgruppen, die organähnliche Strukturen aufweisen. Ihre Herstellung ist kniffelig: Die jeweils erforderlichen Nährstoffe, Wachstumsfaktoren und Signalmoleküle müssen nach einem genauen Ablaufplan in einer bestimmten Reihenfolge und zu bestimmten Zeitpunkten hinzugefügt werden. Ähnlich wie in der embryonalen Entwicklung ermöglichen Organoide, das Zusammenspiel von Zellen im dreidimensionalen Raum zu untersuchen – etwa bei Stoffwechselvorgängen oder Krankheitsmechanismen. Während die meisten Organoide einzelne Organe nachbilden, stellen HFOs ein komplexes Multigewebe-Organoid-Modell für die Entwicklung von Herz, Blutgefäßen und Vorläufern von Leber und Lunge dar. 2024 ist es den Forschenden am LEBAO erstmals gelungen, ein Modell basierend auf den HFOs zu entwickeln, das nicht nur die Herzentwicklung, sondern auch die Blutbildung kombiniert nachbildet. Somit sind die Mini-Organe ein wertvolles Hilfsmittel für die Erforschung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Flexibel wie ein Baukasten

Ein weiterer Vorteil der HFOs: Sie sind flexibel wie ein Baukasten. „Wir arbeiten bereits an der Entwicklung von weiteren Multigewebe-Organoid-Modellen“, sagt Dr. Drakhlis. „Dabei soll die Herz-Gefäß-Komponente des Organoids immer erhalten bleiben, während wir andere Gewebe quasi als neue Bauteile hinzufügen.“ Das Preisgeld möchte die Stammzellbiologin nun verwenden, um die Organoide in Richtung Leber auszubauen und ein Herz-Leber-Blutgefäß-Modell zu entwickeln, welches sich zur Medikamententestung und -entwicklung eignen könnte.

Text: Kirsten Pötzke