MHH federführend bei neuer Hepatitis-Leitlinie
Stand: 28. September 2021
Virale und nicht-virale Lebererkrankungen werden häufig erst spät oder überhaupt nicht erkannt. Weil die Symptome meist unspezifisch sind, schreitet die Krankheit im Verborgenen fort und wird erst diagnostiziert, wenn das Stadium einer Leberzirrhose oder eines Leberzellkrebses erreicht ist. Um Infektionen mit Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Viren möglichst früh zu erkennen und zu behandeln, hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) das Screening auf beide Viren zum 1. Oktober 2021 als Kassenleistung in den Gesundheitscheck für gesetzlich Versicherte aufgenommen. Was die behandelnden Ärztinnen und Ärzte bei Screening, Diagnostik und Therapie beachten sollten, sagen die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen. Ganz neu sind die Empfehlungen zur Hepatitis-B-Virusinfektion, die unter Federführung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) nach zehn Jahren nun komplett überprüft und aktualisiert worden sind.
Schwangere früh auf Hepatitis B untersuchen
„Wir haben 165 Empfehlungen neu beurteilt und der aktuellen Lage angepasst“, sagt Professor Dr. Markus Cornberg, stellvertretender Direktor der MHH-Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie und Koordinator der S3-Leitlinie zur Hepatitis-B-Virusinfektion. „Die Aktualisierungen umfassen alle Bereiche von Diagnostik, über Therapie bis hin zu Organtransplantation und Therapie von Kindern und Jugendlichen“, betont der Gastroenterologe und Infektiologe. Eine weitere wichtige neue Empfehlung betrifft das Screening bei Schwangeren, das nun bereits von der 32. Schwangerschaftswoche an erfolgen soll. Wird bei der Mutter eine Infektion mit einer sehr hohen Viruslast festgestellt, ist eine antivirale Therapie erforderlich. Ansonsten kann das Virus auf das Kind übertragen werden – selbst wenn es nach der Geburt geimpft wird. „Wir empfehlen daher ein möglichst frühes Screening bereits zu Beginn der Schwangerschaft und nicht erst in der 32. Schwangerschaftswoche, wie in den Mutterschaftsrichtlinien festgelegt“, betont Professor Cornberg. „Eine frühe antivirale Therapie kann die Viruslast der Mutter senken und so eine chronische Infektion des Neugeborenen verhindern“, erklärt der Mediziner.
Symptomlos Erkrankte früh entdecken
Mit Aufnahme des Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Screenings in die Gesundheitsvorsorge-Untersuchung kommt der Leitlinie eine noch größere Bedeutung zu. „Aufgrund des Screenings werden wir jetzt mehr Infizierte entdecken, die bislang symptomlos sind und bei ihnen einen schweren Krankheitsverlauf verhindern können“, sagt Professor Cornberg. Hepatitis B sei in einem frühen Stadium gut behandelbar, Hepatitis C sogar heilbar. Auch Professor Dr. Michael P. Manns, MHH-Präsident und Vorstandvorsitzender der Deutschen Leberstiftung, geht davon aus, dass viele Betroffene in Deutschland nichts von ihrer Erkrankung wissen. „Die Leber leidet still“, sagt der Mediziner. „Daher ist es zu begrüßen, dass gesetzlich Versicherte vom 35. Lebensjahr an nun Anspruch auf ein einmaliges Screening haben.“
SERVICE:
Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dr. Markus Cornberg unter cornberg.markus@mh-hannover.de, Telefon (0176) 1532-6821.
Eine Zusammenfassung der S3-Leitlinie zur Hepatitis-B-Virusinfektion finden Sie hier.