Die Förderstiftung MHH plus zeichnet Professorin Dr. Konstanze Döhner und Professor Dr. Hartmut Döhner mit der Johann-Georg-Zimmermann-Medaille aus / Zimmermann-Forschungspreis für PD Dr. Armin Wiegering
28. Mai 2021
Der Johann-Georg-Zimmermann-Forschungspreis und die Johann-Georg-Zimmermann-Medaille gehören zu den höchsten Auszeichnungen für Verdienste in der Krebsforschung in Deutschland. Die Förderstiftung MHH plus verleiht die von der Deutschen Hypothekenbank (Actien-Gesellschaft) gestifteten Preise am Freitag, 28. Mai 2021, im Rahmen einer Online-Konferenz.
Mit der Johann-Georg-Zimmermann-Medaille 2020 / 2021 werden Professorin Dr. Konstanze Döhner und Professor Dr. Hartmut Döhner ausgezeichnet. Professorin Konstanze Döhner ist seit 2000 Klinische Oberärztin und Leiterin der Molekulargenetischen Diagnostik der akuten myeloischen Leukämien (AML) in der Klinik für Innere Medizin III des Universitätsklinikums Ulm. Professor Hartmut Döhner ist seit 1999 Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin III und seit 2006 Sprecher des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU). Die Auszeichnung der beiden national und international herausragenden WissenschaftlerInnen erfolgt in Anerkennung ihrer Forschung auf dem Gebiet der Charakterisierung von genetischen Veränderungen bei der AML und der Entwicklung von personalisierten Behandlungskonzepten für diese Leukämieform. Sie haben maßgeblichen Anteil am Ausbau der Universität Ulm zu einem weltweit führenden Hämatologie-Zentrum. Zudem haben sie sich in besonderer Weise um die internationale Vernetzung in der klinischen Forschung verdient gemacht.
Der mit 10.000 Euro dotierte Johann-Georg-Zimmermann-Forschungspreis 2020/2021 – gerichtet an junge Krebsforscherinnen und Krebsforscher für ihre aktuelle wissenschaftliche Arbeit – geht an PD Dr. Armin Wiegering, stellvertretender Klinikdirektor der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Kinderchirurgie der Universitätsklinik Würzburg. Der Viszeralchirurg hat sich auf neue Behandlungsmethoden für Darmkrebs spezialisiert und beeindruckte das Kuratorium mit seiner gelebten Vision des „Clinician Scientist“, der vor allem in Bezug auf die Versorgungsrealität onkologischer Patienten den Spagat zwischen klinischem Alltag und Grundlagenforschung in einzigartiger Weise meistere.
„Aufgrund der besonderen Verdienste von Professorin und Professor Döhner haben wir uns in diesem Jahr entschlossen, die Johann-Georg-Zimmermann-Medaille erstmals in der Geschichte der Auszeichnung an zwei PreisträgerInnen gemeinsam zu verleihen. Wir freuen uns daher, dass wir in diesem Jahr gleich drei herausragende Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Krebsforschung ehren dürfen“, betonte Professor Dr. Michael P. Manns, Präsident der MHH und Vorsitzender des Johann-Georg-Zimmermann Kuratoriums.
Unermüdlich gegen Darmkrebs – PD Dr. Armin Wiegering
Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen in westlichen Industrieländern. Weltweit gibt es jährlich rund 650.000 neue Fälle. Etwa die Hälfte dieser Patientinnen und Patienten überlebt die Erkrankung in der Regel nicht, auch wenn das Karzinom chirurgisch entfernt wird und je nach Stadium ergänzend eine Chemotherapie erfolgt. Dies liegt auch an der hohen Rückfallgefahr dieser Krebsart.
PD Dr. Armin Wiegering kämpft seit Jahren in der Klinik und im Labor gegen den Darmkrebs. 2019 konnte er mit seiner Nachwuchsforschergruppe neue Therapieansätze identifizieren. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konzentrierten sich dabei auf das APC-Gen von Tumorzellen, das bei 90 Prozent aller Fälle von Dickdarmkrebs mutiert ist. „Wir wollten Gene finden, die nur für das Überleben von Zellen mit APC-Mutation wichtig sind, nicht aber für gesunde Zellen“, erklärt Dr. Armin Wiegering. Die Suche war erfolgreich. Hemmten sie das Gen mit dem Namen eIF2B5, dann starben die mutierten Darmkrebszellen den sogenannten programmierten Zelltod. Gesunde Zellen dagegen verkrafteten die Hemmung des Gens ohne jegliche Beeinträchtigung. Von dieser Erkenntnis ausgehend will das Forscherteam neue Behandlungsmethoden entwickeln und auch weitere Gene untersuchen. Aber auch den Klinikalltag nimmt Wiegering kritisch unter die Lupe. 2020 konnte er gemeinsam mit seinem Team nachweisen, wie wichtig die Erfahrung der behandelnden Klinik für die Überlebenschancen der Darmkrebspatienten ist. So sei an Kliniken, die sehr wenige Operationen an kolorektalen Karzinomen vornehmen (im Schnitt sechs pro Jahr) die Sterberate nach dem Eingriff doppelt so hoch wie in Krankenhäusern mit großen Fallzahlen (im Schnitt 50 pro Jahr). Wiegering plädiert daher dafür, Darmkrebspatienten in Krankenhäusern zu operieren, deren medizinisches Personal über ausreichend Erfahrung auf dem Gebiet dieser Operationen verfügt.
PD Dr. Armin Wiegering wurde 1981 in Forchheim geboren und studierte Humanmedizin an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Auch nach seiner Approbation zum Arzt 2008 blieb er seiner Alma Mater treu und avancierte an der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Kinderchirurgie der Universitätsklinik Würzburg innerhalb von zwölf Jahren zum stellvertretenden Klinikdirektor und Leitenden Oberarzt. Seit 2020 leitet er zudem das Viszeralonkologische Zentrum der Universitätsklinik Würzburg. Am Institut für Biochemie und Molekularbiologie I der Universität Würzburg forscht er seit 2012 als Nachwuchsgruppenleiter zu Darmkrebs.
Gemeinsam gegen AML – Prof. Dr. Konstanze Döhner und Prof. Dr. Hartmut Döhner
Die akute myeloische Leukämie (AML) ist mit jährlich 3,5 Neudiagnosen pro 100.000 Einwohnern eine seltene Erkrankung, aber die häufigste Form akuter Leukämien bei Erwachsenen in Deutschland. Durch intensive Forschungsarbeit haben sich die Heilungschancen für Betroffene in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert. An diesem Fortschritt haben Prof. Dr. Konstanze Döhner und Prof. Dr. Hartmut Döhner maßgeblichen Anteil, denn seit Jahren leisten sie wichtige Beiträge zur Entschlüsselung und klinischen Charakterisierung von genetischen Veränderungen bei der AML, um eine möglichst rasche Diagnostik zu ermöglichen. Sie sind national wie international anerkannt und vernetzt und lassen sich von diesem Vernetzungsgedanken nicht nur in ihrer eigenen Forschungsarbeit leiten, sondern tragen ihn auch in die Nachwuchsförderung hinein, die ihnen ein besonderes Anliegen ist. Sie bereiten die zukünftige Ärztegeneration gezielt auf ihre Aufgaben in der klinisch-translationalen Forschung und Patientenversorgung vor und haben dabei stets den Kontakt zum Patienten im Blick. Mit dieser Herangehensweise haben beide echte Pionierarbeit in der translationalen Forschung und der personalisierten Krebsmedizin geleistet.
Frau Prof. Konstanze Döhner studierte Humanmedizin in Heidelberg und ist seit dem Jahr 2000 Klinische Oberärztin und Leiterin des Labors für Zytogenetische und Molekulargenetische Diagnostik der Klinik für Innere Medizin III (Hämatologie, Onkologie, Palliativmedizin, Rheumatologie und Infektionskrankheiten) des Universitätsklinikums Ulm. Sie leitet im Bereich der Leukämieforschung einen Sonderforschungsbereich sowie eine Forschergruppe. Sie ist Mitglied im Nachwuchsausschuss der Deutschen Krebshilfe und im Vorstand der European Hematology Association (EHA).
Prof. Dr. Hartmut Döhner studierte Humanmedizin in Regensburg, Freiburg und Montpellier. Nach beruflichen Stationen in Karlsruhe, Heidelberg und Minneapolis, USA, ist er seit 1999 Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin III am Universitätsklinikum Ulm, seit 2006 Sprecher des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU), und seit 2012 Sprecher des Sonderforschungsbereichs SFB 1074 „Experimentelle Modelle und Klinische Translation bei Leukämien“. Er ist Co-Chair der Deutsch-Österreichischen AMLSG, einer der weltweit größten multizentrischen Studiengruppen zur Erforschung und Behandlung der AML. Er gehört zahlreichen internationalen Fachgesellschaften und Gremien an und ist seit 2012 gewähltes Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.