Gesundheit

Mit „Weitblick“ die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen fördern

MHH begleitet Projekt, das Schulen bei Präventionsarbeit unterstützt.

Titelfoto der Studie Weitblick: Eine junge Frau schaut durch einen Rahmen, den sie mit den Händen bildet

Viele Weichen für das Leben eines Menschen werden bereits in Kindheit und Jugend gestellt. Für eine positive Entwicklung ist ein gesundes Aufwachsen wichtig. Um dieses Thema geht es in dem Programm „Weitblick“. Es soll Schulen dabei unterstützen, Maßnahmen zur Prävention und Gesundheitsförderung erfolgreich umzusetzen. Wie das am besten gelingt, untersucht das Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung der Medizinischen Hochschule (MHH). Die mehrjährige Studie „Prozess- und Wirksamkeitsevaluation zu den Mehr-Ebenen-Interventionen Weitblick“ wird vom Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) mit rund 1,44 Millionen Euro gefördert.

Bei den Ursachen ansetzen

„Präventions- und Gesundheitsmaßnahmen sind wirksamer, wenn sie bedarfsorientiert und wissenschaftsbasiert sind“, sagt Professorin Dr. Ulla Walter, Direktorin des Instituts für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung. Viele Schulen seien zwar bereit, etwas gegen Mobbing, Drogenkonsum, Gewalt oder Kriminalität zu unternehmen, wüssten aber nicht, welche Maßnahmen wirklich die richtigen seien. „Die Maßnahmen sollten bei den Ursachen ansetzen“, betont Dr. Dominik Röding und nennt ein Beispiel. „Bei Mobbing kann die Ursache in der Familie, im Freundeskreis oder auch in der Schule liegen. Da können viele Dinge eine Rolle spielen.“ Wenn der Bedarf und die Ursachen bekannt seien, könne ein Programm ausgesucht werden, das genau in den lokalen Kontext der jeweiligen Schule passt. „Weitblick“ unterstützt Schulen dabei, ihren spezifischen Präventionsbedarf zu ermitteln, passende Maßnahmen aus dem Evidenzregister „Grüne Liste Prävention“ auszuwählen, zu implementieren und zu überwachen. Das Projekt ist ein Angebot der gemeinnützigen Bildungsorganisation FINDER Akademie. Professorin Walter, Dr. Röding und ihr MHH-Team evaluieren das Projekt bis Ende 2026.

Begleitung der Schulen bei allen Schritten

Zentrale Fragen der Studie sind: Wie gut gelingt es den Schulen, Weitblick zu implementieren und welche Faktoren spielen dabei eine Rolle? Vergrößert Weitblick die Präventions-Kapazitäten der Schulen? Verbessert Weitblick das Gesundheitsverhalten an den Schulen? „Dabei schauen wir uns den gesamten Prozess in allen Einzelheiten an, um herauszufinden, welche Faktoren zum Erfolg führen und welche nicht“, erklärt Professorin Walter. Dahinter steckt viel wissenschaftliche Arbeit, zum Beispiel Befragungen von Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und anderem Schulpersonal, Eltern sowie kommunalen Ansprechpartnern. Auch die Konzeptentwicklung mit allen Beteiligten und die Umsetzung gehören dazu. Das Ziel der Studie ist es, langfristig die Situation an Schulen zu verbessern. “Schule muss ein besserer Ort werden“, sagt Dr. Röding.

Interventionen aus der Grünen Liste Prävention

Die einzelnen Projekte zur Prävention und Gesundheitsförderung stammen aus dem Evidenzregister „Grüne Liste Prävention“, das 2011 auf Initiative des Landespräventionsrates Niedersachsen gegründet und seit 2016 gemeinsam mit dem Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung geführt und gepflegt wird. In dem Register befinden sich mehr als 100 Programme zur Förderung der psychosozialen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Aktuell wird es um weitere Maßnahmen zur Ernährung und Bewegung erweitert. Sämtliche Maßnahmen der Grünen Liste werden wissenschaftlich auf ihre Effektivität untersucht und entsprechend eingestuft. „Alle Schulen in Deutschland können auf diese wirksamkeitsgeprüften Präventionsprogramme zugreifen“, betont Dr. Röding.

144 Schulen nehmen teil

 An der Studie „Weitblick“ werden insgesamt 144 Schulen teilnehmen. Dazu gehören alle Schularten von der Grundschule bis zum Gymnasium, von der Förderschule bis zur Berufsschule. Die eine Hälfte der Schulen wird bei der Auswahl und Implementierung ihrer Präventionsprojekte wissenschaftlich begleitet, die andere Hälfte bildet die Kontrollgruppe.

Text: Tina Götting