Gesundheit

OPs in der MHH-Frauenklinik - Keine Angst vor der Narkose!

Welche Narkose-Verfahren werden bei der Geburt eingesetzt, welche bei einer Brust-OP? Was sind die Risiken?

Porträtbild von Dr. Susanne Greve

Dr. Susanne Greve. Copyright: Tom Figiel

Oberärztin Dr. med. Susanne Greve aus unserer Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin klärt die wichtigsten Fragen zur Anästhesie in der Gynäkologie.

Was sind typische gynäkologische Eingriffe, bei denen Narkose oder Betäubung eingesetzt wird?

Typische Eingriffe, die unter Narkose durchgeführt werden, sind Bauchspiegelungen, Myomentfernungen, Gebärmutterentfernungen, Operationen an der Brust, Ausschabungen und natürlich Kaiserschnitte. Auch bei Geburten auf natürlichem Weg kann die Anästhesie häufig bei der Schmerzbekämpfung helfen.

Welche Narkose-Verfahren kommen in der Gynäkologie zum Einsatz?

Es können nahezu alle Anästhesieverfahren zum Einsatz kommen. Für die häufigsten Operationen in der Gynäkologie, also Brust- oder Bauchoperationen, werden in der Regel Vollnarkosen durchgeführt. Bei größeren Operationen können dabei zusätzlich örtliche oder regionale Betäubungen angewendet werden. Dadurch müssen während der Operation weniger starke Schmerzmittel (Opioide) benutzt werden, und vor allem kann dadurch meist eine bessere Schmerzsituation unmittelbar nach der Operation erreicht werden.

Einige Eingriffe, besonders solche im Bereich von Vulva und Vagina, können auch vollständig in Regionalanästhesien, meist sogenannten Spinalanästhesien, durchgeführt werden. Und bei Kaiserschnitten stellen die Spinalanästhesien bei uns und auch weltweit sowieso das Verfahren der Wahl dar. Vollnarkosen werden hier nur sehr selten durchgeführt, fast nur dann, wenn es mal so schnell gehen muss, dass für Regionalanästhesien keine Zeit mehr bleibt.

Ist eine Narkose gefährlich?

Moderne Narkosen sind heutzutage sehr sicher. Ein komplettes Anästhesieteam, bestehend aus Ärztin/Arzt und einer Pflegekraft, ist nur für die Durchführung und Überwachung der Anästhesie zuständig. Natürlich ist das Risiko größer, wenn eine Frau besondere Vorerkrankungen, zum Beispiel Herzerkrankungen, schwere Erkrankungen der Atemwege, bestimmte Allergien oder Einschränkungen der Blutgerinnung, hat. Durch eine sorgfältige Vorbereitung und Durchführung der Anästhesie und ggf. durch die Anwendung zusätzlicher Überwachungsmaßnahmen während und nach der Operation kann dies aber in der Regel gut kontrolliert werden.

In welchen Fällen wird eine Narkose bei der Entbindung eingesetzt?

Bei einer vaginalen Entbindung wird eine Vollnarkose nur im absoluten Ausnahmefall eingesetzt. Häufiger kommen aber, in der Regel auf ausdrücklichen Wunsch der Patientin, Teilbetäubungen, wie eine Periduralanalgesie oder eine Spinalanalgesie,zum Einsatz. 

Wann wird eine Periduralanästhesie PDA durchgeführt und was bewirkt sie?

Eine PDA ist ein regionales Verfahren. Damit kann man gezielt die Nerven betäuben, die für die Schmerzweiterleitung während einer Geburt verantwortlich sind. In der Regel wird dafür ein Katheter, ein sehr dünner Schlauch, über eine Hohlnadel auf der Höhe der Lendenwirbelsäule in den sogenannten Periduralraum, einen schmalen Spalt außerhalb der harten Hirnhaut, eingelegt. Dies hat den großen Vorteil, dass bei Bedarf wiederholte Medikamentengaben erfolgen können, ohne dass noch einmal neu punktiert werden muss. Dafür wird eine Pumpe an den Katheter angeschlossen, die regelmäßig Medikamente nachspritzt. Die Patientin kann sich bei Bedarf aber auch selbst zusätzliche Medikamentengaben anfordern. Durch eine geschickte Auswahl der eingesetzten Medikamente und Dosierungen kann erreicht werden, dass die Wehenschmerzen deutlich abnehmen, aber kaum eine Beeinträchtigung die Muskelkraft zu befürchten ist. Dadurch kann sich die Gebärende meist gut bewegen und, wenn sie möchte, sogar im Kreißsaal umherlaufen, und außerdem aktiv bei der Geburt mithelfen. Und wenn im weiteren Verlauf dann doch einmal ein Kaiserschnitt notwendig sein sollte, kann der Periduralkatheter sogar für die dann notwendige Betäubung genutzt werden.

Wie wirkt eine PDA auf das Kind?

Dadurch, dass die Medikamente bei einer PDA direkt in den sogenannten Periduralraum, also in die Nähe der Nerven und nicht in eine Vene appliziert werden, gelangt nur ein sehr kleiner Teil überhaupt in den mütterlichen Blutkreislauf und damit zur Plazenta und zum Kind. Direkte Auswirkungen auf das Kind sind also kaum zu erwarten. Und um zu erkennen, ob die PDA eventuell den Blutdruck der Mutter und damit indirekt auch das Kindes beeinflusst, wird direkt nach der Anlage einer PDA der Kreislauf der Mutter immer engmaschig überwacht.

Welche Risiken und Nebenwirkungen hat eine PDA?

Wie jeder medizinische Eingriff ist auch eine PDA nicht ganz frei von Risiken und Nebenwirkungen. Nach einer Periduralanästhesie, bei der unbeabsichtigt die harte Hirnhaut durchstochen wurde, können Kopfschmerzen auftreten, die jedoch meist gut mit Medikamenten zu behandeln sind. Blutungen an Gehirn oder Rückenmark treten nur sehr selten auf, weil die Blutgerinnung in der Schwangerschaft besonders gut funktioniert, und direkte Schädigungen von Nerven oder Rückenmark mit bleibenden Folgen können bei den Verfahren, die in der Geburtshilfe eingesetzt werden, nahezu ausgeschlossen werden, weil die Punktion in der Regel unterhalb des Rückenmarkes erfolgt. Natürlich sind mögliche Risiken auch von bestehenden Vorerkrankungen abhängig. Am besten ist es, wenn Schwangere, die sich eine PDA zur Geburt wünschen, schon vor der Entbindung zu uns in die Anästhesiesprechstunde kommen. Dort können alle wichtigen Fragen in Ruhe besprochen und die notwendige Einwilligung schon einmal dokumentiert werden. Insgesamt ist eine PDA aber ein sehr sicheres Verfahren, das auch von vielen Anästhesistinnen selbst genutzt wird, wenn sie ein Kind bekommen, und ich denke, das ist doch eine sehr gute Werbung für das Verfahren.

Mehr zum Thema Narkose ist in unserer aktuellen Podcast-Staffel inside MHH zu hören!

Die Fragen stellte: Vanessa Niedzella

Begriffe kurz erklärt