Der Mediziner setzt bei der Erforschung des Gehirns auf Supercomputer und Künstliche Intelligenz.
Das Institut für Neurophysiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat einen neuen Direktor: Seit dem 1. September 2024 wird es von Professor Dr. Jan-Philipp Machtens geleitet. Der 37-Jährige folgt auf Professor Dr. Christian Wahl-Schott, der die Position bis 2022 innehatte. Zwischenzeitlich wurde das Institut kommissarisch von Professorin Dr. Theresia Kraft geleitet.
Innovative Methoden
Die Neurophysiologie befasst sich mit der Funktionsweise des Gehirns und des Nervensystems. „Wir möchten den Vorgängen auf molekularer Ebene auf den Grund gehen, um die Ursachen für Erkrankungen erkennen und die zielgenaue Entwicklung neuer Medikamente und individueller Therapien zu ermöglichen“, erklärt Professor Machtens. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt er auf innovative Technologien: Durch die Verknüpfung molekularer Simulationsverfahren auf den größten Supercomputern Europas und Künstlicher Intelligenz (KI) mit elektrophysiologischen Experimenten, sollen neue Einblicke in die Funktionen und Fehlfunktionen von Nervenzellen gewonnen werden. Dabei denkt der Wissenschaftler über seinen Bereich hinaus: „Unsere molekularen Simulationsverfahren sind generell einsetzbar und können auch anderen Bereichen der Medizin zur Anwendung kommen.“
Kooperation mit klinischen Abteilungen
Professor Machtens hat mehrere Forschungsschwerpunkte. Einer davon sind Neurotransmitter-Transporter und Ionenkanäle – das sind Proteine, die bei der Kommunikation zwischen Nervenzellen eine wichtige Rolle spielen. Außerdem liegt sein Interesse auf den molekularen Mechanismen des Hörens und der Schmerzweiterleitung. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Funktionsstörungen der Niere und des Gastrointestinaltrakts. Bei seinen Forschungen wird Professor Machtens eng mit verschiedenen klinischen Abteilungen zusammenarbeiten. „Ich freue mich sehr auf diese Kooperationen“, sagt der Neurophysiologe.
Vom Forschungszentrum Jülich an die MHH
Neu ist die MHH für Professor Machtens nicht: Er hat in Hannover Humanmedizin studiert und 2014 am MHH-Institut für Neurophysiologie promoviert. Danach führte ihn sein Weg über das Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen ans Forschungszentrum Jülich. Dort leitete er ab 2016 die wissenschaftliche Arbeitsgruppe „Computergestützte Neurophysiologie“. Gleichzeitig erhielt er 2019 eine Juniorprofessur am Institut für Klinische Pharmakologie der Uniklinik RWTH Aachen. Von der Kaiserstadt ging es für ihn zurück nach Hannover. „Über die Rückkehr an die MHH als Universitätsprofessor für Neurophysiologie bin ich sehr glücklich“, erklärt Professor Machtens.
Text: Tina Götting