MHH und Audi BKK starten bewährtes Programm auch an weiterführenden Schulen: KGS Pattensen macht den Anfang.
Kinder und Jugendliche sollten sich täglich mindestens 60 Minuten mit mäßiger bis anstrengender Intensität bewegen. Doch die Realität sieht anders aus. Je älter die Mädchen und Jungen, desto weniger sind sie körperlich aktiv. So erfüllen nur noch zehn Prozent der Jugendlichen die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Mit dem Bewegungsmangel steigt schon in frühem Lebensalter das Risiko für ernste Erkrankungen. Hier steuert das Bewegungsprogramm REBIRTH Active School der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und der Audi BKK gegen. Das Programm läuft bereits erfolgreich an Grundschulen und wird jetzt in angepasster Form auf weiterführende Schulen ausgedehnt. Für den Start holten die Projektpartner die Ernst-Reuter-Schule KGS Pattensen mit ins Boot.
Hinweise auf frühe Zellalterung
Mangelnde körperliche Aktivität und Übergewicht sind mit einem erhöhten Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie Schlaganfall und Herzinfarkt sowie Stoffwechsel-Erkrankungen wie Diabetes mellitus verbunden. „Untersuchungen an übergewichtigen Jugendlichen beweisen, dass sich bereits in jungen Jahren Fettablagerungen an den Arterienwänden zeigen können“, erklärt Professor Dr. Uwe Tegtbur, Direktor der Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin und Projektleiter von REBIRTH Active School. Gleichzeitig sind die positiven Effekte von regelmäßiger körperlicher Bewegung auf die Allgemeingesundheit bekannt. „Wer dauerhaft Sport in seinen Alltag integriert, hat längere Telomere“, sagt Professor Tegtbur. Telomeren sind ein Marker der zellulären Alterung. Sie befinden sich am Ende der Chromosomen und schützen sie zum Beispiel vor Krebs. Je länger sie sind, desto besser. „Nach einer französischen Studie sind bei übergewichtigen und inaktiven Kindern und Jugendlichen die Telomerlängen bereits um 24 Prozent verkürzt“, erläutert Professor Tegtbur.
Zu hohe Mediennutzung
Eine von vielen Ursachen für den Bewegungsmangel sieht das REBIRTH Active School -Team in der übermäßigen Mediennutzung. Mehr als 40 Prozent der 11- bis 17-Jährigen sitzen täglich mehr als drei Stunden vor dem Fernseher oder PC. Einen Zusammenhang von Medienkonsum und Bewegungsmangel beobachtet auch Mirjam Gerull, Leiterin der Ernst-Reuter-Schule KGS Pattensen: „Viele Jugendliche beschäftigen sich in den Pausen lieber mit dem Smartphone als mit anderen zu toben oder sportliche Spiele zu machen.“ Da die KGS Pattensen bereits erfolgreich innovative Ansätze im Schulalltag umsetzt, gingen die MHH und Audi BKK direkt auf die Schule zu. Als diese von der Möglichkeit hörte, an dem Programm REBIRTH Active School teilzunehmen, sagte sie sofort zu. „Gesundheit ist das Wichtigste im Leben, und Bewegung steigert die Lernfähigkeit“, erklärt Mirjam Gerull. „Als Schule ist es unsere Aufgabe, den Schülerinnen und Schülern Bewegungsangebote zu machen.“ Die Schule versteht sich grundsätzlich als bewegungsfreudige Schule, sie hat einen sehr großen Fachbereich Sport.
Start nach den Herbstferien
Nach den Herbstferien geht es zunächst in allen siebten sowie in einer achten Klasse los. Mit über den Schultag verteilten spielerischen drei- bis fünfminütigen Bewegungseinheiten während des Unterrichts sowie zusätzlichen Sportangeboten werden die Jugendlichen auf Trab gebracht. Nach und nach sollen alle anderen Klassen der Schule in das Bewegungsprogramm aufgenommen werden. Für das Projekt laufen von Seiten der Schulleitung und des Lehrpersonals bereits seit den Sommerferien die Vorbereitungen. In der letzten Ferienwoche kamen mehr als 100 Lehrerinnen und Lehrer der KGS mit dem REBIRTH Active School-Team zu einem Vorbereitungstreffen im Olympiastützpunkt Niedersachsen in Hannover zusammen.
Bewegung im Schulalltag lohnt sich
Dass sich Bewegungsimpulse im Schulalltag lohnen, zeigen die Erfahrungen der bereits erfolgreich durchgeführten Projekte an niedersächsischen Grundschulen. „Die körperliche Fitness der Kinder verbessert sich“, erklärt MHH-Sportwissenschaftlerin Ana Céline Braun. Was sie besonders freut: „Das Angebot kommt bei den Mädchen und Jungen sehr gut an. Sie haben Spaß daran, sich zu bewegen.“ Die Aktivitäten führen außerdem zu einem besseren und entspannten Klassenklima. Davon profitieren die Schülerinnen und Schüler genauso wie die Lehrerinnen und Lehrer. An den Grundschulen war REBIRTH Active School 2016 als Pilotprojekt gestartet.
Körperliche Aktivität steigert Lernfähigkeit
Seit 2021 wird der Ansatz im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie an mehr als 30 Grundschulen in Niedersachsen von der MHH überprüft und von der Audi BKK gefördert. Auch bei der Ausweitung des Projekts auf weiterführende Schulen hat das REBIRTH Active School-Team die Krankenkasse an ihrer Seite. „Prävention ist eine Kernaufgabe der Audi BKK und gerade in dem so wichtigen Setting Schule hat Bewegung eine besondere Bedeutung. Nicht nur für die körperliche, sondern auch für die kognitive Entwicklung und dem Miteinander der Schülerinnen und Schüler. Die Erfahrungen aus den Projekten haben bestätigt, dass die Lernfähigkeit in direktem Zusammenhang mit körperlicher Aktivität steht“, sagt Dirk Lauenstein, Vorstand der Audi BKK. Für die jugendlichen Schülerinnen und Schüler wird das Bewegungsprogramm altersgemäß weiterentwickelt. „Im Mittelpunkt werden Übungen für Kraft, Ausdauer und Koordination stehen. Außerdem werden Ernährung und Medienkonsum thematisiert“, erläutert Ana Céline Braun.
►Mehr zum Programm REBIRTH Active School: www.mhh.de/sportmedizin/rebirthactiveschool
Text: Tina Götting