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„Und plötzlich ist es so real. Da ist eine Person mit Blutkrebs, der ich helfen kann“

Ist eine Stammzellspende schmerzhaft? Und was passiert dabei genau? MHH-Kollegin Deborah erzählt von ihrer Spende.

Deborah Meybohm steht an einem Strand, im Hintergrund ist eine Strandkorb und das Meer zu sehen.

Stand: 17. April 2023

Deborah, dein Spendetermin war Ende Februar. Wie hast du die Spende überstanden?
Deborah Meybohm: Sehr gut. Ich spüre keine Nachwirkungen und muss mich fast schon daran erinnern, dass ich vor Kurzem Stammzellen gespendet habe. Bei mir war es eine sogenannte periphere Stammzellspende, also über einen Zugang im Arm ähnlich wie bei einer Blutspende. Bereits am Tag nach der Spende Ende Februar war ich schon wieder fit, konnte spazieren gehen und bin dann den nächsten Tag auch wieder zur Arbeit gegangen.

Wann hast du dich als Stammzellspenderin registrieren lassen und warum?
Deborah Meybohm: Das ist schon länger her. 2018 war ich an der MHH bei einer Typisierungsaktion für eine MHH-Mitarbeitende, also nicht per Registrierungsset zu Hause. Mir ist eine kleine Menge Blut abgenommen worden und damit war ich im Grunde schon registriert. Das ist alles sehr unkompliziert abgelaufen. Ich wollte das schon immer machen, war aber zu jung. Man darf sich erst ab 17 Jahren registrieren lassen und seine Datei wird mit 18 Jahren für die Spendersuche aktiviert. Das ist bei mir wie beim Blut spenden, was ich auch regelmäßig mache. Ich habe genug oder das Passende davon im Körper, warum soll ich das nicht spenden, wenn es eine andere Person gerade braucht?

Wie hast du erfahren, dass du als Spenderin infrage kommst?
Deborah Meybohm: Das war im vergangenen Herbst. Kurz nach meinem Urlaub habe ich erst eine SMS und dann noch eine E-Mail bekommen. Da war ich super überrascht, auch weil die Registrierung ja schon so lange her war.

Und das Spenden stand außer Frage?
Deborah Meybohm: Ja, nach der E-Mail gab es ein Telefonat mit der DKMS und dabei wurde ich gleich als erstes ausdrücklich gefragt, ob das Spenden für mich noch infrage kommt. Das habe ich natürlich sofort bejaht. Das stand für mich von vorneherein fest. Und jetzt war das Ganze auch so real geworden, da ist wirklich jemand mit Blutkrebs, dem ich helfen kann. Mein Wunsch zu helfen, ist so noch größer geworden.

Wie hat dein Umfeld reagiert?
Deborah Meybohm: Meine Freunde waren alle positiv überrascht, haben sich sehr gefreut und fanden das total mutig. Das war mir aber eigentlich sehr unangenehm. Denn für mich ist das eine Selbstverständlichkeit. Ich brauche dafür keine Anerkennung. Und ich habe mir auch immer gesagt, dass selbst wenn es mir bei der Spende schlecht geht, ist das nicht zu vergleichen mit dem, was die betroffenen Patienten durchmachen.

Was passierte als nächstes, nach dem du benachrichtigt wurdest?
Deborah Meybohm: Ich habe einen Gesundheitsfragebogen ausgefüllt und musste noch einmal Blut abnehmen lassen. Dann habe ich im Dezember Bescheid bekommen, dass alles wirklich passt. Ende Januar war ich dann bei der Voruntersuchung, wo ich wirklich sehr gründlich durchgecheckt worden bin. Es gab verschiedene Untersuchungen wie Ultraschall und Lungenfunktionstest und Laborwerte wurden bestimmt - das alles, um sicher zu gehen, dass ich die Spende auch gut verkrafte. Auch Blut wurden noch mal abgenommen, um u. a. HIV und andere übertragbare Krankheiten auszuschließen. Eine Woche später kam dann die offizielle Spenderfreigabe, die Bestätigung, dass ich wirklich gesund bin und daraufhin drei Wochen später, Ende Februar, war dann der Spendetermin.

Wie genau ist die Spende abgelaufen?
Deborah Meybohm: Im Vorfeld musste ich mir über fünf Tage den Wirkstoff G-CSF (Granulozyten-Kolonie-stimulierenden Faktor) spritzen. Das ist ein hormonähnliches Präparat, das die Produktion von Stammzellen und deren Ausschwemmung in die Blutbahn erhöht. Das Spritzen kostet natürlich etwas Überwindung, war aber am Ende überhaupt kein Problem. Und dann bin ich am Spendetag mit meiner Mutter zur Klinik gefahren und habe noch zu ihr gesagt, dass ich mir unsicher bin, ob mein Körper wirklich genug Stammzellen gebildet hat. Denn wir ging es die ganze Zeit gut. Ich hatte gehört, dass es einem dann wegen Schmerzen zeimlich schlecht gehen soll. Das war bei mir gar nicht der Fall. Und auch bei der Spende selbst hatte ich keine Probleme. Ich wurde an das Gerät angeschlossen und lang dann da mit zwei Venenzugänge an den Armen für circa fünf Stunden. Im Anschluss blieb ich noch etwas unter Beobachtung, konnte was essen und durfte aber am selben Tag nach Hause. Später wurde mir dann am Telefon noch gesagt, dass meine Spende ausreicht, ich brauchte also nicht für eine weitere Entnahme kommen.

Hast du dir viele Gedanken gemacht, wer die Person ist, die deine Stammzellen bekommt?
Deborah Meybohm: Tatsächlich gar nicht viele. Es ist auch klar geregelt, dass man als Spender vorher gar nichts erfährt. Nachher erfährt man ein paar Eckdaten. Also ich weiß zum Beispiel, dass es bei mir eine Frau aus Frankreich ist und mehr werde ich nicht erfahren. In Deutschland darf man nach zwei Jahren Kontakt aufnehmen, aber Frankreich lässt das aus Datenschutzgründen nicht zu. Ich darf aber einen anonymen Brief schreiben, den die DKMS weiterleitet. Es ist schon schade, dass man die Person nicht kennenlernen kann. Aber letztendlich ist es egal, an wen die Spende geht. Es ist ein gutes Gefühl, so helfen zu können.

  • Viele weitere Infos zur Stammzellspende und wie man sich registrieren lassen kann, gibt es auf www.dkms.de

Die Fragen stellte: Vanessa Niedzella

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