Delegation aus Mutolere informiert sich über Möglichkeiten in der Frauenklinik.
Stand: 10. Januar 2023
Vor zwei Jahren startete die Frauenklinik gemeinsam mit KlinStrucMed-Studentin Lea Stubbe einen Austausch mit dem St.-Francis-Hospital in Mutolere (Uganda). Bei dem Projekt „Midwife Exchange with Uganda“ geht es darum, sich mit den afrikanischen Geburtshelferinnen und Geburtshelfern über Abläufe und Standards der Geburtshilfe auszutauschen. Initiiert hatten das Projekt damals die MHH-Frauenärzte Dr. Anja Philippeit und Professor Dr. Rüdiger Klapdor. Die Corona-Pandemie verhinderte zu Beginn einen Besuch in Uganda, so dass der Austausch zunächst online mit Videogesprächen stattfand. Auch ein Gegenbesuch musste verschoben werden – jetzt endlich kamen die Gäste aus Uganda an die Hochschule, um sich vor Ort mit Ärztinnen und Ärzten, Hebammen und Studierenden über ihre Arbeit auszutauschen.
Großes Interesse an technischer Ausstattung
Im Dezember 2021 waren zwei Doktorandinnen der MHH in Mutolere, um die Arbeit der afrikanischen Klinik kennenzulernen. Jetzt kamen Klinikleiter Dr. Jerome Mugisha und die beiden Hebammen Poulina und Julia nach Hannover. Während ihres 18-tägigen Aufenthaltes wohnten sie in einem Studentenwohnheim auf dem Campus, so dass der Weg morgens in die Frauenklinik kurz war. Dort konnten sich die Hebammen den Kreißsaal und die Versorgung der Neugeborenen genauer anschauen. Poulina war fasziniert von dem technischen Equipment und den vielen Monitoren, da die fetale Herzfrequenz bei ihrer Klinik nicht mit einem CTG überwacht wird, sondern von Hand mit einem Pinard-Stethoskop. Außerdem gefiel ihr der Gedanke, dass die Väter bei der Geburt mit dabei sein dürfen und die Frauen nicht allein sind.
Als Gynäkologe nutzte Dr. Jerome Mugisha den Besuch, um bei Operationen in der Frauenklinik zu hospitieren, zum Beispiel bei dem Laparoskopie-Roboter „da Vinci“. Außerdem nahm er parallel an der ersten internationalen Konferenz der Klinikpartnerschaften in Berlin teil, bei der alle Projekte, die über die Organisation „Klinik Partnerschaften“ der Gemeinschaft für internationaler Zusammenarbeit (GIZ) gefördert werden, für einen interkulturellen Austausch zusammen kamen.
Fallbasiertes Training in Uganda geplant
Ziel des Austausches mit Uganda ist es vor allem, gemeinsam mit den Hebammen in Uganda wichtige Handlungsanweisungen als SOP (Standard Operating Procedure) zu erarbeiten und diese als Dokumente zu verschriftlichen. Da im nächsten Jahr geplant ist, ein fallbasiertes Training in Mutolere einzuführen, stand ein erstes gemeinsamer Testlauf ebenfalls auf dem Programm. Mit Hilfe eines Beckenmodells als Geburtstrainer wurden die bereits eingeführten Arbeitsanweisungen zur spontanen Geburt, Schulter-Dystokie und Beckenendlage wiederholt und anhand von Fallbeispielen erfolgreich trainiert.
Neben dem fachlichen Austausch gab es auch jeden Tag einen kulturellen Programmpunkt, zum Beispiel Bowlen, Sightseeing in Hannover und Braunschweig, Reiten, ein Zoobesuch oder ein typisch deutsches Essen im Brauhaus. Mit vollgepackten Koffern, Kleidung und Schokolade für die Kinder in Uganda im Gepäck sowie jeder Menge Erfahrungen und Eindrücken ging es dann für die Gäste zurück nach Uganda.
Autorin: Bettina Dunker